Sport

Femininer Kraftakt an der Stange

Früher war sie rastlose Tänzerin. Heute ist Nathalia Oesch Mutter und lebt mit ihrem Mann seit acht Jahren in Nürensdorf, wo sie ein Poledance-Studio eröffnet hat. Der Ehrgeiz und die Begeisterung fürs Tanzen sind ihr treu geblieben.

Keine Hand an der Stange: Poledance erfordert körperliche Stärke. (np)
Heute macht sie den Spagat zwischen eigenem Studio und dem Mami-Sein. (np)
Das Tanzen an der Stange erfordert viel Kraft, ein Aspekt, der häufig unterschätzt wird. (np)

Wenn Nathalia Oesch sich durch ihr eigenes Studio bewegt, dann tut sie dies mit einer Leichtigkeit, Stärke und Anmut, die sie auch an der Stange auslebt. Endlich fühlt sie sich zuhause – in ihrer Tätigkeit als Poledance-Lehrerin sowie als Nürensdorfer Mami. Vierzehn Mal ist die 32-Jährige schon umgezogen. «Ich habe mich nirgends wohler gefühlt als hier. Das hat auch mit den tollen Freundschaften mit anderen Müttern von hier zu tun», erklärt sie.

Seit sie denken kann, tanzt sie. Und irgendwann, vor über zehn Jahren, hat sie sich in ihrem Zimmer eine Stange zwischen Boden und Decke gespannt. So brachte sie sich neben wenigen Kursbesuchen das Poledancing selbst bei. Das Ziel war klar. Sie sagte sich: «Ich bin klein und dünn. Aber so fühlen möchte ich mich nicht.» Denn Tanzen an der Stange erfordere Kraft, ein Aspekt, der sie reizte. Später absolvierte sie eine Ausbildung zur Poledance-Lehrerin.

Feminin und stark

Bei jenem Sport präsentiert man sich von Natur aus relativ freizügig. «Je länger man Poledance trainiert, desto weniger hat man an. Freie Körperstellen können einen retten, da man sich an diversen Orten an der Stange einklemmen kann», weiss die Besitzerin des Studios «Pole Skillers».

Mit dem Stil «Exotic Pole», bei dem die Tänzerinnen ausserordentlich hohe Schuhe tragen, wollte sie jedoch längere Zeit nicht in Verbindung gebracht werden. Ihr damaliger Freund hatte eine verurteilende Ansicht dazu. Doch später packte sie die Neugier. «Im Exotic Pole entdeckte ich die Verbindung zwischen der sehr femininen Seite und dem gleichzeitigen Zeigen von Stärke», erzählt Nathalia Oesch. Heute hängt ein Bild von ihr an der Studiowand; die dünnen Absätze haften in unglaublicher Weise an der glatten Stange.

Nicht loslassen

Im Übrigen wurde sie abgesehen von vereinzelten Sprüchen über ihre Tätigkeit selten in eine Schublade gesteckt. Von vielen höre sie, dass sie Poledance schon lange ausprobieren wollten, aber zu viel Respekt davor hätten. Andere wiederum, insbesondere Männer oder trainierte Frauen, würden den Sport unterschätzen.

Neue Tricks

«Jeder hat andere Voraussetzungen. Deshalb gibt es in meinen Kursen nicht die üblichen Niveaustufen», sagt sie. Stattdessen arbeiten die drei Trainerinnen mit Karten, die den Fortschritt jeder Schülerin festhalten. So überlegt sie sich für jeden individuell, wo man den Hebel ansetzen könnte und für welche Figuren noch mehr Kraftaufbau nötig ist. Wichtig sei, dass man den Reflex vom Loslassen, wenn man an der Stange zu rutschen beginnt, loswird.

Ferner betont Nathalia Oesch, dass man zum Beispiel nicht dünn sein müsse für den Tanz. «Etwas kurvigere Frauen haben sogar den Vorteil, dass sie sich weniger fest an die Stange drücken müssen, was am Anfang noch sehr wehtut.»

Aktuell hat Nathalia Oesch den Fokus auf ihr Kleinkind gerichtet. In Zukunft will sie sich allerdings wieder selbst herausfordern. Sie wird an dem einen oder anderen Wettkampf teilnehmen sowie sich selbst neue Tricks aneignen. So, wie es einst mit ihrer Leidenschaft begonnen hat.

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