Nürensdorf

Zu viele Kündigungen im Ebnet

Im Schulhaus Ebnet in Nürensdorf haben auf Ende März bereits neun Lehrerinnen und Lehrer ihre Kündigung eingereicht. Die Leitung Abteilung Bildung und die Schulbehörde bestätigen in einem Brief an die Eltern diese Kündigungen und versprechen, sich für konstruktive Lösungen einzusetzen. Die Verunsicherung ist gross.

In verschiedenen Schulen im Kanton hängt der Haussegen schief: oft sind es Unstimmigkeiten zwischen der Lehrerschaft, den Schulleitenden und den Behörden. (Quelle: depositphoto)
Im Schulhaus Ebnet hängt der Haussegen schief. (Quelle Schule)

«Von diesen Kündigungen sind auch wir sehr überrascht», schreiben Schulpräsident Gerry Romanescu und Monika Manfredi, Leiterin Abteilung Bildung in ihrem Schreiben an die Eltern der Schülerinnen und Schüler im Ebnet. Versucht man, den Gründen nachzugehen, trifft man auf Schweigen bei allen Akteuren. Die Lehrerschaft möchte nicht, dass die Schuleinheit in ein schlechtes Licht gerät, arbeiten doch die meisten gerne und bereits viele Jahre am Ebnet. Was bewog sie dennoch, fristgerecht ihre Kündigung auf den Tisch zu legen?

Auf den sozialen Medien und in Kommentarspalten des Tagesanzeigers zu ähnlich gelagerten Fällen in anderen Schulhäusern des Kantons finden sich einige Einträge wie «schon wieder nach 2020/21 kündigen die Lehrer … reihenweise» oder «leider ist es bei uns in Nürensdorf auch soweit. Sehr kompetente und auch bei den Kindern beliebte Lehrer …. haben wegen der Schulleitung gekündigt. Ich hoffe, dass da endlich eingegriffen wird!». Diesen Kündigungen voraus gehen verschiedenste Vorkommnisse über Jahre hinweg. Richtig Fahrt aufgenommen haben die Probleme im Ebnet mit dem Abgang des Schulleiters 2019, der bei der Lehrerschaft gut etabliert war. Daraufhin folgten kurze Anstellungen eines Schulleiters für zwei Jahre, Ad-interim- und Springer-Lösungen, bis dann im Oktober 2021 die heutige Schulleiterin von der Behörde eingesetzt wurde.

«Wir haben unverzüglich unsere Verantwortung wahrgenommen und sind bereits mitten im Prozess, die Beweggründe sachlich zu analysieren.»

Gerry Romanescu, Schulpräsident

Sofortige Intervention

Nach dem Erhalt der Kündigungen Ende März wird die Schulpflege aktiv und fordert die Lehrerschaft zu einem Gespräch am folgenden Morgen auf – allerdings ist die Intervention kurz und findet ohne den Schulpräsidenten statt, was bei einigen Lehrern nicht gut aufgenommen wird. Auch ein neuerlicher Termin, allerdings zehn Minuten vor Schulbeginn angesetzt, sorgt bei vielen für Kopfschütteln. Auf die Kündigungen angesprochen, erklärt Schulpräsident Gerry Romanescu, dass im Moment Unwahrheiten, gar Lügen, über soziale Medien und persönliche Gespräche gestreut würden. «Wir haben unverzüglich unsere Verantwortung wahrgenommen und sind bereits mitten im Prozess, die Beweggründe sachlich zu analysieren und gemeinsam Lösungen zu finden. Neun Kündigungen übersteigen das übliche Mass», erklärt Romanescu. Aufgrund der sensiblen Situation sei die Hyperaktivität von einzelnen Personen nicht zielführend, ja gar kontraproduktiv.

«Die Schule Nürensdorf war bis 2020 eine gut geführte Schule, das konnte man auch in der guten Evaluation und gewonnen Preisen herauslesen.»

