Brütten

«Grün vor Neid»: Druckerhöhungsanlage mit Strahlkraft

Zurzeit wird die Druckerhöhungsanlage im Reservoir Chapf eingebaut und mit dem bestehenden Wasserleitungsnetz verbunden. Die Anlage soll im ersten Quartal 2024 in Betrieb genommen werden.

Daniel Spiess, Urs Altorfer und Simon Peterhans (v.l.) begutachten die Arbeiten an der neuen Druckerhöhungsanlage. (sg)
Urs Altorfer zeigt auf das Druckreduzierventil, welches Private zuhause installieren sollten. (sg)

Der neue Anbau im Reservoir Chapf ist bereits voll mit acht Pumpen und drei Speicherbehältern der neuen Druckerhöhungsanlage (DEA). Wasserleitungssysteme werden gezogen und Stromleitungen installiert. Die Inbetriebnahme soll im ersten Quartal 2024 erfolgen. Brüttens Brunnenmeister Urs Altorfer freut sich darüber: «Brunnenmeister anderer Gemeinden sind grün vor Neid wegen der Anlage», erklärt er lachend. Die Brüttener Anlage ist mit ihrer Grösse ein Sonderfall im Kanton. Dies bestätigt auch Nicole Guntli, Gebietsverantwortliche in der Abteilung Gewässerschutz beim kantonalen AWEL: «Dass die Anlage den Wasserdruck für einen Grossteil des Gemeindegebiets abdeckt, ist selten.»

«Brunnenmeister anderer Gemeinden sind grün vor Neid wegen der Anlage.»

Urs Altorfer, Brüttens Brunnenmeister

Redundante Auslegung

Für Urs Altorfer gibt es bis zur Inbetriebnahme noch viel zu lernen – für die Bedienung der Anlage mit der Steuerung wird er noch geschult. Die Anlage besteht aus zwei parallelen Pumpenbatterien mit je zwei Normallast- und zwei Spitzenlastpumpen, die redundant ausgelegt sind. Eine Vorgabe der Gebäudeversicherung, welche schon lange auf diese Anlage drängt. «Die DEA muss hier immer funktionieren, daher das spezielle Augenmerk auf die hohe Redundanz, nicht nur der Pumpen, sondern auch der Steuerung», sagt Nicole Guntli. So könne die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls «extrem klein» gehalten werden. «Ausgelegt wird die Anlage für den Brandfall mit rund 3600 Litern pro Minute. Die beiden grossen Pumpen werden zugeschalten bei starkem Druckabfall, um die Leistung sicherzustellen.»

Ein Dorf – eine Druckzone

Mit Ausnahme von einzelnen Siedlungen liegt ganz Brütten in der neuen Druckzone. Der Wasserverbund mit Nürensdorf und Lindau ist von dieser abgetrennt und musste auf neue Transportleitungen verlegt werden. Der Wasserdruck ist schon lange Thema und hat mit dem Gewerbegebiet Chätzler Aufwind erhalten. Sollte es zu einem Brand kommen, benötigt die Feuerwehr rund 3600 Liter pro Minute, dazu sind rund vier Bar Netzdruck nötig, um diese Menge schnell liefern zu können. Bis anhin war das Netz deutlich darunter.

Die Membranbehälter fungieren als Ausgleichssystem im Wassernetz. Wird nur wenig Wasser benötigt, beispielsweise in der Nacht für eine WC-Spülung, steht immer genügend Wasser zur Entnahme zur Verfügung, ohne dass die Pumpen eingeschaltet werden müssen.

«Die beteiligten Handwerker haben gut gearbeitet. Es hat sich gelohnt, einheimische Handwerker zu verpflichten, welche sich untereinander kennen und sich organisierten. So lief der Bau reibungslos und effizient.»

Simon Peterhans, F + H Partner AG

Lob für Handwerker

Bausekretär Daniel Spiess schaut mit kritischem Blick auf den Zeitplan des Ingenieurunternehmens. «Dieses Projekt beschäftigt die Gemeinde schon lange. Wir mussten zuerst die Infrastruktur verbessern im Leitungsnetz – da und dort Transportleitungen legen, daher bin ich hier stark involviert.» Simon Peterhans der F + H Partner AG stellt fest, dass sie auf den Tag genau in seinem Zeitplan drin lägen. «Die beteiligten Handwerker haben gut gearbeitet. Es hat sich gelohnt, einheimische Handwerker zu verpflichten, welche sich untereinander kennen und sich organisierten. So lief der Bau reibungslos und effizient.» Peterhans unterstreicht das komplexe System mit sämtlichen Transportleitungen, welches man vor der Inbetriebnahme gründlich testen müsse.

Ventil für Private

Die Ängste der Bevökerung, dass in ihren Liegenschaften die angekündigte Druckerhöhung um 3,5 Bar im Netz zu Schäden führen könnte, sei verständlich, aber nicht nötig. «Wir werden nicht gleich auf die volle Druckleistung hochschalten», beruhigt Urs Altorfer. Viele Private hätten eigene Anlagen installiert, die nicht mehr nötig seien. Zwingend sei jedoch ein Druckreduzierventil für die angeschlossenen Liegenschaften. Dieses reduziert den hausinternen Druck und verhindert Schäden an Geräten wie der Waschmaschine oder dem Boiler sowie den Hausinstallationen. Alle hausinternen Druckerhöhungsanlagen könnten jedoch auf die Druckumstellung hin demontiert werden. Somit spare jeder Haushalt auch Geld für den Unterhalt solcher Anlagen.

Das aufgezwungene Prestigeprojekt hat auch seinen Preis: stolze 3,5 Millionen Franken schlagen zu Buche. Die Gemeinde erhält Subventionen seitens der GVZ über rund eine halbe Million Franken sowie anteilsmässige Zahlungen von Lindau und Nürensdorf aus dem Wasserverbund von rund 780 000 Franken.

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