Sport

Nina Metzger über ihren Alltag als Captain und Kindergärtnerin

In sieben Jahren wird Nina Metzger mit den Kloten-Dietlikon Jets sechs Mal Schweizermeisterin und dreifache Cupsiegerin. Neben ihrer erfolgsgekrönten Unihockeykarriere möchte sie als Kindergärtnerin in Bassersdorf leidenschaftlich Kinder begleiten und fördern.

Nina Metzgers Leidenschaft: Unihockey. (zvg)
Nina Metzger in ihrem Element. (zvg)

Nina Metzger, Sie sind gerade zurück aus China. Dort spielten Sie zusammen mit der Schweizer Unihockeynationalmannschaft an den World Games. Was war das für eine Erfahrung?
Es war ein einmaliges Erlebnis. Die World Games sind ein internationaler Wettkampf für alle nicht-olympischen Sportarten. Ich hatte viel Kontakt mit Athleten aus der ganzen Welt, von Seilziehern bis zu Dronenpiloten. Selbstverständlich bin ich auch glücklich über die gewonnene Bronzemedaille.

Herzliche Gratulation! Unihockey ist doch weit bekannter als Seilziehen. Wann schafft die Sportart den Sprung an die Olympischen Spiele?
Das ist eine gute Frage. Für eine Anerkennung braucht es eine globale Abdeckung der Sportart. In der Vergangenheit war dies beim Unihockey, welches besonders in Skandinavien und manchen europäischen Ländern populär ist, noch nicht der Fall.

Bei den Kloten Dietlikon Jets trainieren Sie beinahe jeden Tag. Die wichtigen Spiele sind zudem auf SRF zu sehen. Wie sehen Sie die Professionalisierung des Sports, abgesehen davon, dass die Sportart nicht olympisch ist?
Ich sehe mich als eine Athletin und nicht als Profisportlerin. In der Schweiz ist es auch den besten Unihockeyspielern nicht möglich, vollständig vom Unihockey leben zu können. Meine Rolle als Teil der Nationalmannschaft und Stammspielerin bei den Jets erlaubt es mir immerhin, Teilzeit arbeiten zu können.

In Schweden und Finnland geniesst Unihockey einen noch höheren Stellenwert mit professionelleren Strukturen und mehr Aufmerksamkeit. Manche Ihrer Teamkolleginnen haben sich auf das Abenteuer eingelassen. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Ich habe es letztes Jahr stark im Kopf gewälzt, da konkrete Angebote auf dem Tisch lagen. Es war kein einfacher Prozess. Während den Gesprächen spürte ich, dass hier bei den Jets viel aufgebaut wird und ich hier hohes Vertrauen vom Trainerstaff und Verein geniesse. So fiel mein Entscheid auf die Schweiz und mein Leben hier, welches ich sehr geniesse.

Geniessen und Ihr Ehrgeiz – passt das wirklich zusammen?
Naja, ich kann wirklich schlecht verlieren. Bereits bei kleinen Wettkämpfen im Training packt mich mein Ehrgeiz und ich möchte unbedingt gewinnen. Daher muss ich das Geniessen noch etwas lernen, aber ich denke, ich werde besser darin.

Sie sind von Beruf Kindergärtnerin in Bassersdorf. Wo sehen Sie die Parallelen zum Unihockey?
Beide Tätigkeiten sind grosse Leidenschaften von mir, welche ich mit viel Herzblut ausführen möchte. Dazu möchte ich sowohl im Unihockey als auch im Kindergarten einen positiven Beitrag zur Entwicklung junger Menschen leisten.

Profitieren die Kinder ebenfalls von Ihrer Unihockey Expertise?
Alle meine alten Stöcke befinden sich in gekürzter Version mittlerweile bei mir im Kindergarten. Wir spielen im Kindergarten manchmal in der Pause Unihockey, das macht jeweils allen grossen Spass. Ich habe auch schon Trainings der Kinder besucht.

