Bassersdorf

Mit der Polizei auf «Fasnachts-Patrouille»

dorfblitz-Redaktor Tobias Jäger unterwegs auf «Fasnachts-Patrouille» mit der Polizei Bassersdorf.

Punkt 20 Uhr stehe ich an diesem Fasnachts-Samstag vor dem Gemeindehaus C in Bassersdorf. Meine motivierte Anspannung ist spürbar, als ich die Türklingel drücke. Wenige Sekunden später werde ich von Markus Burri, Polizeichef und Leiter Sicherheit der Gemeinde Bassersdorf, herzlich begrüßt. Nach einem kurzen Händedruck betrete ich ein zur Kommandozentrale umfunktioniertes Sitzungszimmer, welches bereits mit einer Vielzahl an Einsatzkräften gefüllt ist: Kommunalpolizisten, Vertreter des Kantonspolizeikorps sowie Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes. Es fühlt sich an, als wäre ich mitten in einem Film über die Koordination eines Spezialeinsatzes.

Das Briefing beginnt. Markus Burri spricht mit klarer Stimme und erklärt die Mission des heutigen Abends: die Sicherheit der feiernden Fasnachtsbesucherinnen und -Besucher zu gewährleisten. Aufgrund der aktuellen Ereignisse im nahen Ausland, die präventive Vorsicht gebieten, wurde der diesjährige Fasnachtsanlass mit zusätzlichem Personal verstärkt. Die Atmosphäre im Raum ist konzentriert, fast schon elektrisierend. Alle lauschen, machen sich Notizen, und ich versuche, die vielen Informationen aufzunehmen. «Die Zusammenarbeit zwischen den uniformierten Kräften ist absolut entscheidend», betont Burri mit Nachdruck, und ich spüre, wie ernst die Aufgabe genommen wird.

Um 20:30 Uhr starten die ersten Patrouillen auf ihre Rundgänge. Gemeinsam mit Markus Burri sowie den Polizisten B. und H. machen wir uns auf den Weg. Der grosse Kastenwagen der Polizei Bassersdorf wirkt auf mich wie eine rollende Festung, und ich fühle mich sicher, als ich auf den Rücksitz klettere. Die Strassen in und um Bassersdorf sind noch ruhig – hier und da tummeln sich aber bereits ein paar verkleidete Gestalten, die offenbar auf dem Weg ins Party-Epizentrum sind. Burri erklärt mir während der Fahrt, wie die Signalisationen und Umleitungen für einen reibungslosen Verkehrsfluss während den Fasnachtstagen sorgen werden. «Das Dorfzentrum und die Mösliwiese sind alljährlich die Brennpunkte», sagt er und fügt hinzu: «Aber keine Sorge, wir haben genug Erfahrung, um die Lage unter Kontrolle zu halten.»

Plötzlich ertönt ein Funkspruch. Obwohl ich ohne Funkgerät keine Details höre, bekomme ich mit, dass es um mögliche «Krawallbrüder» vom Eishockeyspiel zwischen den beiden Zürcher Mannschaften geht, die auf ihrem Heimweg an der Basi Fasnacht für Unruhe sorgen könnten. Die Spannung im Fahrzeug steigt kurzzeitig an, doch Burri bleibt gelassen. «Die Transportpolizei gibt uns Bescheid, wenn es tatsächlich brenzlig werden könnte», erklärt er, und ich bewundere seine ruhige Art.

Nach der ersten Runde durch das Dorf steigen wir beim grossen Kreisel aus und begeben uns zu Fuss in Richtung Mösliturnhalle. Die Fasnachtsstimmung wird spürbar lebhafter. Unterwegs legen wir einen kurzen Stopp bei der Bungertstube ein, wo der Samariterverein Bassersdorf stationiert ist. Die freundlichen Ersthelfenden sowie der zufällig anwesende Sicherheitschef des FAKOBA erklären mir ihre Bereitschaftsmassnahmen – von Tragen über Spuckeimer bis hin zu einem speziellen Glas-Entsorgungsteam, das Verletzungen durch Glasscherben verhindern soll. Mit diesen präventiven Vorkehrungen seien die Herausforderungen der letzten Jahre gut im Griff zu halten. Ich staune über die gut durchdachte Organisation. Nach diesem Kurzbesuch verlassen wir die Szene, nicht ohne uns freundschaftlich zu verabschieden.

