Brütten

Brüttener Wald: Biodiversität spielt immer mit

Der für den Brüttener Wald zuständige Förster Christian Lippuner ist seit zwei Jahren im Amt und kennt den Wald und seine Schwachstellen gut. Im nächsten Jahr wird er den Betriebsplan überarbeiten.

Wie alle Wälder sei auch der Brüttener Wald gestresst, wie Förster Christian Lippuner ausführt. (sg)

An der letzten Gemeindeversammlung im Dezember 2022 hat der Brüttener Jürg Baltensperger eine Anfrage rund um den Brüttener Wald unterbreitet. Er wollte beispielsweise die Produktionsziele für den gemeindeeigenen Wald wissen, Verbesserungsvorschläge für die Bewirtschaftung erfahren sowie den Einbezug von Privatwaldeigentümern herausfinden. Nach eingehenden Diskussionen zu anderen Traktanden und der fortgeschrittenen Zeit kam die Beantwortung der Anfrage am Schluss zu kurz. Wichtige Fragestellungen rund um den Klimawandel und die Holzproduktion bildeten den Kern der Anfrage. Jürg Baltensperger ist ein kritischer Bürger und hat bereits mehrmals an Gemeindeversammlungen übergeordnete Fragen gestellt, welche die Haltung und Visionen des Gemeinderates zu Themen transparent machen sollen.

Bei seiner Anfrage geht es um «neue Anforderungen», mit welchen sich die Gemeinden konfrontiert sehen: Biodiversität, Umgang mit dem Klimawandel, Netto-Null-Treibhausgasemissionen. «Ich möchte damit auch eine strategische Ebene und Verantwortung einer Gemeinde für solche Fragen in den Fokus rücken», erklärt Jürg Baltensperger.

Betriebsplan als Instrument

Förster Christian Lippuner ist seit zwei Jahren im Amt und hat sich mit dem Brüttener Wald vertraut gemacht. Sein Fazit lautet: «Wir haben verjüngungsfreudige Böden im Wald. Die Eschenwelke hat gewütet und mit den Käferschäden kahle Flächen zurückgelassen, obwohl die Borkenkäferschäden in den letzten zwei Jahren nicht so schlimm waren wie vorher. Wir kämpfen mit den Brombeerbüschen und Neophythen, die sich auf Kahlflächen wuchtig verbreiten». Vom Hiebsatz, der sich auf 2000 Kubikmeter beläuft, habe man nur rund zwei Drittel geschlagen.

Dieser Hiebsatz und die Produktionsziele werden alle zehn Jahre im Betriebsplan, einem behördenverbindlichen Dokument, welches detailliert einen Ist-Zustand und die weitere Entwicklung und Bewirtschaftung des Waldes festhält, festgelegt. Nächstes Jahr ist die Überarbeitung fällig und dann sollen die neusten Erkenntnisse zu Fragen der Biodiversität und der Klimaveränderung einfliessen, so Lippuner.

Wald ist gestresst

«Der Stress für den Wald ist gross», erklärt der Förster dezidiert. «Die Klimaveränderung ist spürbar und macht dem Wald zu schaffen. Mal ist es trocken, das nächste Jahr feucht, doch die trockenen Jahre setzen den Bäumen zu. Ebenso sind Stürme und Winde heftiger geworden und die Bäume müssen vor dem Verbiss der Rehe geschützt werden». Eine gute Strategie sei, Kahlschläge zu vermeiden und die Wälder stufig zu halten. Zudem sei die Wahl der Bäume, die man aufforste, zentral: «Klimaresistentere Bäume wie die Weisstanne, Eichen oder Kastanien lösen beliebte Arten wie Fichten ab. Grundsätzlich eher Laubholz, was bei uns auch natürlicherweise vorkommt.» Buchen mit hohem Wasserbedarf oder Flachwurzler, die Mühe haben, an die natürlichen Wasservorkommen zu gelangen, würden gemieden. «Wir versuchen, den Wald lichter zu halten, so dass die Bäume grössere Wurzelteller bilden und standfester sind.»

Wald wird es immer geben

Die gute Nachricht: «Wald wird es immer geben!», beruhigt Lippuner, aber: «das Bild des Waldes wird sich ändern.» Die Natur sei eine dynamische Gemeinschaft und man wisse nie, wie sich Klimaphänomene genau auswirken. Die Pflanzen und Lebewesen reagieren darauf und er müsse sich darauf einstellen. «In Weiterbildungen diskutieren wir Fachleute über die Erkenntnisse, die wir täglich in den Wäldern gewinnen und versuchen, bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen.» Es werde bereits viel gemacht in Sachen Biodiversität, am Ende sei es jedoch eine Momentaufnahme und der Wald mache, was er wolle und nicht, was Fachleute sich wünschten.

Waldrundgang mit Förster

Am 30. September findet ein Waldrundgang mit Förster Christian Lippuner statt. Neben dem Waldrundgang wird die mechanische Holzernte gezeigt und fachliche Themen erläutert.

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