2 mal Ja, 1 mal Nein
Während Bassersdorf und Brütten für die Pistenverlängerungen stimmten, lehnten sie die Nürensdorfer mit 58 Prozent Nein-Stimmen ab.
Enttäuschung bei der «Region Ost», frohlocken bei der Flughafen Zürich AG: 61.7 Prozent Ja zu 38.3 Prozent Nein-Stimmen – die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben sich am gestrigen Wahlsonntag für die Pistenverlängerung ausgesprochen.
CEO Lukas Brosi der Flughafen Zürich AG lässt sich denn auch mit den Worten zitieren: «Wir freuen uns über die deutliche Zustimmung zum wichtigen Sicherheitsprojekt Pistenverlängerungen….Uns liegt viel daran, das Vertrauen der Bevölkerung in den Flughafen weiter zu stärken.» Das klare Ja zeige den hohen Stellenwert, den der Flughafen als Tor zur Welt für die Bevölkerung in seinem Standortkanton habe. Nachdem nun sowohl der Regierungsrat des Kantons Zürich, der Kantonsrat und das Volk für die Verlängerungen ausgesprochen haben, kann die Flughafen Zürich AG nun das Gesuch erarbeiten. Sie rechnet jedoch nicht mit einem Baustart vor 2030.
Versprechen einlösen
Einer der grössten Gegner, die Bevölkerungsinitiative «Fair-in-Air» bedauert die Annahme, wie sie in einer Medienmitteilung schreibt. Die Verantwortlichen, allen voran Urs Dietschi, Kantonsrat und Vizepräsident von «Fair-in-Air» und aktives Gesicht der Nein-Kampagne, fordern nun den Flughafen auf, seine Versprechen aus dem Abstimmungskampf einzulösen: keine Zunahme der Flugbewegungen, mehr Lärmschutz und durchgehende Nachtruhe. Diese Versprechen seien der Bevölkerung sowohl vom Flughafen als auch vom Kanton versprochen worden. Urs Dietschi sagt, dass es besonders bedauerlich sei, dass man mit fehlgeleiteten Argumenten bei der Stimmbevölkerung Ängste geschürt hätte und so die Abstimmung gewinnen konnte. Desweitern wurde nochmals betont, dass der Kanton Zensur betrieben habe, indem sie Argumente der Gegner aus den Abstimmungsunterlagen streichen liessen.
Region Ost enttäuscht über Ja
Auch die Behördenorganisation «Region Ost», zu der alle drei dorfblitz-Gemeinden gehören, ist enttäuscht über das Ja und fordert: «Die Behördenorganisation Region Ost erwartet, dass der Flughafen Zürich bereits jetzt dafür sorgt, dass die Nachtruhe eingehalten wird. Die aktuelle Situation mit durchschnittlich zehn Flugbewegungen pro Tag nach Betriebsschluss ist nicht akzeptabel.» Schuld an den Verspätungen seien nicht die kurzen Pisten, sondern die internationale Abhängigkeit und der dichte Flugplan kurz vor Betriebsschluss, sind sie überzeugt.
Die dorfblitz-Gemeinden im Überblick
Bassersdorf
3947 eingegangen – 3913 gültig:
1978 Ja zu 1935 Nein
Stimmbeteiligung 55,12%
Brütten
1108 eingegangen – 1097 gültig
624 Ja zu 473 Nein
Stimmbeteiligung 68.35 %
Nürensdorf
2556 eingegangen – 2537 gültig
1068 Ja zu 1469 Nein
Stimmbeteiligung 64.59 %
Nürensdorf sagt Nein
Der Abstimmungskampf hat sich am Thema der Nachtruhe und der Verspätungen aufgeschaukelt, der Graben war tief. In den dorfblitz Gemeinden Bassersdorf (51 Prozent) und Brütten (57 Prozent) überwiegten an der Urne die Ja-Stimmenden, während in Nürensdorf 58 Prozent ein Nein in die Urne legten. Ebenso die Anrainer-Gemeinden Rümlang (68,1 Prozent), Oberglatt (53,1 Prozent), Bachenbülach (51,8 Prozent) sagten Nein zu den Pistenverlängerungen, wie auch wie die Tösstaler Gemeinden, welche nach einem Ausbau mit mehr Anflügen über das Ostkonzept rechnen müssen.
Kantonsratsabstimmung nicht verdaut
Einige Bürgerinnen und Bürger ärgern sich immer noch, dass die Vorlage überhaupt an die Urne kam, so auch am Abstimmungssonntag. Einer davon ist Bassersdorf Alt-Gemeinderat Bruno Muff. Er ist überzeugt, dass «die Urnenabstimmung zu verhindern gewesen wäre, wenn die drei Bassersdorfer Kantonsräte nicht gegen das Ruhebedürfnis unserer Gemeinden votiert hätten.» Sowohl Doris Meier (FDP) und Thomas Lamprecht (EDU) stimmten im Kantonsrat Ja. «Und Gemeindepräsident Christian Pfaller (SVP) enthielt sich der Stimme und desavouierte damit den eigenen Gemeinderatsbeschluss», sagt Muff. «Hätten alle drei Nein gestimmt, wäre das Ergebnis 85:86 gewesen und es hätte keine Abstimmung gegeben!»