Nürensdorf

Licht aus!

Nach 30 Jahren werden die Lämpchen an der Dorfstrasse in Nürensdorf endgültig erlöschen. Roland Bürki kann die aufwendige Installation nicht mehr selbst aufhängen.

Roland Bürki: «Ich wollte etwas anderes als diese Kunstviecher irgendwo auf dem Rasen, es sollte Schmuck für mein Haus sein». (sg)

Hell erleuchtet mit unzähligen warmen kleinen Lämpchen war das Einfamilienhaus von Roland Bürki über Jahre der Hingucker in der Adventszeit in Birchwil. Mittlerweile 85-jährig, werde es ihm zu beschwerlich, auf der Leiter herumzuklettern und die rund 12 000 Lämpchen aufzuhängen und zu installieren. Die gut 30 Jahre alte Installation ist am Ende ihrer Funktionszeit angelangt, brechen doch die Plastikfassungen der Birnen und Roland Bürki erhält keine solche Lämpchen mehr, um defekte auszuwechseln. Einfach eine neue Beleuchtung zu kaufen, gehe nicht. «Diesen warmen Farbton gibt es nicht mehr zu kaufen. Mit den neuen LED-Lämpchen ist die Beleuchtung ‹gäggeligähl› oder zu weiss», sagt er ablehnend.

58 Lichterstränge

Der frühere Swissair-Pilot flog viel nach Amerika und hat sich dort nach und nach das Material zusammengekauft. Er erzählt: «In Amerika kostete das ganze Material bedeutend weniger und ich hatte Spass daran, immer wieder einen Teil mit nach Hause zu nehmen und anzubauen.» Ein Strang mit 150 Lämpchen habe dort vier Dollar gekostet – mittlerweile hängen am Haus 58 solcher Stränge!

Als gelernter Radio- und Fernsehelektriker wusste er, wie er die 110-Volt-Stränge, welche in Amerika üblich sind, aneinanderreihen musste, um den Schweizer Standards zu entsprechen. Rund 180 Meter Länge misst das gesamte Lämpchennetz rund ums Haus. Wichtig sind ihm dabei auch die Ästhetik seiner Installation. Auffällige Steckverbindungen sind versteckt und beeinträchtigen die Wirkung nicht. «Es hat mich rund fünf Jahre Zeit gekostet, bis ich mit der Wirkung zufrieden war.»

Anders als die anderen

Warum er die Silhouette seines Hauses als Beleuchtungsmotiv gewählt hat? «Ich wollte etwas anderes als diese Kunstviecher irgendwo auf dem Rasen, es sollte Schmuck für mein Haus sein», sagt er. «Weil alle anderen normale Beleuchtungen hatten, wollte ich es wahrscheinlich besser machen…», sagt er mit Schalk im Blick. Die Installation dieses Gesamtkunstwerkes dauerte früher noch zwei Tage, mit zunehmendem Alter lässt sich Roland Bürki mehr Zeit und braucht nun eine Woche dazu. Dabei kraxelt er immer noch auf der Leiter in den acht Meter hohen Giebel seines Hauses, um auch den letzten Winkel zu beleuchten. Ein Teil der Verkabelung ist dabei fix installiert und muss nicht jedes Jahr neu hochgehängt werden. Die Kabelstränge mit den Lämpchen jedoch schon – sie wären durch die Witterung schneller kaputt gegangen.

Das Handbuch im Kopf

Hilfe beim Aufhängen hat Roland Bürki nicht. «Da kann mir niemand helfen dabei», ist er überzeugt. «Ich habe alles genauestens im Kopf, wo ich was zusammenstecken muss und wo aufhängen.» Er habe zwar vieles auch angeschrieben, aber diese Art der Ordnung sei nicht so sein Ding. «Das System ist durchdacht – auch wegen der Schaltungen und Verbindungen. Ich habe noch nie einen Schlag erhalten», sagt er stolz.

Das beliebte Adventsschmuckstück wird dieses Jahr zum letzten Mal leuchten. Und am 10. Januar 2025 ist Schluss. Roland Bürki sagt dies ohne Wehmut, auch wenn die Beleuchtung sein grosser Stolz ist. «Einmal war ich zu spät dran, da wurde ich von vielen Nürensdorfern angesprochen, ob ich meine Beleuchtung nicht aufhänge dieses Jahr», erzählt er. Auch hielten Autos direkt vor der Haustüre und die Fahrer stiegen für Fotos aus.

Kritische Stimmen zum Thema Weihnachtsbeleuchtungen als Störfaktor kann Roland Bürki gut nachvollziehen. «Es kostet mich rund 600 Franken zusätzlich an Stromgebühren – die alten Lämpchen ziehen halt eindeutig mehr Strom als LED-Beleuchtungen», sagt er. «Ich verstehe durchaus, dass man in der heutigen Zeit mit Energieknappheit dies für falsch hält.» Es habe sich bei ihm jedoch noch nie jemand beklagt und er steuere die Beleuchtung auch durch eine Zeitschaltuhr, so dass die Nachbarn in der Nacht nicht gestört würden.

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