Wo wilde Bienen wohnen
Mit Kleinstarealen von wenigen Quadratmetern fördert die Gemeinde Brütten die gefährdeten Wildbienen. Rund 60 Interessierte inspizierten diese an einer Wildbienen-Exkursion des Naturschutz NBN.
Das regnerische Wetter Anfang Juni lockte zwar keine Wildbienen aus ihren Löchern, dafür eine ungewöhnlich stattliche Schar von grossen und kleinen Naturschützern. Die Truppe besuchte vier bienenfreundliche Standorte in Brütten. «Es ist eine der wenigen Exkursionen des Naturschutzvereins Bassersdorf Nürensdorf, die in Brütten stattfindet», freute sich Vorstandsmitglied Jürg Baltensperger. Die Teilnehmenden kamen zu je einem Drittel aus Bassersdorf, Nürensdorf und Brütten.
Wellnesshotels für Wildbienen
Erste Station war eine Rabatte bei der Bushaltestelle Hofacher. «Früher wurden hier Kirschlorbeer und anderer Schrott gepflanzt», sagte Wildbienenarealbauer Christian Trüb. Nachdem die Gemeinde vor drei Jahren die Wildbienen kartieren liess, beauftragte sie Trüb, das Areal bienenfreundlich zu gestalten. Steinhaufen, Sandflächen und Totholz dienen nun als Unterschlupf und Nistmöglichkeit, und gezielt gepflanzte Wildblumen wie die Skabiosen-Flockenblume oder der Natternkopf bieten das Buffet. «Zusammen ist dieser Fleck ein Wellnesshotel für die Wildbienen», so Trüb.
Andere solcher Wellnesshotels liess er an der Unterdorfstrasse errichten und in einer Ecke beim Alpenblick. Die Areale sind teils nur wenige Quadratmeter gross, aber in Flugdistanz erreichbar. «Jede kleine Fläche ist wichtig», betonte Trüb. «Für die Bienen sind solche Orte wie Autobahnraststätten.»
Jeder kleine Flecken zählt
Folglich könne man auch Gutes tun für die gefährdeten Wildbienen, wenn man nur eine Ecke des Gartens opfern kann oder einen Balkon hat. «Der urbane Siedlungsraum hilft den Wildbienen heute beim Überleben», bestätigte der Nürensdorfer Wildbienenexperte Jürg Sommerhalder. Wichtig sei, dass man das Wellnesshotel richtig gestalte. Die überall erhältlichen Wildbienenhotels seien zwar nett, aber eigentlich nutzlos, so Sommerhalder. Nur ein Bruchteil aller Wildbienen brauche sie zum Nisten, und erst noch jene, die nicht gefährdet seien. Viel besser sei es, Totholz oder sandig-kiesigen Boden für bodenbrütende Arten zu schaffen. «70 Prozent aller Wildbienen nisten im Boden», erklärte er.
Hummeln fliegen im Regen
Der vierte Hotspot war ein lehmiger Flecken unterhalb des Bucks. Trotz Nieselregen sind doch noch ein paar Wildbienen – namentlich Hummeln – aufgetaucht, die von Kindern mit Schmetterlingsnetzen eingefangen wurden. «Hummeln sind die einzigen Wildbienen, die bei solchem Wetter fliegen», so Sommerhalder. Die restlichen Vertreterinnen der rund 80 Arten, die in Brütten kartiert wurden, warteten vermutlich in ihren neuen Wellnesshotels und Autobahnraststätten auf besseres Wetter.