Nürensdorf

Neues Dach über Kopf für Asylbewerber

Pünktlich zur erhöhten Asyl-Aufnahmequote bietet das aufgestockte Asylzentrum 20 zusätzliche Betten und damit doppelt so viel Platz.

Sozialvorsteherin Edith Betschart und Nihat Halis, Bereichsleiter Asylwesen, in einem der zehn neuen Zimmer. (bg)
Hell, schmucklos, funktional: die Gemeinschaftsküche für die 20 neuen Bewohnerinnen und Bewohner. (bg)
Das Asylheim in der Aufstockung. (bg)

Während viele Zürcher Gemeinden noch immer händeringend nach Unterkünften für die neu zugeteilten Asylbewerber suchen, hat Nürensdorf seine «Hausaufgaben» rechtzeitig gemacht. Das seit neun Jahren bestehende Asylheim an der Eigentalstrasse wurde für 1,5 Millionen Franken aufgestockt und ermöglicht es so, seit Anfang Juni 20 zusätzliche Menschen aufzunehmen.

Die zehn Zwei-Bett-Zimmer im zweiten Stock sind hell, freundlich, aber sehr nüchtern und ohne jeglichen Schnickschnack eingerichtet. In einem Wandschrank liegt die vorgeschriebene Erstausstattung bereit, also Geschirr und Besteck, Bettdecken, Kissen und Tücher. Ein kleiner Tisch sowie ein ausklappbarer Wandtisch bieten Ablagemöglichkeiten. Für Familien lassen sich die Verbindungstüren zwischen den Zimmern öffnen.

Dazu gibt es vier gemeinschaftliche Nasszellen und die Küche mit jeweils zwei Backöfen, Kochherden, Lavabos und Kühlschränken. Letztere sind in zehn Fächer unterteilt, so dass jeder Bewohner seinen «eigenen» Kühlschrank hat. Kühltruhe, Waschmaschine und Tumbler sind ebenfalls vorhanden; ein Geschirrspüler jedoch nicht.

«Das war klar die beste Option. Die Alternative wäre gewesen, die Menschen privat oder in einem Hotel unterzubringen, aber da müsste die Gemeinde auch für die Kosten aufkommen.»

Edith Betschart, Sozialvorsteherin

Neues Heim schon wieder voll

Am «Tag der Offenen Tür» Anfang Juni liessen es sich rund zwei Dutzend Nürensdorferinnen und Nürensdorfer nicht nehmen, die neuen Räumlichkeiten anzuschauen. «Das ist ja grösser, als es von aussen ausschaut» oder «Da würden wir auch gleich einziehen wollen» lauteten einige der Kommentare, die zu hören waren. Sozialvorsteherin Edith Betschart merkte jeweils scherzhaft an, das sei gern möglich – aber nur im Tausch gegen die eigene Wohnung. «Wir sind nämlich schon wieder voll belegt», erklärte sie. Wegen der seit Anfang Juni geltenden Asyl-Aufnahmequote bekam Nürensdorf 24 Personen zusätzlich zu den hier wohnhaften 51 zugewiesen.

Mit dem aufgestockten Asylzentrum, zeigte sich Betschart hochzufrieden. «Das war klar die beste Option», sagte sie. «Die Alternative wäre gewesen, die Menschen privat oder in einem Hotel unterzubringen, aber da müsste die Gemeinde auch für die Kosten aufkommen.» Das jetzige Gebäude ist übrigens so ausgelegt, dass – falls die Asylquoten wieder sinken würden – ein Teil als Sozialwohnung genutzt werden könnte.

Von Fachleuten betreut

Betreut werden die Asylsuchenden hauptsächlich von Gibreil Hamid und Halis Nihat vom Asylwesen in Nürensdorf. Beide verfügen über langjährige Erfahrung in diesem Bereich und kennen die Sorgen und Nöte der Menschen. Sie wissen auch, welche Probleme entstehen können, wenn Menschen aus verschiedensten Kulturen auf engem Raum aufeinander treffen – und wie sie solche Konflikte lösen. Zudem sprechen die beiden zusammen zehn Sprachen; neben Schweizer- und Hochdeutsch auch Kurdisch, Türkisch, Englisch, Italienisch, Holländisch, Französisch, Hocharabisch und Fur, eine Sprache aus dem Sudan.

Lob an Bauleitung

Halis lobte ausserdem die gute Zusammenarbeit mit dem Bauleiter, der stets rechtzeitig informiert habe, beispielsweise wenn es nötig war, das Wasser oder den Strom abzustellen – schliesslich wurde die Aufstockung unter laufendem Betrieb gebaut. Im oberen Stock wurden einige Verbesserungen umgesetzt; beispielsweise wurde neu eine Lüftung eingebaut oder in der Dusche ein stabilerer Bodenbelag verlegt.

Zufrieden zeigten sich auch Gemeindepräsident Christoph Bösel und Finanzvorsteher Hannes Schärer. Insbesondere gefällt den beiden, dass der Bau im Kreditrahmen blieb – und dies, obwohl Zusatzkosten aufgetaucht waren, weil der Bau neu ein behindertengerechtes Zimmer haben muss. Dieses wird jetzt im unteren Stock eingerichtet.
Wenige Stunden nach dem «Tag der Offenen Türe» wurden bereits die ersten Bewohner erwartet. Diese füllen die neuen Räume vermutlich schnell mit Leben – denn noch am «Tag der Offenen Türe» waren die einzigen Farbtupfer die roten Feuerlöscher in den Gängen.

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