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GIS-Browser des Kantons Zürich verrät Kurioses zu Orts- und Flurnamen

Flur- und Siedlungsnamen lassen oft tief in die Geschichte blicken. Dank den digital verfügbaren Karten kann man auch in den dorfblitz-Gemeinden auf Spurensuche gehen.

1947 war Bassersdorf noch ein Dorf mit vielen Weilern und Einzelgehöften. (ETH-Bibliothek, Werner Friedli)

Hakab, Juchen oder Strubikon: Im dorfblitz-Gebiet tummeln sich allerhand kuriose Orts- und Flurnamen. Wer wissen will, wo diese Namen herkommen und was sie bedeuten, findet zumindest teilweise Antworten auf dem kostenlosen GIS-Browser des Kantons Zürich. Dazu im Internet maps.zh.ch eingeben und in der linken Spalte hinunterscrollen bis zu den Siedlungsnamen.

Bassersdorf – das bessere Dorf

Dabei gibt es neben viel Interessantem auch Amüsantes zu entdecken. Beispiel Bassersdorf: Viele Einheimische wissen möglicherweise, dass Bassersdorf ursprünglich Dorf oder Siedlung des Bazzil hiess. Daraus entwickelte sich mit der Zeit über Formen wie Bazzilstorf und Basselstorf das heutige Bassersdorf. Im 18. Jahrhundert kursierte jedoch auch die Form Besserstorf – also das «bessere Dorf». Die Namensforscher vermuten, dass diese Namensänderung volksetymologische Gründe hat. In der Volksetymologie werden Wörter, deren Bedeutung nicht mehr verstanden wird, von den Menschen nach Gutdünken umgedeutet. Ein Beispiel für eine solche Umdeutung ist das «Guter Rutsch», welches nichts mit Rutschen zu tun hat, sondern vermutlich vom hebräischen «Rosch ha-Schana» kommt, was «Anfang des Jahres» bedeutet. «Rosch» wurde dabei zu «Rutsch» umgedeutet. Im Fall von Bassersdorf hat sich das «bessere» Dorf aber nicht durchsetzen können.

Ortsnamen oft Männernamen

Wie Bassersdorf geht Nürensdorf auf einen Personennamen zurück, allerdings ist hier nicht ganz klar, wie der damalige Herr hiess. Nuoli, Nüeli oder Niwil stehen unter anderem zur Debatte. Im Laufe der Zeit wurde daraus Nürensdorf.

Auch am Anfang von Brütten steht ein Name, aber vermutlich ein lateinischer und damit ein vordeutscher Siedlungsname. Die Forscher nehmen an, dass der Ortsname auf «villa Britta» zurückgeht, also Landgut des Brittus’, was auch zu den Funden einer spätrömischen Villa im Gebiet passt.

Auch Baltenswil war ursprünglich das «Gehöft des Baldin». Und Strubikon heisst nicht so, weil es da besonders strub zu und her geht, sondern weil vor vielen Jahrhunderten ein Mann namens Strubo da siedelte. Ebenso bergen die Namen Oberwil und Breite keine grossen Überraschungen: Oberwil bezeichnete schlicht das höher als Birchwil gelegene Gehöft, und Breite bedeutete eine Siedlung auf einer breiten Ebene.

Keine Birken in Birchwil

Bei Birchwil zeigt sich aber wieder, wie die ursprüngliche Namensherkunft vergessen ging und die Leute selbst etwas fabulierten – denn die Birchwiler zierten sich im Wappen mit einer Birke, obwohl Birchwil nichts mit Birken zu tun hat. Vielmehr bezeichnete der Name das «Gehöft des Piricho». Birch hingegen, eine alte Hofsiedlung nordwestlich von Brütten, soll tatsächlich auf ein Waldgebiet mit Birken verweisen.

Tiere als Namensgeber

Schwieriger zu erraten ist die Wortherkunft des Weilers Hakab bei Nürensdorf. Der Name erschien erstmals im 13. Jahrhundert als «Habechekke» und bezeichnete vermutlich eine «Habichts-Ecke», also einen Ort, an dem sich viele Habichte aufhielten. Das Gebiet Juchen zwischen Bassersdorf und Birchwil lässt sich auf eine Art Flächenmass zurückführen; es bezifferte eine Fläche so gross, wie sie ein Joch Rinder an einem Tag umackern kann.
Der GIS-Browser listet noch weitere Flurnamen auf, und es lohnt sich allemal ein Blick darauf. Das Herumstöbern auf der Seite fühlt sich an wie eine Reise in entfernte Zeiten, als die Männer noch Piricho und Strubo hiessen, als die Felder mit Tieren beackert wurden und als auf den Feldern Habichte in Scharen nach Mäusen jagten.

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