Ehemalige Lehrerin am Ebnet (Name der Redaktion bekannt)

Fehlendes Miteinander aller Gremien

Eine Lehrerin hat vor drei Jahren die Schule verlassen. Sie war eine derjenigen, der es vor drei Jahren «den Hut gelupft» hat. «Die Schule Nürensdorf war bis 2020 eine gut geführte Schule, das konnte man auch in der guten Evaluation und gewonnen Preisen herauslesen», sagt sie. Mit den ersten Abgängen und den vielen Wechseln in der Schulleitung und der Behörde drehte sich das Momentum. Bei der Suche für einen Schulleiter nach David Steinbeck wurden auch Vertreter der Lehrerschaft in die Bewerbungsgespräche miteinbezogen. «Ich erinnere mich, dass die Lehrerschaft ihre Meinung abgab, erhielt jedoch keine Antwort darauf. Einen Tag später wurden wir an einer Information vor vollendete Tatsachen gestellt und die Person benannt, die bei uns keine Zustimmung fand», erzählt sie. Dies sei ein Schlüsselmoment in ihrer Ebnetkarriere gewesen und habe ihr gezeigt, dass zusammen mit ähnlichen Vorfällen ein kollegiales Miteinander aller am Schulbetrieb beteiligten Gremien nicht möglich sei.

«Unser Auftrag als Schulbehörde ist es, für alle am Schulbetrieb Beteiligten – also für das ganze System – eine strategische Ausrichtung für einen erfolgreichen Schulbetrieb zu definieren.»

Gerry Romanescu, Schulpräsident

Ein Einzelfall einer beleidigten Lehrerin? Anscheinend stehen die Vertrauensbasis und Kommunikation zwischen der Lehrerschaft und den Behörden auf wackligen Füssen. «Wir schätzen das grosse Engagement aller unser Mitarbeitenden sehr. Bei einer Kündigung schwingt immer persönliche Betroffenheit mit. Auch wir als Schulpflege sind betroffen und suchen nun im Dialog mit allen Involvierten Wege zu finden, um die schwelende Unzufriedenheiten beseitigen zu können und dass idealerweise Kündigungen zurückgezogen werden», erklärt der Schulpräsident. «Unser Auftrag als Schulbehörde ist es, für alle am Schulbetrieb Beteiligten – also für das ganze System – eine strategische Ausrichtung für einen erfolgreichen Schulbetrieb zu definieren. Ebenso ist eine unserer Aufgaben, einzelne Exponenten zu schützen, wenn sie angegriffen werden.»

«Wichtig ist jetzt, die Basis für die Zusammenarbeit zu stärken. Wir nehmen die Situation sehr ernst!»

Gerry Romanescu , Schulpräsident

Keine Kommunikationsbereitschaft

Anscheinend stehen die Abgänge der letzten Jahre im Zusammenhang mit der Unzufriedenheit über die Rolle der Schulleiterin und der Schulpflege. Ein Vorstoss der Lehrerschaft, über gewisse Punkte im Schulablauf zu diskutieren – skizzierte Vorschläge und Lösungsansätze brachten sie mit – und so die Zusammenarbeit auf neue Füsse zu stellen, waren anscheinend nicht erwünscht, man wurde aufgefordert, solche Feedbacks zu unterlassen. Den beiden Lehrervertretern des Gremiums wurde dieses Engagement gar negativ ausgelegt. Bereits dannzumal war für einige Lehrer klar, dass ein Miteinander fehle. Perspektivenlosigkeit und Frust führten zu den Kündigungen. Die Spitze des Eisbergs war die Abstrafung der beiden Lehrervertreter – weitere solidarische Kündigungen folgten.

In ihrer Elternmitteilung erklären die Behördenmitglieder, sie würden konstruktive Lösungen suchen mit dem Lehrpersonal. Gerry Romanescu dazu: «Wichtig ist jetzt, die Basis für die Zusammenarbeit zu stärken. Erste konstruktive Gespräche konnten bereits geführt werden. Die Behörde arbeitet intensiv an Lösungen und konnte schon vor den Frühlingsferien erste Massnahmen umsetzen – wir nehmen die Situation sehr ernst!» Am Elternbesuchsmorgen konnten sich die Eltern überzeugen, dass die Personalsituation auf den Schulbetrieb mit ihren Kindern keinen Einfluss habe, so der Schulpräsident.

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