Timing ist alles!
Das Drami Nüeri ist ein sicherer Wert in der Agenda von Nürensdorf. Obwohl viele des Ensembles bereits viele Jahre mitspielen, hat der neu verpflichtete Regisseur Peter Locher sie aus der Komfortzone geholt.
Rund fünf Wochen vor der ersten Aufführung sieht vieles schon gut aus unter den gestrengen Augen von Regisseur Peter Locher und Vereinspräsidentin Ute Müller. «5, 4, 3, 2, 1 und Action!» Die langjährigen Mitglieder des Drami Nüeri legen los in ihren Rollen, vergessen da und dort noch einen Einsatz, schauen in die falsche Richtung – aber von aussen gewinnt man den Eindruck, dass sie am 2. November zur Première bereit sein werden.
Änderungen fordern heraus
Das kurzfristige Einspringen eines Schauspielers scheint keine grösseren Probleme im Spielfluss zu bescheren. «Er passt zu uns – ist ein guter Typ. Man sieht, dass er kein Neuling ist», lautet das Credo. Dennoch mussten plötzlich Probendaten neu gelegt werden, man musste sich auf eine unbekannte Person eingespielen, «ein Hoselupf!» sind sich alle einig. Mit dem neu verpflichteten Regisseur Peter Locher kam ebenfalls neuer Wind in die Proben. Die Laienschauspieler sind sich eine Stellprobe gewöhnt, Locher sieht darin keinen Sinn und hat sie kurzerhand abgeschafft. Ein einschneidender Prozess, dennoch haben die Schauspieler die Herausforderung angenommen und ihre Komfortzonen verlassen. «Die Energie im Drami Nüeri habe ich selten erlebt bei einer Laienschauspielertruppe», lobt Peter Locher. «Ich bin als Regisseur auf diese Spiellust und Energie angewiesen, um die Schauspieler im Stück zu formen.»
Körpersprache kommuniziert
Schaut man den Proben zu, zeigt sich dieses Formen in verschiedensten Anweisungen. Sei es die Endungen überdeutlich zu sprechen oder gerade zu stehen; ebenso bewusste Pausen zu setzen, nicht in den Rücken seines Mitspielenden zu sprechen – Locher sieht viel, was dem Laien verborgen bleibt. «Ich komme aus dem Bewegungstheater, da ist die Körpersprache entscheidend.» So hat er seinem Ensemble auch neue Wege zum Textlernen mitgegeben. «Ein Text soll nicht wie früher in der Schule auswendig gelernt werden. Jeder Mensch hat ein Körpergedächtnis, will heissen, man bettet Text in Situationen ein und lernt sie so in einen grösseren Bogen zu spannen.» Das helfe am Ende auch, textliche Blackouts zu vermeiden. «Ich warte nicht auf ein bestimmtes Wort für meinen Einsatz. Das hilft der Achtsamkeit in einer Situation. Davon lebt eine Theateraufführung», erklärt Locher.
«Timing ist alles! Es lohnt sich, auf Sekunden zu achten»
Kleinigkeiten entscheiden
Die Laienschauspieler horchen nach einem Durchgang des ersten Aktes den Beobachtungen des Regisseurs, diskutieren über einzelne Passagen und wie sie mit Mimik und Gesten die Dialoge noch spannender gestalten können und damit am Ende verständlicher für die Zuschauer. Bis zur Première gilt es nun, an vielen scheinbaren Kleinigkeiten zu feilen und die Technik miteinzubinden. Die Lautstärke einzelner Soundeinspielungen oder der Schuss aus der Pistole, der definitiv zu spät kam – für den Regisseur ist eine Sekunde zu spät am Ende doch zu spät. «Timing ist alles! Es lohnt sich, auf Sekunden zu achten», sagt Locher. Der Techniker macht Notizen in sein Skript, damit er beim nächsten Mal sekundengenau «schiessen» kann.
Alles mit drin
Auch wenn das diesjährige Stück für die Schauspielenden einige Klippen bereithielt, wird die Komödie «Mission Million» die Zuschauer sehr gut unterhalten, hat es doch alles mit drin, was eine Komödie braucht: lebhafte Dialoge, Verwirrungen en masse, eine «Tusse» und eine Spannerin, die alles beobachtet von ihrem Balkon aus. «Amateurtheater lebt vom Unmittelbaren, vom dorfnahen – hier spielt das Leben und das Reflektieren der Gesellschaft hat in einer Komödie immer Platz», sagt Peter Locher aus Erfahrung.