«Ein Bijou wechselt von Kloten nach Nürensdorf»
Seit dem 1. Mai gehört der Weiler Obholz zur Gemeinde Nürensdorf. Am vergangenen Samstag wurden im Rahmen eines kleinen Festaktes vor Ort offiziell die Gemeindeflaggen gewechselt.
Rund 60 Personen von Gemeinde und Verwaltung von Kloten und Nürensdorf fanden sich bei schönem Frühlingswetter im Weiler Obholz ein, um gemeinsam mit den fünfzehn Bewohnerinnen und Bewohner den Gemeindewechsel symbolisch zu vollziehen. Unter den Gästen auch die Statthalterin des Bezirkes Bülach, Karin Müller.
Schulweg war Auslöser
In seiner Rede liess René Huber, Stadtpräsident von Kloten, die Geschichte dieses Gemeindewechsel nochmals Revue passieren. «Es fällt mir schon ein bisschen schwer, dieses Bijou an die Nachbargemeinde abtreten zu müssen», sagte Huber. Doch der Vorteil überwiege, vor allem für die kleinen Schulkinder, welche nun einen viel kürzen Schulweg hätten. Denn dies war seinerzeit auch der Auslöser dieses Projektes, da nach der Schliessung des Schulhauses Gerlisberg die Primarschüler des Weiler Obholz ebenfalls nach Kloten zur Schule gehen mussten. Ein Weg, der viel länger und im Winter auch viel gefährlicher geworden war. Die Neuzuzüger hätten darauf den Wunsch geäussert, die Kinder nach Nürensdorf in die Schule zu schicken, was das Volksschulgesetz jedoch nicht ermöglichte. So entschloss man sich gemeinsam, eine Umgemeindung vorzunehmen, welche dann am 2. Februar 2021 offiziell ihren Anfang nahm und nun im Mai 2024 Realität ist.
Nürensdorf um 15 Personen gewachsen
In der Zwischenzeit hätten viele Details geregelt werden müssen, so Huber weiter. Zum Beispiel der Umgang mit dem Bürgerrecht, der finanzielle Ausgleich für den aufgestauten Unterhalt der Strassen (man habe einfach Geld an Nürensdorf überwiesen), laufende Bauprojekte, Grundbuchmutationen oder Pachtverträge. Doch bei allem hätten sich die Stadt Kloten, die Gemeinde Nürensdorf und die Bewohner einvernehmlich geeinigt.
«Seit dem ersten Mai 2024 ist Kloten nun um 98’704 Quadratmeter kleiner, was 0,51 Prozent des Klotener Gemeindegebietes ausmacht», rechnet Stadtpräsident Huber vor. «Auch die Einwohnerzahl ging schlagartig um 15 Personen oder um 0.068 Prozent zurück. Nimmt man jedoch die Kuhstatistik , so wäre diese mit den rund 40 Kühen gleich um 50 Prozent kleiner», ergänzte Huber mit einem Lachen.
Doch die Zahlen, so Huber, seien eigentlich Nebensache. Es gehe um Menschen und um das Wohl der kleinen Schulkinder. Und am Charme des Ortes ändere sich nichts.
Christoph Bösel, Gemeindepräsident von Nürensdorf, seinerseits hiess die Obholzer herzlich in seiner Gemeinde Willkommen. Man habe vom Vorredner viele Daten gehört, doch er wolle das mit einfachen Worten sagen: «Es ist das Vernünftigste gewesen, was wir machen konnten.»
Wehmut der Alteingesessenen
Viele Ortsgrenzen seien willkürlich gezogen worden. Sie würden Landwirtschaftsgrenzen, Waldrändern, Bächen oder Topografien Folgen. Der Faktor Mensch sei dabei nie ein Thema gewesen. «Hier ist es ganz anders. Wir habe alle einbezogen», so Bösel.
Doch was ändert sich nun für die Obholzer konkret? «Vor allem die Serviceleistungen der Gemeinde. Und die Bewohnerinnen und Bewohner bezahlen von nun an dreizehn Prozent weniger Steuern», so der Nürensdorfer Gemeindepräsident mit einem Schmunzeln.
Das älteste Haus im Weiler Obholz stammt aus dem Jahr 1648. Dort lebt seit zwölf Generationen die Familie Isler. Für Mutter Iris Isler mit ihren vier erwachsenen Kindern, ist natürlich schon etwas Wehmut dabei, nun nicht mehr zu Kloten zu gehören, verrät sie dem dorfblitz. «Natürlich hatten wir schon immer einen Bezug zu Nürensdorf», sagt sie. «Wir haben die gleiche Postleitzahl, der Kehricht wird via Nürensdorf abtransportiert und meistens gehen wir auch im Volg einkaufen.» Doch der Wechsel sei trotzdem ein emotionaler Moment für sie gewesen meint sie, als nun im zweiten Teil des Festaktes, die Flaggen auf dem Fahnenmast unterhalb des Stalls, zur Schweizer Nationalhymne der Alphorngruppe Swissair, vom Löwen zur Lilie wechselte.
Ein verbindendes Element zauberte Stadtpräsident Huber nach dem Hissen der neuen Fahne jedoch noch aus einer blauen Tasche. Es war die Fahne des EHC Kloten. «Welche Fahne Ihr dann hissen wollt, ist Euch überlassen», meine er schelmisch. Seitens Nürensdorf überraschte Christoph Bösel die Obholzer mit einer Nürensdorfer Spezialität, einem Schnaps aus der seltenen Apfelsorte «Pommes de Nürensdorf».