Sozialbau stösst auf Widerstand im Ufmattenquartier
Der Gemeinde Bassersdorf fehlt es an Asyl- und Notunterbringungsplätzen. Abhilfe schaffen sollen zwei neue Sozialbauten mit je 50 Plätzen.
Das eine Gebäude ist im Ufmatten-Quartier vorgesehen, was bei der dortigen Quartierbevölkerung nicht auf Begeisterung stösst, wie an einer für sie organisierten Informationsveranstaltung am Donnerstagabend deutlich wurde.
Bereits im November hatte der Gemeinderat informiert, dass er mit der Unterbringung von Asylbewerbenden und in Not geratenen Personen an seinen Grenzen stösst. Die Gemeinde Bassersdorf ist gesetzlich verpflichtet, einer vom Kanton definierten Anzahl Asylsuchenden sowie Schutzbedürftigen ein Obdach zu gewähren. Dieser Verpflichtung kann die Gemeinde nicht mehr nachkommen, weil zu wenige Asyl- und Notunterbringungsplätze zur Verfügung stehen. Derzeit hat die Gemeinde 32 Objekte angemietet, um die 133 Asylsuchenden und 50 in Not geratene Menschen unterzubringen. So sind beispielsweise 30 ukrainische Flüchtlinge derzeit im ehemaligen Hotel Löwen untergebracht. Auch im katholischen Kirchgemeindehaus an der Bahnhofstrasse sind 20 weitere Asylsuchende anderer Nationen einquartiert.
Nun hat der Kanton kürzlich die Aufnahmequote für Flüchtlinge für die Gemeinden abermals auf eine Quote von 1,6 Prozent erhöht für den 1. Juli 2024. Durch das Auslaufen verschiedener befristeter Mietverträge fehlen der Gemeinde ab diesem Sommer daher rund 60 Unterbringungsplätze.
Ausgetrockneter Wohnungsmarkt
Um dieses Platzproblem mittelfristig zu entschärfen und den ohnehin schon ausgetrockneten Wohnungsmarkt für günstigen Wohnraum nicht zu konkurrenzieren, hat der Gemeinderat entschieden, auf Gemeindegebiet zwei eigene Sozialbauten zu je 50 Plätzen zu errichten. Dafür wurden verschiedene gemeindeeigene Landparzellen evaluiert. Einer der Standorte für einen solchen Sozialbau erachtet der Gemeinderat im Ufmattenquartier gleich vis à vis der Wertstoffsammelstelle als geeignet, während für den zweiten Bau noch ein Standort in Evaluation ist.
Emotionsgeladene Diskussion
Da die Planung des ersten Gebäudes bereits konkret im Gang ist (die Unterkunft soll 2026 bezugsbereit sein), hat der Gemeinderat nun diese Woche die betroffene Bevölkerung des Ufmattenquartiers erstmals zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Das Interesse der Bewohnenden war entsprechend gross. Rund 130 Personen erschienen im Mehrzwecksaal des Schulhauses Chrüzacher, um mehr zu den Plänen zu erfahren.
«Sie haben das Recht aus erster Hand zu wissen, was hier geplant ist, doch wissen auch wir noch nicht alles»
Dass dieses Vorhaben bei der dortigen Bevölkerung auf wenig Gegenliebe stossen wird, war zu erwarten. Entsprechend aufgeheizt war denn auch die Stimmung im Saal. Gemeinderat Christoph Isler, Vorsteher des Ressort Soziales, war sichtlich bemüht, den Anwesenden die Überlegungen so offen und transparent wie möglich darzulegen. «Sie haben das Recht aus erster Hand zu erfahren, was hier geplant ist, doch wissen auch wir noch nicht alles», so Isler bei der Projektvorstellung. Bei der anschliessenden Fragerunde, welche von einem externen Moderator geleitet wurde, äusserten die Anwesenden erwartungsgemäss ihre Ängste und Bedenken. Die zuweilen emotional aufgeladenen Voten betrafen vor allem die Sicherheit im Quartier, welche ihrer Ansicht nach mit einem solchen Sozialbau nicht mehr gewährleistet sei. Ängste wurden geäussert, dass Kinder nicht mehr ohne Aufsicht auf den Spielplätzen spielen können, oder junge Frauen auf dem Nachhauseweg belästigt werden könnten. Gar Bedenken einer Wertminderung des Wohneigentums in diesem Quartier wurden thematisiert. Andere fragten sich, warum solche Asylunterkünfte in intakten Wohnquartieren am Dorfrand erstellt werden müssten und nicht anderswo, denn das Ufmattenquartier sei schon heute mit dem Verkehr der Wertstoffsammelstelle stark belastet.
Das Thema Kosten kam ebenfalls zur Sprache. Viele störten sich an den ihrer Ansicht nach überrissenen Kosten von rund fünf Millionen Franken, welche allein für den Bau benötigt würden. Die bewährte Strategie der dezentralen Unterbringung wolle der Gemeinderat weiterführen. Deshalb habe man sich bewusst für die Erstellung von zwei Sozialbauten an zwei verschiedenen Standorten mit je 50 Unterbringungsplätzen entschieden, versuchte Sozialvorstand Isler die Argumente zu entkräften.
«Die Menschen stehen vor unserer Türe und wir müssen sie irgendwo unterbringen».
Gemeindepräsident zeigt Verständnis
Gemeindepräsident Christian Pfaller zeigte Verständnis für die Bedenken der Anwesenden, versuchte jedoch aufzuzeigen, dass auch den Behörden die Hände gebunden sind. «Fakt ist, dass wir die uns zugeteilten Asylsuchenden aufnehmen müssen und wir nicht über diese Quoten diskutieren können», so Pfaller. «Die Menschen stehen vor unserer Türe und wir müssen sie irgendwo unterbringen». Man sei natürlich bemüht, mit flankierenden Massnahmen wie Sicherheitskonzepten und Integrationsmassnahmen einen geordneten Betrieb in diesen Unterkünften sicherzustellen, versicherten die Referenten.
Urnenabstimmung am 24. November
Über den Verpflichtungskredit für diesen ersten Sozialbau werden die Stimmberechtigten am 24. November an der Urne befinden können.
Über das vorliegende Projekt findet am 14. März ein weiterer Informationsanlass statt, dies im Rahmen der stattfindenden Gemeindeversammlung.
Weiter Informationen zum Projekt finden Sie auf der Webseite der Gemeinde.