Was bedeutet Ihnen Bassersdorf?
Eine tolle Gemeinde mit guter Infrastruktur und sehr netten Einwohnern. Ich geniesse es sehr, hier Kindergärtnerin zu sein. Mit dem örtlichen Unihockeyverein UBN kann Bassersdorf ebenfalls eine gute Infrastruktur für Unihockeytalente bieten.

Neben Ihrer Tätigkeit als Kindergärtnerin und Unihockeyspielerin sind Sie ebenfalls noch Dozentin an der Pädagogischen Hochschule. Wie lautet Ihr Geheimnis, alles unter einen Hut zu bringen?
Keine Woche ist wie die andere. Ich habe das grosse Glück, an vielen Orten flexible Strukturen anzutreffen. So kann ich beispielsweise auf eine Stellvertreterin im Kindergarten zurückgreifen. Ansonsten hilft mir eine gute Planung, viele Bälle gleichzeitig zu jonglieren.

Wie erleben Sie Ihren Alltag als Kindergärtnerin in Bassersdorf?
Mein Arbeitsalltag ist sehr abwechslungsreich, kein Tag gleicht dem anderen. Besonders schätze ich die kreativen und offenen Unterrichtssequenzen, in denen ich die Kinder begleiten und unterstützen darf. Auch das gemeinsame Lernen und Entdecken in der Natur bereitet mir grosse Freude.

Wie würden Sie antworten, wenn Sie im Kindergarten gefragt werden, wie man am besten Unihockeyprofi wird?
Da gibt es leider kein standardisiertes Erfolgsrezept. Ich selbst habe beispielsweise unzählige Stunden auf der Strasse gespielt und so die grosse Freude für den Sport entwickelt. Es ist unglaublich wichtig, dass man den Sport aus Leidenschaft und Freude betreibt. Sonst wird es sehr schwierig. Natürlich braucht es auch Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ich selbst hatte in meiner Karriere dieses Glück.

Was ist Ihre Motivation, jede Woche unzählige Stunden ins Unihockey zu investieren?
Es ist ein dynamischer Sport mit unzähligen Facetten. Ich spiele den Sport extrem gerne! Ehrlicherweise liegt mir das aktive Spielen viel mehr als die Übungen im Training. Diese sind zwar wichtig, jedoch komme ich erst beim anschliessenden Spielen auf meine Kosten. Ich brauche den Wettkampfgedanken, um meine Leistungen abrufen zu können.

Gewinnen ist bei den Kloten Dietlikon Jets schon fast Alltag. In den letzten Jahren konnte die Mannschaft unzählige Cupsiege und Meisterschaften feiern. Was macht Ihre Mannschaft anders als die übrigen Mannschaften?
Die Ziele und Ansprüche der Jets sind in der Tat sehr hoch. Wer bei den Jets spielt, gibt alles für den Sieg. Unser Geheimnis ist sicherlich unsere einzigartige Stimmung im Team, und das nicht nur auf dem Unihockeyfeld. Wir verstehen uns blind und gehen alle füreinander. Dies ist definitiv keine Selbstverständlichkeit, denn wir müssen dies jede Saison neu aufbauen, da es jeweils auch zahlreiche Transfers gibt.

Wie professionell sind die Strukturen der Jets?
Wir verfügen über einen guten Staff und können uns so auf unsere Leistungen auf dem Spielfeld konzentrieren. Das ist gerade im Unihockey keineswegs selbstverständlich. Mehr ginge natürlich immer.

Der Trainer der Jets setzt auf Sie als Captain. Welche Werte möchten Sie in Ihr Team tragen?
Ich finde es wichtig, dass wir jede Saison aufs Neue unsere Identität finden. Wir können nicht einfach jede Saison das letztjährige Rezept kopieren, da wir alles Menschen mit individuellen Fähigkeiten und Eigenschaften sind. Ich finde es zudem wichtig, dass die Verantwortlichkeiten auf viele Schultern verteilt werden – jede sollte etwas bewirken können!

Obwohl Sie bereits sehr viele Trophäen besitzen – gibt es ein Ziel, welches Sie noch erreichen möchten?
Ich möchte mit der Schweizernationalmannschaft im Dezember Gold an der WM gewinnen.

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