Bassersdorf

Daniel Schulze aus Bassersdorf auf Abenteuerreise mit umgebautem Feuerwehrauto

Mit einem umgebauten Feuerwehrauto reiste Familie Schulze ein halbes Jahr durch Europa und Nordafrika.

Familie Schulze als stolze Besitzer eines Feuerwehrautos. (Fotos: zvg)
Mit diesem umgebauten Feuerwehrauto reiste Familie Schulze ein halbes Jahr durch Europa und Nordafrika. (zvg)

Daniel Schulze, diese ungewöhnliche Idee lässt erahnen, dass Sie kein Freund von Pauschalreisen sind?

Meine Frau und ich waren schon immer unabhängig unterwegs, zunächst mit einem VW-Bus, dann mit Wohnmobilen. Unsere Reisen dauerten teilweise mehrere Wochen oder Monate. Als unsere Kinder Fabian und Monique auf die Welt kamen, sind die Fahrzeuge mit den Kindern gewachsen.

Was treibt einen dazu, ein Feuerwehrauto zu kaufen und dieses umzurüsten?

Vor drei Jahren planten wir für 2024 eine Auszeit von sechs Monaten mit unseren beiden schulpflichtigen Kindern. Die ganze Familie ist sehr sportbegeistert. Mountainbiken steht für alle ganz hoch im Kurs. Wir suchten nach einem Fahrzeug, in dem man im Innenraum vier Bikes sowie die Sportausrüstungen gut verstauen kann, konnten aber weder auf dem Gebrauchtmarkt noch als Neukauf etwas Passendes finden. Dann erzählte mir ein Bekannter von einem Feuerwehrauto und meinte: «das wäre doch was für dein Projekt». Da reifte der Entschluss: Warum nicht ein Feuerwehrauto gemäss unseren Anforderungen umbauen und so alle unsere Wünsche erfüllen?

Also entstand das Projekt durch Zufall?

Genau. Im Januar 2023 erfuhren wir, dass ein Feuerwehrauto in einer Scheune am Zürichsee zum Verkauf steht. Der Besitzer hatte es in der Coronazeit der Feuerwehr abgekauft, ist jedoch am Umbau gescheitert. Ich war sofort Feuer und Flamme dafür, das Fahrzeug als Basis für ein Wohnmobil zu nehmen. Ich besprach mich mit meiner Frau und nicht einmal 24 Stunden später war der Entscheid gefallen, das Feuerwehrauto zu kaufen. Wir wollten dieses Abenteuer in Angriff nehmen.

Wie war die Fahrt bis vor Ihre Haustüre?

Ich durfte nicht damit fahren, das Fahrzeug war mit 8,2 Tonnen zu schwer. Ein befreundeter Garagist ist eingesprungen und schon stand das rote Ding vor unserer Tür. Alles im Original, mit Blaulicht und Sirene. Das hat schon Aufsehen erregt.

Wie ging es dann weiter?

Die Verwandlung des Einsatzfahrzeuges startete, indem wir die komplette Feuerwehrkonstruktion entfernten. Alles musste raus, denn wir wollten ja eine gute Isolation einbringen – im Sommer sollte es nicht zu heiss sein und im Winter nicht zu kalt. Wir mussten leistungsstarke Werkzeuge kaufen, um alles herausschneiden zu können. Wichtig war auch die Zulassung. Mit dem Einbau einer günstig gekauften Einrichtung wie Tisch, Bett, Küche war die Mindestanforderung des Kantons Zürich für ein schweres Wohnmobil erfüllt.

Keine Probleme bei der Zulassung dieses Gefährts?

Ja, das war die erste Hürde. Auch die Prüfer haben gestaunt, aber ich bekam das Nummernschild mit nur wenigen Auflagen ausgehändigt. Ein unbeschreibliches Gefühl, die Zulassung in den Händen zu halten! Danach ging es richtig los!

Das klingt nach einem stressigen Vorhaben…

Ganz ehrlich – wir hatten keine Vorstellung davon, wie stressig alles werden würde. Schliesslich waren wir ja beide im Beruf eingespannt. Hätten wir geahnt, was auf uns zukommt …wer weiss? Während des ganzen Umbaus lagen die Nerven schon teilweise blank. So ein Projekt ist nur möglich, wenn die ganze Familie mitzieht. Meine Frau Jana hat viel übernommen, unsere Kinder mussten zurückstecken. Sie wurden in dieser Zeit aber auch selbständiger und haben sogar für uns gekocht, wenn wir keine Zeit hatten.

Mit diesem umgebauten Feuerwehrauto reiste Familie Schulze ein halbes Jahr durch Europa und Nordafrika. (zvg)
Mit diesem umgebauten Feuerwehrauto reiste Familie Schulze ein halbes Jahr durch Europa und Nordafrika. (zvg)
Mit diesem umgebauten Feuerwehrauto reiste Familie Schulze ein halbes Jahr durch Europa und Nordafrika. (zvg)

Wie planten Sie diesen Umbau des Fahrzeugs?

Das war eine echte Herausforderung! Wir haben eine Anforderungsliste erstellt. Welche Klimazonen bereisen wir? Stauraum ist wichtig. Vier grosse Schlafplätze sollen verfügbar sein. Vier Mountainbikes sollen in einer Heckgarage Platz haben. Wie soll die Wohnkabine eingerichtet werden, wo sollen Fenster sein; alles wie bei einem Hausbau – auch die Elektrik und die Wasserversorgung musste durchdacht sein.