In der Möslihalle angekommen, schlägt mir eine Welle von lauter Musik und ausgelassener Fasnachtsstimmung entgegen. Maskierte Matrosen, Einhörner und Rockerbräute drängen sich gut gelaunt durch die Menge und an mir vorbei. Der private Sicherheitsdienst behält alles genau im Blick. Ich begleite mein Team in die Einsatzzentrale der hier stationierten Security-Leute, wo Burri sich über den aktuellen Stand informiert. «Bisher alles ruhig», lautet die Rückmeldung, und die Beamten nicken zufrieden. Dennoch bleiben wir wachsam.

Beim Rundgang durch die Treppenhäuser begegnen wir einem grimmig dreinschauenden, rosafarbenen Eisbären, der mir mühsam erklärt, warum er ein Problem mit der Polizei vor Ort hat. Seine Aussagen sind schwer verständlich, und ich vermute, dass dies direkt mit dem einen oder anderen, genossenen Drink zu tun hat. Doch der Bär bleibt friedlich. Die meisten Feiernden, mit denen ich in dieser Nacht spreche, sind begeistert von der Polizeipräsenz und loben das vermittelte Gefühl der Sicherheit. Wir beenden den ersten Mösli-Besuch und treten wieder hinaus an die frische Luft.

Es ist mittlerweile nach Mitternacht, und zusammen mit meinen Begleitern gönnen wir uns eine kurze Pause im Aufenthaltsraum des Gemeindehauses. Während wir einen Kaffee trinken, frage ich Markus Burri, ob es nicht langweilig sei, wenn nichts passiert. Er lacht amüsiert und sagt: «Ganz im Gegenteil: Wenn alles in geordneten Bahnen läuft, wissen wir, dass wir unseren Auftrag erfolgreich erfüllen.» Die Gelassenheit, welche diese Beamten ausstrahlen, ist ansteckend.

Doch die Ruhe währt nicht lange. Gegen 1:00 Uhr erreicht uns ein Funkspruch: Eine junge Frau ist vor dem Gemeindehaus zusammengebrochen. Sofort machen wir uns auf den Weg. Die Szene, die sich mir bietet, bleibt mir im Gedächtnis: Eingehüllt in eine goldene Alu-Wärmedecke wird ein weiblicher Fasnachtsgast von den Samaritern professionell versorgt, während die Polizei und einige Sicherheitskräfte zahlreiche Schaulustige anweisen, weiterzugehen. Wenige Minuten später trifft der Rettungswagen ein. Der Zweiklang des Martinshorns durchdringt die Nacht. Die Situation wird souverän gemeistert, und ich bin beeindruckt von der raschen, wohl oft geübten Koordination der beteiligten Einsatzkräfte.

Kurz darauf kehren alle Beteiligten wieder in ihr spezifisches Sicherheitsdispositiv zurück. Für mich ist es nun Zeit zu gehen und die Profis ihre Arbeit allein weitermachen zu lassen. Mit Handschlag verabschiede ich mich von meinem temporären Vorgesetzten Markus Burri und wünsche ihm sowie seinem Team eine ruhige, ereignislose Fasnacht. Mit einem neuen Gefühl der Sicherheit zwänge ich mich durch die Massen verkleideter Partyleute nach Hause und weiss: Wenn ich nächstes Jahr die Fasnacht in Bassersdorf besuche, dann sehe ich ganz viele Dinge mit anderen Augen.

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