Bassersdorf

Für und Wider eines Sozialbaus im Ufmattenquartier

Am kommenden Abstimmungswochenende vom 24. November stimmen die Bassersdorferinnen und Bassersdorfer an der Urne auch darüber ab, ob im Ufmatten-Quartier der erste von zwei Sozialbauten errichtet werden soll, um primär die vom Kanton verordnete Quote von Asylbewerbenden und Schutzbedürftigen unterzubringen.

Ja oder nein für einen Sozialbau, darüber entscheiden die Stimmberechtigten von Bassersdorf am kommenden Wochenende. (rh)

Landauf, landab kämpfen die Gemeinden damit die gesetzliche kantonale Quote von 1.6 Prozent für die Aufnahme von Asylbewerbenden zu erfüllen. Auch die Gemeinde Bassersdorf ist mit dieser Thematik konfrontiert. Lediglich 20 Prozent der 192 Flüchtlinge, die Bassersdorf zugeteilt sind, können heute in gemeindeeigenen Liegenschaften untergebracht werden. Die Mehrheit der Unterkünfte müssen deswegen auf dem freien Wohnungsmarkt angemietet werden, was die Gemeinde vor grosse administrative und finanzielle Herausforderungen stellt. Ausserdem wird der bereits heute schon ausgetrocknete Wohnungsmarkt in der Gemeinde dadurch zusätzlich belastet.

Wohnsituation mit mehr eigenen Räumen entschärfen

Deshalb möchte der Gemeinderat die Situation mittelfristig mit mehr eigenen Räumlichkeiten raum- und kostenmässig entschärfen. Er sieht deshalb zwei so genannte Sozialbauten auf gemeindeeigenem Land mit je 50 Plätzen vor, wovon die erste nun im Quartier Ufmatten, gleich neben der Wertstoffsammelstelle, errichtet werden soll. Über einen entsprechenden Kredit von 5.99 Millionen Franken (inklusive Kosten für das Grundstück, welches bereits im Besitz der Gemeinde ist) stimmen die Bassersdorferinnen und Bassersdorfer am kommenden Wochenende ab.

Kontroverse Vorlage

Schon länger nicht mehr war eine kommunale Urnenabstimmung in Bassersdorf so kontrovers geführt. Auch die vorberatende Gemeindeversammlung war sich nach längerer Diskussion uneins. Mit 52 Ja zu 52 Nein-Stimmen blieb die Empfehlung für die Urnenabstimmung am 24. November neutral.

Offensichtlich polarisiert das Thema Asylwesen auch hier, wie kein anderes Thema. Allen voran legen sich die Bewohnenden des Ufmattenquartiers ins Zeug. Sie sind grundsätzlich gegen einen Sozialbau in ihrem Quartier. Schon kurz nach der ersten Orientierungsversammlung gründeten die Quartierbewohner den Verein Ufmatten, um sich gemeinsam gegen das Projekt zu wehren. Mit Plakaten am Strassenrand und Flyern, welche die Initianten den Bassersdorferinnen und Bassersdorfern bei ihrem Gang zur Wertstoffensammelstelle in diesen Tagen verteilten, versuchen sie die Stimmberechtigten von ihren Argumenten zu überzeugen. «Keine Asylunterkunft in Wohnquartieren mit Familien», heisst es in roten Lettern auf den Flyern und «Schluss mit überstürzten Lösungen – es braucht durchdachte Lösungen» versuchen sie die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zu einem Nein zu animieren. Es ist die diffuse Angst vor dem Unbekannten, welche die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartierts umtreibt.

Ortsparteien mehrheitlich dafür

Das Thema Sozialbau hat aber auch die Ortsparteien und politischen Organisationen auf den Plan gerufen. Auf Inseraten (unter anderem im dorfblitz) und Flyern geben sie ihre Parolen ab. Doch interessanterweise stemmt sich einzig die SVP gegen das vorliegende Projekt. Für sie geht es um Grundsätzliches: Die SVP-Ortspartei zeigt ebenfalls «Bedenken hinsichtlich der als gescheitert empfundenen Schweizer Asylpolitik. Hier braucht es ein klares Signal an Kanton und Bund», schreiben sie in ihrer Stellungnahme.

FDP, SP, Grün-Liberale, EDU und auch die IG Basi dagegen sprechen sich für die Vorlage aus, wie eine Umfrage des dorfblitz zeigt.

«Unsere Sozialarbeiterinnen sollen nicht im Internet surfen, um Wohnungen zu ergattern oder Zügelaktionen und Wohnungsabnahmen organisieren müssen –  sondern sollen Asylsuchende integrieren, betreuen und kontrollieren», teilt etwa die FDP mit.

Auf dem Flyer der SP ist zu lesen: «Basi braucht dringend mehr Plätze für Menschen in Not. Der Sozialbau ist nachhaltig und zukunftsorientiert. Basi senkt Mietkosten deutlich und spart langfristig.»

Die GLP schreibt: «Ein eigener Bau ist eine sinnvolle Investition und langfristig deutlich günstiger, als weiterhin Wohnungen auf dem bereits angespannten Wohnungsmarkt anzumieten.“

Die EDU anerkennt die Notwendigkeit der Sozialbauten. «Mit dieser Lösung müssen keine kostspieligen Wohnungen gemietet werden. Es hat ohnehin zu wenige günstige Wohnungen, so dass der Wohnungsmarkt die Preise hochtreibt.»

Die IG Basi schliesslich schreibt: «Die vorgesehenen Lösungen entlasten auch die Steuerzahlenden, indem kostspielige Anmietungen im knappen Wohnangebot vermieden werden können. Deshalb empfiehlt die IG Basi ein Ja zu den geplanten Sozialbauten.»

Doch was wenn die Stimmberechtigten am kommenden Wochenende den Kredit für den vorgeschlagenen Sozialbau ablehnen?

Plan B: alles bleibt beim Alten

«Der Plan B ist», so Gemeindepräsident Christian Pfaller an der vorberatenden Gemeindeversammlung, «weiterhin teuren Wohnraum anzumieten.»

Das Wort werden die Stimmberechtigten am kommenden Sonntag haben. Man darf gespannt sein.

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