Bassersdorf

Immer mehr geräuschlose Riesen erobern die Strassen

Seit einigen Monaten wächst der Bestand an Elektrorollern auf den Strassen im dorfblitz-Verteilgebiet. Gespräche mit der Gemeindepolizei Bassersdorf und Verkäufer solcher Roller zeigen: Hinter den Rollern versteckt sich weit mehr als nur ein Gefährt.

Unter den Schülern gilt das Fahren eines Elektrorollers als cool. (fr)

Ungewöhnlich dicke Reifen, breiter Sitz, kaum übersehbar und gleichzeitig lautlos.Die Rede ist von den sogenannten Elektrorollern, welche von Jugendlichen im Teenageralter gefahren werden. «Viele Leute stören sich daran, da sie die Elektroroller nicht hören können. Wir haben schon diverse Schreiben und Telefone erhalten. Auch der Gemeinderat hat sich schon damit beschäftigt», erzählt Thomas Rutz, Leiter der Gemeindepolizei in Bassersdorf.
«Umgang mit Trendfahrzeugen», lautet der Titel der ausgedruckten Präsentation, in welcher Polizist Rutz während des Gesprächs laufend blättert. Offenbar ist sich die Polizei der Problematik bewusst. «Rechtlich gesehen sind diese Roller einem Fahrrad gleichgestellt. Daher muss auch kein Helm getragen werden. Ab 14 Jahren ist es erlaubt, solche Elektroroller zu fahren. Bis zum Erreichen des 16. Lebensjahres benötigt es allerdings einen gültigen Mofa-Ausweis. Mit der richtigen Ausstattung ist es erlaubt, einen Beifahrer hinten auf dem Roller mitzuführen», erklärt Rutz.

Teurer Spass

«Die Nachfrage nach diesen Rollern ist in den letzten zwei Jahren stark angestiegen», erzählt Umut Sevi, Mitarbeiter der Firma Emovemotors AG, welche an verschiedenen Standorten in der Schweiz diese Elektroroller vertreibt. Im Durchschnitt kostet ein Elektroroller bei dieser Firma 3500 Franken. Fast die Hälfte der Käufer bezahlt gemäss Sevi nicht den gesamten Kaufpreis, sondern vereinbart eine Ratenzahlung über mehrere Jahre, sodass die monatliche Belastung etwa 60 bis 70 Franken beträgt. Als Käufer treten meistens die Eltern der Jugendlichen auf.

«Die ursprüngliche Idee bestand darin, die urbane Mobilität auf eine umweltfreundliche Schiene zu bringen», erklärt Thomas Rutz. Trotzdem übt er Kritik an den neuartigen Gefährten: «Viele technische Details sind unbekannt. Es gibt keine ordentliche Zulassung oder gar einen Fahrzeugausweis. Dazu ist es vergleichsweise einfach möglich, die Geschwindigkeitsbegrenzung von 25 Stundenkilometern auszuhebeln. Wir haben schon einige Elektroroller geblitzt». Mit dieser Aussage konfrontiert, entgegnet Händler Umut Sevi: «Tatsächlich lässt sich die Geschwindigkeitsbegrenzung mit wenigen Griffen verändern, sodass Geschwindigkeiten bis zu 50 Stundenkilometern möglich sind. Wir machen unsere Kunden darauf aufmerksam, dass dies illegal ist».

Schulweg mit Rollern

Wenn diese Roller fast ausschliesslich durch Jugendliche gefahren werden, wie sieht dann die Situation in der Sekundarschule Bassersdorf aus? «Unter den Schülern gilt das Fahren eines Elektrorollers als cool. Wir haben bereits viele Schüler, welche mit solchen Rollern in die Schule fahren. Leider hatten wir schon diverse Probleme damit, beispielsweise störten die piepsenden Bewegungsmelder der Gefährte den Unterricht. Weiter beobachten wir, dass auf dem Schulweg oft wichtige Verkehrsregeln wie Rechtsvortritt missachtet werden. Mich würde es nicht überraschen, wenn es in Zukunft Unfälle gibt», erzählt Schulleiter Urs Worni.

Ausdruck der Jugend

Gegen die Elektroroller kann die Polizei Bassersdorf wenig ausrichten: «Schlussendlich ist es nicht verboten und damit ist die Jugend im Recht», sagt Thomas Rutz. Weiter erinnert er sich an seine eigene Jugendzeit: «Auch ich hatte ein Mofa. Die Jugend ist heute nicht schlimmer als sie früher war. Die Mittel, sich gegenüber den Erwachsenen abzugrenzen, sind andere. Nicht jeder ist in einem Verein tätig und sucht daher eine andere Art, sich auszudrücken. Da bietet sich unter anderem ein solcher Roller an». Während Rutz einiges Verständnis für die Jugend zeigt, ist sein Verdikt gegenüber diesen geräuschlosen Riesen klar: «Die Roller sind überflüssig. Über kurz oder lang muss es eine Änderung geben, denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis der erste schwere Unfall gemeldet wird».

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