Bassersdorf

Bauboom für Alterswohnungen

Mit einem Bauprojekt über 32 hindernisfreie Alterswohnungen und einem Trakt mit 22 Pflegezimmern hat die Oase-Gruppe ein weiteres Seniorenzentrum auf der Mülihalden eingangs Bassersdorf von Nürensdorf her in Planung. Die Baupläne dazu lagen in den letzten Wochen auf der Gemeinde zur Einsicht auf.

Eingangs Bassersdorf von Nürensdorf her zeigt ein Stangenwald die geplante Überbauung Mülihalden der Oase Gruppe. (sg)

Seniorenwohnungen boomen und Neubauprojekte schiessen wie Pilze aus dem Boden. Die private Oase-Gruppe mit Sitz in Dübendorf, welche bereits an sieben Standorten Seniorenzentren betreibt und sieben Neueröffnungen in den nächsten sechs Jahren plant, ist einer der grösseren Player in diesem Markt. Elisabeth Villiger, Leiterin der Oase Gruppe, sagt zum Projekt Bassersdorf: «Das Angebot an Seniorenwohnungen, welche unabhängiges Wohnen in einer altersgerechten Wohnung anbieten, jedoch Dienstleistungen (Pflege, hauswirtschaftliche Leistungen und Mahlzeiten) und eine 24-Stunden-Bereitschaft sicherstellt, ist sehr, sehr gross.» In Bassersdorf als grössere Gemeinde im Kanton sei ein solches Angebot noch nicht vorhanden, daher sei es für die Oase Gruppe ein idealer Standort.

Pflegeplätze vorhanden – Wohnungen fehlen

Bassersdorf ist mit dem KZU Kompetenzzentrum Pflege und Gesundheit, dem Alters- und Pflegezentrum Breiti (APZ) und der regionalen Spitex Bassersdorf Nürensdorf Brütten, bei denen die Gemeinde jeweils in der Trägerschaft verankert ist und Leistungsvereinbarungen unterhält, im Bereich der Pflegeleistungen gut abgedeckt. Das private Seniorenzentrum tritt als direkte Konkurrenz dazu auf. Nicolas Felber, Abteilungsleiter Soziales + Alter, erklärt, dass es verschiedene Sichtweisen gebe: «Aus Sicht der Altersberatung ist ein zusätzliches Angebot für die Bevölkerung sicher positiv zu werten. Dass es zu wenig Alterswohnungen hat in Bassersdorf, ist kein Geheimnis.» Aber selbstverständlich stehe die Oase in einer Konkurrenzsituation zu den obengenannten Institutionen und die Gemeinde habe keine Steuerungsmöglichkeiten in einem privaten Projekt wie diesem. «Wir schauen dies sicher gut an und sind gespannt, was kommen wird.»

Offene Gesprächskultur

Bereits hat ein runder Tisch mit allen Beteiligten stattgefunden. Felber lobt die «gute Kooperationskultur in Bassersdorf» und auch die transparente Kommunikation der Oase-Verantwortlichen, die mit allen in Gesprächen seien. Elisabeth Villiger ergänzt dazu: «Wir wollen kein Feindbild aufbauen. An allen Standorten hat sich die bewusste offene Gesprächskultur bewährt – wir wollen mit den lokalen Institutionen eine gute Zusammenarbeit pflegen.» So seien durchaus Themenbereiche noch offen, wie beispielsweise im Bereich der ärztlich verordneten Übergangspflege nach einem Spitalaufenthalt. «Die Rehabilitation und engmaschige Physiotherapie beispielsweise zielt klar auf ein KZU hin. Allerdings können wir für einen zweiwöchigen Aufenthalt nach einem Unfall, der nicht so therapieintensiv ist, eine gute Alternative sein mit den Übergangsbetten.» Ebenso mit der Spitex-Betreuung: «Wir bedienen mit unserem Spitexteam primär Personen, die im Oase-Zentrum wohnen. Externe Spitexbesuche würden wir nur in Absprache mit der lokalen Spitex anbieten», stellt Villiger klar. Beiderseitige Fragen gilt es noch zu klären und im November ist ein weiterer Austausch geplant. «Der erste Austausch war offen und sehr wertvoll – ein sympathisches Kennenlernen», sagt Villiger und lobt die Altersbeauftragte Esther Diethelm für ihr Engagement in dieser Sache.

Konkurrenzsituation bei Pflegebetten

Auch Gemeindepräsident Christian Pfaller ist daran interessiert, dass man gemeinsam – also Institutionen der öffentlichen Hand als auch private Anbieter – das Angebot für die Bassersdorfer Bevölkerung abstimmt. Grundsätzlich sei das Angebot mit Wohnen und Dienstleistungen im Sinne eines betreuten Wohnens ein Bedürfnis der älteren Generation. «Dieses zusätzliche Angebot finden wir im Gemeinderat auch gut.» Schwieriger sei sicher das Thema der Pflegebetten. «Bis jetzt haben wir immer mit dem KZU und dem APZ den Bedarf an Pflegebetten abdecken können und schauen uns auch die Statistiken und Informationen genau an, um einen zukünftigen Bedarf vorausschauend zu planen.» Es sei jedoch die freie Marktwirtschaft, dass auch private Anbieter Pflegebetten betreiben dürfen.

Enorme Nachfrage

Elisabeth Villiger ist überzeugt, dass es in Bassersdorf einen grösseren Bedarf gäbe, als die Oase mit diesem Projekt abdecken kann. Die Nachfrage sei enorm und die Demografie weise den Weg. «Selbst in der Coronazeit ist die Nachfrage nach unseren Wohnungen und Plätzen laufend gestiegen. Ich denke, die Pflegequote wird aufgrund der Analyse der statistischen Zahlen in Zukunft abflachen, zugunsten neuer Wohnformen im Alter wie eben der Variante Wohnen mit pflegerischer Betreuung und Dienstleistungen nach Bedarf». Hätte die Mülihalden mehr Platz gehabt, hätten sie noch zehn Wohnungen mehr geplant. Die Pflegeplätze seien am unteren Limit, jedoch so viele im Angebot, dass das Oase-Konzept betrieben werden könne.

Fehlende Zentrumsnähe

Die Lage dieser neuen «Alterssiedlung» ist am Rande des Dorfes in der Mülihalden angesiedelt. Zugänglich mit der Anbindung an den öffentlichen Verkehr durch die direkt danebenliegende Haltestelle Rietli, sowohl in Richtung Bassersdorf wie in Richtung Nürensdorf. Dennoch ist es für Personen, die gehbehindert sind, kein leichtes, problemlos ins Zentrum und zu den Läden zu gelangen. Da wäre das Projekt von Urs Brunner inmitten von Bassersdorf an der Klotener-/Opfikonerstrasse zentraler gewesen und hatte dieselbe Grundidee getragen mit den kleineren Wohnungseinheiten sowie Dienstleistungen im unteren Teil der Gebäude. Ob sie jemals gebaut werden, steht jedoch in den Sternen. Christian Pfaller sagt dazu lakonisch: «Von der Gemeinde und der Politik her haben wir bei diesem Projekt alles uns mögliche gemacht.»

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