Nürensdorf

Fehlendes Vertrauen: Verfahrene Situation in der Schule

Das Schuljahr ist zu Ende und doch brodelt es weiterhin zwischen Elternvertretern und der Schulbehörde. So wurde eine weitere Beschwerde beim Bezirksrat in Bülach eingereicht.

Die Aufregung im Ebnet hat sich noch nicht gelegt. (ph)

An der Gemeindeversammlung im Juni stellten sechs Nürensdorferinnen und Nürensdorfer eine Anfrage nach Paragraph 17. Der Inhalt: Zu viele Austritte von Lehrpersonen, fehlende Transparenz in der Kommunikation und Reputationsschäden für die Schule Nürensdorf. Wie bei solchen Anfragen üblich, verlas Schulpflegepräsident Gerry Romanescu die Antworten des Gemeinderates. Dieser sieht keine aussergewöhnlichen Abgänge im Lehrergremium, sondern begründete Abgänge wegen «persönlichen oder institutionellen Gründen». Diese widersprächen auch nicht den laufenden Verbesserungen der letzten zwei Jahre.

Schwelende Unzufriedenheit

Bereits vor zwei Jahren gab es Unruhe wegen mehrerer Kündigungen, welche Konflikten zwischen Behörden und Lehrerschaft im Schulhaus Ebnet zugeschrieben wurden. Eine Aufsichtsbeschwerde von Eltern mündete darin, dass sich die Behörde einschaltete und einen Runden Tisch mit Vertretern der Schulpflege und der Lehrerschaft einberief. Ein Coaching wurde durchlaufen, um die Schwierigkeiten aufzuarbeiten. Der Bezirksrat stellte fest, «dass die Schule auf dem richtigen Weg sei» und beendete sein Eingreifen.

Erneute Beschwerde

Zwei Jahre später scheint die Angelegenheit aus Sicht der Eltern nicht zufriedenstellend. Erneut haben Elternvertreter eine Aufsichtsbeschwerde beim Bezirksrat Bülach eingereicht. Samuel Frempong ist einer der Eltern, welcher seine Gedanken in einem Brief an die Behörde offengelegt hat. «Am Ende leiden unter dieser ganzen Geschichte die Kinder», sagt er – dies ist der Grund für sein Engagement. «Die Probleme vom letzten Mal sind noch dieselben – es hat sich nichts geändert. Kritik wird pauschal abgewiesen. Man ignoriert die Situation einfach – wir fordern jetzt ein Ende der Schönrederei und Konsequenzen.» Mit den Antworten an der Gemeindeversammlung ist man nicht zufrieden und stört sich daran.

Appell der Behörde

Die Schule hat sich mittlerweile mit einer Leitung Bildung breiter aufgestellt. Ein Teil des Problems sieht sie im Rollenverständnis. So hat die Behörde zum Schuljahresende einen dringlichen Appell versandt, dass man mit Sorge die Einflussnahme auf Personalentscheide und die gezielte Mobilisierung Dritter wahrnehme und sich einen «respektvolleren Dialog» wünsche. «Eine direkte Einflussnahme durch Eltern, etwa durch öffentliche Kampagnen oder Unterschriftensammlungen, überschreitet die Grenzen der vorgesehenen Mitwirkung und gefährdet das Vertrauensverhältnis innerhalb der Schulgemeinschaft.»

An einer Sitzung der Elternräte mit der Behörde diskutierte man erneut Rollen- und Aufgabenbilder. Gerry Romanescu sagt dazu: «Es war ein konstruktiver Dialog, wie ich ihn mir wünsche und den die Behörde weiterführen möchte. Wir begrüssen unterschiedliche Meinungen und die Diskussion dazu. Ich bin überzeugt, dass wir alle im Interesse der Kinder handeln. Dafür sind ein respektvoller Austausch und die Wertschätzung der Arbeit aller Beteiligten entscheidend. Unser Ziel ist es, das gegenseitige Vertrauen zu stärken und gemeinsam optimale Rahmenbedingungen für unsere Schulkinder zu schaffen.»

Nachfrage bei Bezirksratspräsidentin Karin Müller-Wettstein.

Bei welchen Fällen schreitet der Bezirksrat in schulischen Belangen ein?

Grundsätzlich besagt die verfassungsmässig garantierte Gemeindeautonomie, dass ein Einschreiten der Aufsichtsbehörden nur bei klaren Rechtsverletzungen und tiefgreifendem Missbrauch, der sich mit einer ordentlichen Verwaltung schlechthin nicht mehr verträgt, zulässig ist. Dem Bezirksrat obliegt unter anderem die Aufsicht über die Schulpflegen und Verwaltungen, für personelle Belange der Lehrpersonen ist das kantonale Volksschulamt zuständig.

 

Halten Sie noch Kontakt zu den Nürens­dorfer Behörden?

Der Bezirksrat Bülach ist im steten Kontakt mit der Schulpflege Nürensdorf und informiert sich regelmässig über die aktuelle Situation, dies in telefonischem, schriftlichem oder persönlichem Austausch. Wir haben Kenntnis über bestehende und neu installierte Austauschgefässe sowie weitere durch die Schulpflege getroffene Massnahmen. Auch über die Kündigungen und anschliessend über die Neubesetzungen wurden wir in Kenntnis gesetzt. Es wurden keine aufsichtsrechtlichen Massnahmen getroffen.

 

Gibt es formale Gründe bei einer Beschwerde, auf welche der Bezirksrat nicht eintreten kann oder muss?

Abgesehen von anonymen Beschwerden nimmt der Bezirksrat alle Aufsichtsbeschwerden anhand. Es ist aber darauf hinzuweisen, dass Aufsichtsbeschwerden, also Rechtsbehelfe, – im Gegensatz zu Rechtsmitteln – keiner Formerfordernis unterliegen. Bei Aufsichtsbeschwerden ist auch kein Schriftenwechsel erforderlich. Oft wird der direkte Kontakt mit der beschwerdebetroffenen Behörde aufgenommen. Dieses Vorgehen kann bei den Beschwerdeführenden, die in einem solchen Verfahren keine Parteirechte haben, den Eindruck erwecken, die Aufsichtsbehörde behandle die Beschwerde nicht, obwohl wir die Aufsichtsbeschwerde bearbeiten.

 

Erwägen Sie ein erneutes Eingreifen in Nürensdorf?

Leider ist in der heutigen Zeit eine hohe Fluktuation bei Lehrerstellen nicht ungewöhnlich. Viele Abgänge an der Schule Nürensdorf sind sachlich begründet. Nach Aussage der Schule Nürensdorf konnten sämtliche offenen Stellen mit qualifizierten Lehrpersonen besetzt werden. Wir verstehen jedoch die Sorgen der Eltern und nehmen diese ernst. Im Übrigen wird der Bezirksrat nach den Sommerferien in Nürensdorf die periodisch stattfindende, reguläre Visitation durchführen.

Diesen Artikel können Sie liken!