Nürensdorf

Tendenz zu roten Zahlen steigt an

In nur 30 Minuten war die Gemeindeversammlung Mitte November in Nürensdorf bereits zu Ende. Finanzvorstand Hannes Schärer erklärte die massivsten Abweichungen zum Vorjahresbudget und stellte hohe Investitionen in Aussicht.

Der Finanzvorstand präsentiert das Budget fürs kommende Jahr. (sg)
Die Balken im Chart verheissen nichts Gutes. (sg)

Das Gute zuerst: die Rechnung 2023 wird wahrscheinlich mit einem Ertragsüberschuss abschliessen, erklärte Finanzvorstand Hannes Schärer (FDP) den 62 Stimmberechtigten im Saal. Ein Blick in die Zukunft zeigt andere Voraussetzungen. Im Budget 2024 ist ein Aufwandüberschuss von 1,947 Millionen Franken veranschlagt. Kostentreiber sind dabei die Bereiche Bildung, Soziale Sicherheit und Gesundheit. Positiv entwickelt sich auf der Einnahmenseite das Steuersubstrat sowie die Grundstückgewinnsteuer, welche stabil bleiben sollten. Dennoch: der am 19. November an der Urne genehmigte Rahmenkredit fürs Eigental ist hier noch nicht eingeschlossen.

Die Begründung hinter den Mehrkosten sind allenthalben dieselben: So ist das Asylwesen ein wichtiger Faktor. Hier ortet Hannes Schärer für alle Gemeinden eine grosse Herausforderung. «Im Schnitt gegenüber anderen Gemeinden stehen wir bei der sozialen Sicherheit noch ordentlich da.» Die Pflegefinanzierung führt zur steilen Kostensteigerungskurve bei den Gesundheitskosten und mit der gesellschaftlichen Demografie werde das nicht besser. «Hier sind wir auf das KZU angewiesen, welches mit steigenden Energiekosten und dem Fachkräftemangel beim Pflegepersonal zu kämpfen hat», erläutert Schärer.

«Im Schnitt gegenüber anderen Gemeinden stehen wir bei der sozialen Sicherheit noch ordentlich da.»

Hannes Schärer, Finanzvorstand

Bei der Bildung ist ebenfalls eine grosse Kostensteigerung sichtbar. Begründet wird dies mit den erhöhten kantonalen Beiträgen, zusätzlichen Kosten für Hallenbad, Fahrdienst und erhöhter Beratungs- und Personalaufwand im Bereich der Schulleitung. Daneben seien die Abschreibungen unspektakulär, ebenso wie die geplanten Investitionen für 2024. Auf alle drei Bereiche mit grosser Differenz habe man sehr genau hingeschaut und realistische Werte veranschlagt, beruhigt der Finanzvorstand.

Blick in die Glaskugel

Beim Blick in die Glaskugel respektive dem Finanz- und Aufgabenplan offenbaren sich «finanzielle Herausforderungen», wie Hannes Schärer sagt. Diese beziffern sich in seiner Präsentation mit jährlich rund einer bis zwei Millionen bis 2027. Bei den Schulbauten müssen in den nächsten Jahren grössere Investitionen getätigt werden. Dazu soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden, welche die Bausubstanz sowie die Bedürfnisse analysieren soll, allen voran beim Schulhaus Ebnet. Mit den rund 20 Millionen Franken Investitionsbedarf über die nächsten vier Jahre hinweg werde man auf Fremdkapital angewiesen sein. Dennoch beruhigt Schärer die Anwesenden: Bis dato sei dieser Investitionsbedarf eine Schätzung, der Selbstfinanzierungsgrad bis anhin sei gut und der Steuerertrag solle wieder ansteigen. «Daher bin ich nicht wahnsinnig beunruhigt.»

Mit diesen Worten schritt Gemeindepräsident Christoph Bösel zur Abstimmung: Eine klare Sache zugunsten des Budgets 2024 und ebenso für den Steuerfuss, der bei 90 Prozent verbleibt wie im Vorjahr.

«Wir wissen jetzt, was nicht gut lief und was sich dann in der Folge potenzierte.»

Gerry Romanescu, Bildungsvorsteher

Fragen zu Coaching im Fall Ebnet

Zum Aufwandanstieg bei der Bildung gab es Fragen zum Coaching, welches seit dem Aufruhr zwischen Lehrerschaft und Schulleitung im Schulhaus Ebnet im Sommer 2023 am Laufen ist, und auf die geschätzten 86 000 Franken. Ob dies nun helfe, eine Kündigungswelle im nächsten März zu verhindern, wollte der Votant wissen. Bildungsvorsteher Gerry Romanescu (FDP) antwortete, das Coaching zeige eine gute Entwicklung der Beziehung Lehrerteam und Schulleitung. «Wir sind zuversichtlich, dass es keine Welle mehr geben wird.» Ein weiterer Votant wollte daraufhin wissen, wie der Erfolg eines solchen Coachings gemessen werde. Man habe die Zeichen in der Vergangenheit nicht richtig gedeutet. Hierzu sagte Gerry Romanescu: «Wir wissen jetzt, was nicht gut lief und was sich dann in der Folge potenzierte.» Das Hauptproblem war, dass man zu wenig miteinander gesprochen habe. Aber nun seien alle Personen miteinander unterwegs. «In allen Beziehungen gehören Narben dazu – wir sind uns sicher, dass wir alle dasselbe erreichen wollen!»

Trotz dieser positiven Worte von Seiten der Schulbehörde gab es nach der Gemeindeversammlung Gespräche von Eltern, die diesem Frieden nicht so recht trauen wollen. «Als Eltern werden wir kaum informiert. Das ist nicht vertrauensfördernd, sondern lässt uns eher bangen, was als nächstes kommen wird, da man personell an allen Personen festhält, die in der Kritik standen», erklären die Eltern.

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