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Klärwerkmeister Patrick Sonderegger über Hightech-Klärung und Masken im WC

Patrick Sonderegger ist seit 25 Jahren Klärwerkmeister in der Ara Eich und noch jeden Tag mit Leidenschaft bei der Sache. (Fotos: Reto Hoffmann)

Patrick Sonderegger, Sie sind seit 25 Jahren Klärwerkmeister in der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Eich in Bassersdorf. Was macht es so spannend, sich den ganzen Tag mit Fäkalien zu beschäftigen?

Das wichtigste für mich ist der Gewässerschutz. Wenn ich sehe, wie das Abwasser täglich 24 Stunden lang bei uns reinfliesst und man sieht, wie sauber es schliesslich hinten in den Bach rausläuft, ist es für mich immer wieder ein besonderer Moment. Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass diese Anlage das leistet, was sie muss. Mein gelernter Beruf als Elektromonteur und meine Erfahrung im Bauwesen als Bauleiter kommt mir bei meiner Tätigkeit sehr zu gut. Denn in einer Kläranlage hat man täglich mit Elektrotechnik, Elektronik, Wasserbehandlung, Laboranalyse und Mechanik zu tun. Meine Arbeit umfasst aber auch die Führung von drei Mitarbeitenden und die regelmässige Teilnahme an diversen fachspezifischen Sitzungen. Daneben mache ich auch noch viele Führungen, zum Beispiel für Schulklassen.

«Die Arbeit eines Klärwerkmeisters ist sehr vielfältig und abwechslungsreich und hat nicht nur mit Fäkalien zu tun.»

Patrick Soneregger, Klärmeister

In der letzten Ausgabe des dorfblitz ist eine ganzseitige Anzeige erschienen, in der Sie an die Bevölkerung appellieren, keinen Abfall in die Toilette zu werfen. Ist dies ein zunehmendes Problem?

Es ist etwas, worauf man die Bevölkerung immer wieder sensibilisieren muss. Ich stelle auch heute immer noch mit Erstaunen fest, dass es Leute gibt, die immer noch nicht
wissen, dass Dinge wie Wattestäbchen, Essensrückstände, zerschnittene Jeans­hosen oder verschnippelte Kreditkarten und ähnliches nicht in der Toilette entsorgt werden sollten. Auch Feuchttücher sind ein grosses Problem. Das haben wir vermehrt wieder in der jetzigen Corona-Zeit erlebt. Es haben viele im Homeoffice gearbeitet. Dann ist das Toilettenpapier knapp geworden und man hat dann einfach Feuchttücher benutzt. Doch den Leuten ist nicht bewusst, dass diese nicht abbaubar sind und bei uns in der Anlage Schwierigkeiten verursachen. Sie werden vom Rechen oftmals nicht aufgefangen und verkleben dann bei der nächsten Reinigungsstufe die Pumpen. Das wirkt dann so wie Beton und verursacht Schäden an den Maschinen. Dasselbe gilt übrigens auch für Hygienemasken, welche in dieser Zeit auch immer wieder in der Toilette landen mit dem gleichen Effekt für uns. Wir haben im vergangenen Jahr fast 200 Tonnen Rechengut aus dem Abwasser gefischt, das sind rund 20 bis 25 Prozent mehr.

Würden Sie dieses Wasser trinken?

Das Wasser ist zwar sauber, doch es ist immer noch kein Trinkwasser. Es könnte zum Beispiel immer noch Reste von Salmonellen drin haben oder Organismen, welche man heute nur zum Teil kennt.

Die Ara ist nicht nur eine Kläranlage, sondern auch ein Stromproduzent. Was versteht man darunter?

Das ist richtig. Wir holen ja aus dem Abwasser die Verschmutzung raus, welche aus organischen Rückständen besteht. Die Fäkalien-Rückstände kommen in einen Faulturm, in dem eine Gärung stattfindet und daraus Methangas entsteht. Dieses Methangas nutzen wir dann in einem sogenannten Blockheizkraftwerk, um für unsere Anlage Strom und Heisswasser zu produzieren. Pro Tag produzieren wir 700 bis 900 Kubikmeter Methangas. Damit kann ich zirka 30 Prozent der Stromauslastung des Betriebes decken. Seit Ende des letzten Jahres haben wir auch noch eine weitere Energiequelle, welche wir anzapfen können: eine Fotovoltaik-Anlage. Über den grossen Klärbecken haben wir im vergangenen Jahr eine Solaranlage installiert. Die Solarfaltdächer, welche aus insgesamt über 1000 Solarpanels bestehen und bei Sonnenlicht ausgefahren werden können, produzieren nun ein weiteres Drittel unseres Stromes, den wir benötigen.

Die Anlage wird übrigens eventuell im kommenden Mai noch offiziell eingeweiht. Das Problem ist jedoch, dass wir den Solarstrom nicht speichern können und so tagsüber manchmal eine Überproduktion haben, welche wir ins Netz zurückgeben müssen. Dafür können wir jedoch weniger Einnahmen lösen als Kosten entstehen, wenn wir den Strom aus dem Netz beziehen. Sinnvoller wäre es, diesen Solarstrom selber zu verwenden. Mit einem eigenen Speichervolumen wäre es möglich, 80 Prozent unseres Energiebedarfes mit eigenem Strom zu decken.

Mehr dazu im gedruckten dorfblitz

Das ganze ausführliche Interview lesen Sie in unserer Ausgabe vom 29. April.

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