Die Pläne dafür liessen Sie extern erstellen?

Die leere Wohnkabine wurde von einem Fachmann nach meinen Angaben gebaut. Alle Pläne für den Innenausbau, die Elektrik, das Solardach habe ich erstellt und mich online und auf Messen über den Selbstausbau informiert. Das Meiste machten wir in Eigenregie, teilweise holten wir uns Unterstützung. Die Bestellliste war gigantisch!

Wie lange hatten Sie für den Ausbau geplant?

Das Zeitfenster war ein Jahr. Wir wurden dafür belächelt, man hielt uns für Spinner. Aber ein Jahr später konnten wir stolz sagen: doch es geht – mit viel Planung, Arbeit und wenig Schlaf. Und zum Glück haben wir nach langer Suche eine Firma gefunden, die uns den Bau der Leerkabine bis Weihnachten 2023 zusagte. Es drehte sich alles nur um das Wohnmobil, alles andere war Nebensache.

Lief denn immer alles nach Plan?

Unsere Deadline zum Reisestart war Juli 2024. Die Kabine kam erst im Januar an. Dadurch konnten wir nicht wie geplant über die Festtage ganztags am Ausbau arbeiten. Da wurde ich wirklich nervös. Auch sonst stellten sich uns immer wieder Hindernisse in den Weg, die Zeit kosteten. Unsere Nachbarn haben sicher gelitten in dieser Zeit, weil wir dauernd hämmerten und sägten. Aber am Ende ist doch zeitlich alles knapp aufgegangen.

Hätte die Auszeit nicht verschoben werden können?

Nein, unmöglich. Meine Frau und ich hatten mit unseren Arbeitgebern schon alles geregelt. Vor allem mit den Kindern wäre es zum Problem geworden. Alles war mit den Lehrern und der Schulverwaltung abgesprochen und die Kinder waren auch schon von der Schule für die geplante Zeit abgemeldet.

Und dann ging die grosse Reise los…

Die Abreise war auf Beginn der Sommerferien geplant. Aber wir haben zwei Wochen überzogen. Dann habe ich alle Werkzeuge beiseitelegt, die wichtigsten haben wir für die Reise eingepackt. An diesem Tag mussten wir noch die Garage aufräumen. Am selben Abend haben wir für unsere sechsmonatige Reise gepackt. Verrückt, wenn man bedenkt, wie lange andere packen für nur zwei Wochen. Am nächsten Morgen ging es los.

Stellte sich die Ferienstimmung sofort ein?

Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die intensive Arbeit nicht mehr im Vordergrund stand. Trotzdem waren wir angespannt, ob auch alles funktioniert. Ein paar Optimierungen haben wir unterwegs noch vorgenommen. Am Anfang mussten wir immer nach Gegenständen suchen, die irgendwo verstaut waren. Aber nach einer Woche war das Vertrauen da, dass alles gut klappt. Wir haben uns alle schnell an den Ferienrhythmus gewöhnt.

Wohin ging die Reise?

Quer durch Europa, wir hatten nur die grobe Route bestimmt. Für diese Art zu reisen ist eine genaue Planung nicht realistisch. Die ersten beiden Monate verbrachten wir im Norden, dann sind wir Richtung Süden gefahren: Belgien, Frankreich, Spanien. Im Dezember haben wir unsere Reise im Atlasgebirge in Marokko beendet.

Sechs Monate auf engem Raum, Privat­unterricht für die Kinder – wie funktioniert das?

Ja klar, es ist nicht immer alles pure Freude, es braucht Eingewöhnungszeit. Aber es funktionierte alles gut. Von der Schule gab es keine Aufgaben, da die Kinder offiziell abgemeldet waren. Unterricht und Besorgung der Schulbücher ist Sache der Eltern. Aber es gibt eine SchulApp, in der die Quintalsbriefe hochgeladen werden. Wir wussten so, welche Themen die Kinder anschauen müssen.
Immer vormittags haben wir Schule gemacht. Die Kinder waren von Anfang an sehr motiviert mitzumachen und selbständig zu lernen. Wir waren immer überzeugt, dass das Homeschooling funktionieren wird auf der Reise – nur so kann eine solche Reise geplant werden.

Also Ende gut – Reise gut?

Klar gab es auch Unstimmigkeiten in der Familie, wie zuhause eben auch. Aber nach unseren Sportaktivitäten während des Tages haben wir uns immer gefreut, abends gemütlich zu kochen und beieinander zu sitzen. Wir hatten auch alle Annehmlichkeiten. Das ist einfach unser Lebensstil, wir sind gerne so unterwegs.

Das klingt nach einer eigenen Lebensphilosophie?

Das kann man sagen. Ein festes Ferienhaus passt einfach nicht zu uns, eines auf Rädern aber schon. Meine Frau und ich wollen noch lange so unterwegs sein und unsere Träume verfolgen, auch wenn die Investitionen viel Geld verschlungen haben. Es gibt schon auch Argumente dagegen, aber noch auf der Reise haben wir entschieden, dass wir wieder mit dem Feuerwehr-Wohnmobil unterwegs sein werden, dann aber ohne Kinder. Unser Ziel wird die Panamericana sein.

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