Brütten

Wie Bauern den Wildbienen helfen

In der modernen Landwirtschaft haben Wildbienen normalerweise keinen Platz. Dass es auch anders geht, zeigte eine NBN-Exkursion in Strubikon.

Stück Wiese ist im Frühling Schauplatz eines Sandbienen-Spektakels der Sonderklasse. (bg)
Mit Keschern versuchen die Exkursionsteilnehmer Wildbienen zu fangen, damit Wildbienenexperte Jürg Sommerhalder sie bestimmen kann. (bg)
Im Schatten mächtiger alter Bäume fordert Biobauer Christian Wyss (re.) eine bessere Sensibilisierung der Bauern für die Insektenwelt. (bg)
Unter dem Mikroskop konnten die Teilnehmenden die Insekten im Detail sehen. (bg)
Nach der über zweistündigen Exkursion bei hochsommerlichen Temperaturen lassen es sich die Exkursionsteilnehmer am Apéro von Hofbesitzerin Iris Arpagaus (Mitte) gutgehen. (bg)

Rund um Brütten erstreckt sich Landwirtschaftsland, so weit das Auge reicht – Schweizer Idylle pur. Doch was einerseits gut ist – schliesslich hilft die Landwirtschaft, uns Menschen zu ernähren – ist andererseits schlecht für Wildbienen und weitere Insekten. Denn in den Monokulturen finden sich kaum Blüten und darum keine Nahrung für sie. Ausserdem sind die Felder oft mit Pestiziden belastet. Das macht den Insekten endgültig den Garaus.

Artenreiche Wiesen fördern

Aber die gute Nachricht ist: Landwirtschaft und Biodiversität schliessen sich nicht aus. An der diesjährigen Exkursion des Naturschutzvereins Bassersdorf Nürensdorf (NBN) erfuhren die rund 30 Interessierten an drei Posten, wie das Miteinander von Kulturraum und Insekten funktioniert. Beispiel Neubruch: Dieses kleine kantonale Naturschutzgebiet, das als Fröschenweiher bekannt ist, liegt mitten im Kulturland, gehört Pro Natura und wird von Biobauer Urs Knecht bewirtschaftet. Hier wachsen seltene Orchideen oder Wollgras; beides wichtige Nahrungsquellen für Bienen und Insekten. «Fast alle der einstigen Feuchtgebiete im Kanton sind verschwunden und auch artenreiche Trockenwiesen gibt es kaum mehr», erklärt Vanessa Wirz, Co-Geschäftsleiterin Pro Natura Zürich. «Umso wichtiger ist es, dass wir solch isolierte Restflecken schützen.» Ein anderer Wildbienen-Hotspot ist ein wenige Meter entfernter Hang im Sandbüel. «Hier wimmelt es im Frühling regelrecht von Wildbienen», erzählt Exkursionsleiter und NBN-Aktuar Jürg Baltensperger.

Jeder Biene ihre Blume

Am zweiten Posten erklärt Wildbienen-Experte Jürg Sommerhalder, dass es für jede Wildpflanze eine Wildbienenart gibt, die auf sie spezialisiert ist. Die Glockenblume-Scherenbiene zum Beispiel sammelt in den Glockenblumen nicht nur Nektar und Pollen, sondern übernachtet in deren Blüten sogar. Wer den Bienen helfen wolle, solle möglichst viele verschiedene Wildpflanzen wachsen lassen. «Deshalb sind im Kulturland Buntbrachen und Blühstreifen mit vielen Blütenpflanzen so wichtig», betont Sommerhalder.
Einer, der das sofort unterschreibt, ist Bio-Bauer Christian Wyss aus Strubikon. «Wir Bauern haben eine grosse Verantwortung für die Natur und sollten sie besser wahrnehmen», sagt er am dritten Posten. In einer Buntbrache gedeiht bei ihm das Widderchen, eine gefährdete Schmetterlingsart. Wyss hat vor sieben Jahren seinen Betrieb auf biologisch umgestellt und stellt fest: «Ich hätte mich das schon viel früher getrauen sollen.» Seit der Umstellung hat er keine Rechnungen für Spritzmittel und Düngermittel mehr und bekommt stattdessen mehr Beiträge vom Bund: «Es lohnt sich nicht nur für die Natur, sondern auch finanziell», betont er.

Bauern sollten Insekten kennen

Wyss wünscht sich, dass den Jung-Bauern in der Ausbildung mehr Wissen vermittelt wird zu Insekten und Schmetterlingen. «Die künftigen Bauern sollten wissen, wie wichtig Brennesseln für die Insekten sind und dass sie nicht an jeder Ecke alles abrasieren müssen.» Ein Dorn im Auge ist ihm und seinem Biobauer-Kollege Urs Knecht auch der 15. Juni. Ab diesem Datum dürfen die Wiesen gemäht werden, die eigentlich für die Förderung der Biodiversität angelegt worden sind. Aber der Stichtag bewirkt, dass bei schönem Wetter fast zeitgleich in der ganzen Schweiz alle Wiesen abgeräumt werden. «Die Insekten haben dann auf einen Schlag nichts mehr zu essen», erklärt er. «Das ist ein unsäglicher Blödsinn.» Besser wäre es, die Wiesen gestaffelt zu mähen und immer Stellen mit Blühpflanzen stehen zu lassen. «So hätten die Insekten immer etwas zu futtern.» Und so könnten auch die Bauern die Biodiversität fördern.

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