Blick hinter die Kulissen der Guggenmusik Kookaburra
Die Verantwortlichen des OK der Guggenmusik Kookaburra organisierten für Anfang Juni spontan einen «Tag der offenen Tür». Interessierte konnten den Verein kennenlernen – ein Nachmittag zum Schnuppern, zum Staunen, zum Lachen.
Der Ansturm blieb leider aus, aber auch ohne Besucher genossen die Mitglieder der Guggenmusik das gemütliche Beisammensein mit Getränken und Bratwurst. Die «Kookaburra» gibt es seit 1981. Sie hat heute ihr Probelokal in der ehemaligen Zivilschutzanlage beim Schulhaus Ebnet, wo seit Juni wieder geprobt wird. Präsident Reto Weiss, der seit 31 Jahren mit Leib und Seele im Verein dabei ist, gibt einen Einblick hinter die Kulissen. Schnell wird klar, dass das Vereinslokal ein Ort ist, an dem Leidenschaft, Teamgeist und jahrzehntelange Geschichte zusammentreffen. Die Räume sind liebevoll dekoriert, mit ausreichend Platz für Inventar und jede Menge Erinnerungsstücke an vergangene Auftritte.
Hall of Fame
Mit leuchtenden Augen präsentiert der Vereinspräsident die «Hall of Fame», wie er sagt. Wände gespickt mit Fotos, Karten und Erinnerungen. Pins auf verschiedenen Land- und Weltkarten markieren Orte, in denen die «Kookaburra» bereits gespielt hat: New York, Montreal, Barcelona, Rom, Amsterdam, Slowenien, Deutschland und unzählige Orte in der Schweiz. «Dort, wo gefeiert wird, da sind wir zu Hause», sagt Reto Weiss lachend.
Was einst klein begann und zwischenzeitlich über 40 Mitglieder zählte, ist heute ein Verein mit 28 Guggern und einer bewegten Geschichte – geprägt von unvergesslichen Auftritten, spektakulären Kostümen und dem Herzblut seiner Mitglieder. Einige davon haben schon seit ihrer Kindheit den «Guggen-Virus» im Blut, erzählt Weiss. «Sie sind mit dem Verein aufgewachsen und im besten Fall übernehmen sie später wichtige Aufgaben.» Ein Beispiel sei Lara Pfaller, die seit diesem Jahr im Vorstand mitwirkt und neu die musikalische Leitung übernimmt.
Ab 16 Jahren kann man im Verein mitmachen. Musikalische Vorkenntnisse sind nicht nötig, Instrumente werden zur Verfügung gestellt und Hilfestellung gegeben. Ein Jahr lang lernen sich Neulinge und Vereinsmitglieder kennen, bevor es zur offiziellen Aufnahme kommt.
Einige Instrumente lagern im Probelokal, vielfach haben die Musiker ihr eigenes Instrument zu Hause. Es lässt sich erahnen, wie körperlich fordernd die Auftritte sind. Ein Schlagzeug mit über 30 Kilogramm Gewicht – auf Rollen zwar, aber bei Treppen nützen diese wenig. Pauken, die zwischen vier und sechs Kilogramm wiegen – mit der Zeit spürt man das Gewicht im Rücken. «Wichtig zu wissen: es können nicht alle Pauke spielen», sagt Weiss. Die musikalische Leitung achte auf ein ausgewogenes Klangbild und wechsle bei Bedarf die Instrumente untereinander.
Kostüme immer ein Höhepunkt
In einem Nebenraum wird geschminkt. «Brushen» heisst das, wenn die Guggen sich kunstvoll auf ihre Auftritte vorbereiten und die Verwandlung mit Farbspray und Schminke gekonnt in Angriff nehmen. Auch die Kostüme sind immer ein Höhepunkt. Jedes Jahr ein neues Motto, neues Design, teils selbst genäht. An der Generalversammlung wird jeweils der Prototyp präsentiert und abgenommen. Zudem gibt es jährlich eine neue, aufwendig gestaltete Plakette.
Intensive Fasnachtszeit
An sieben Wochenenden pro Jahr ist die Gruppe unterwegs. Das erfordere Kraft und Energie, gute Planung und das Verständnis von Partner und Familie. Doch der Applaus des Publikums sei Lohn genug, erzählt Weiss. Und: «Das gibt Hühnerhauteffekt.» Unvergessen bleibt ihm der Einsatz in Köln vor Tausenden von Zuschauern, den Kölner Dom im Hintergrund.
Die musikalischen Anforderungen an Guggenmusiken seien gestiegen, so Weiss weiter. Es gehe längst nicht mehr nur um lautes Getöse; das Publikum wolle Melodie, Dynamik und mitreissende Rhythmen. Auch wenn die Gruppe bedauert, dass nicht «geschnuppert» wurde, eines ist sicher: Solange gefeiert wird, wird auch die Guggenmusik spielen – mit Herz, Leidenschaft und Takt.
Wer nun «gluschtig» geworden ist, kann sich jederzeit für Auskünfte an den Präsidenten wenden. www.gugge-kookaburra.ch