Am Montag gibt’s immer Pommes
Eine für den 150. Geburtstag des Landheims Brüttisellen in Baltenswil konzipierte Ausstellung gibt spannende, berührende und witzige Einblicke in die wechselvolle Geschichte der Institution und den Alltag im Jugendheim.
Das Landheim Brüttisellen in Baltenswil hat in den vergangenen Monaten Schlagzeilen gemacht mit einem Messerangriff und einem Raubüberfall. Höchste Zeit, mit einer Ausstellung anlässlich des Jubiläums auch andere Aspekte des Jugendheims zu beleuchten, das in seiner 150-jährigen Geschichte schon viele Krisen gemeistert hat und als das älteste Jugendheim des Kantons Zürich ein Vorzeigebeispiel dafür ist, wie Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen wieder Tritt fassen in der Gesellschaft.
«Sie wollten das Beste für mich»
Ein Beispiel dafür ist Cassius, der heute ein Restaurant in Zürich führt, den Weg aus den Drogen gefunden hat und sagt: «Ganz ehrlich: Ohne das Landheim wäre ich wohl nicht mehr da.» Die Mitarbeitenden des Landheims hätten ihn zwar oft genervt, aber im Nachhinein habe er erkannt, «dass sie immer nur das Beste wollten für mich», und dafür ist er ihnen dankbar. Auch Säru, der heute ein Take-Away betreibt, hat die Zeit im Landheim als schlimm erlebt, weil es nur einmal die Woche einen kurzen Ausgang gab, «aber nachträglich gesehen war es eine gute Zeit».
Vielfältige Stimmen
In der Ausstellung kommen auch verschiedene Mitarbeitende zu Wort, wie etwa mehrere Sozialpädagoginnen, der Nachtwächter, der Koch oder die Hauswirtschaftslehrerin. Sogar der Haushund Jim gibt seine Sicht auf den Betrieb preis. Dabei ist viel Spannendes zu erfahren über die Finanzen («eigentlich sind wir ein Kassenschlager»), die Morgenroutine («Mit der JBL Extreme Musikbox bringen wir alle aus den Federn»), den Alltag («Am Montag gibt’s immer Pommes») oder Geschlechterrollen («Es ist erstaunlich, mit welchen verhärteten Frauenbildern die Jugendlichen manchmal kommen»).
Hoher Besuch und tiefer Fall
Daneben dokumentiert die Ausstellung den Besuch von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf im Jahr 2009, sie beleuchtet die vielen Brände, unter denen das Heim litt, und sie zeigt die Anfänge des Heims als Schuhfabrik, in der ein 14-Jähriges elf Stunden Fronarbeit leisten musste und nur zu Ostern frei bekam. Auch die tiefste Krise wird aufgearbeitet, als in den Jahren 1996-1999 ein neuer Leiter mit hochtrabenden Ideen das Heim an den Rand des Abgrunds brachte.
Die Ausstellung im Schwanensaal des Landheims ist noch bis 19. Juli geöffnet, und zwar von Montag bis Freitag zwischen 10 und 12 Uhr sowie zwischen 13 und 17 Uhr, sowie samstags zwischen 13 und 16 Uhr. Am 11. und am 14. ist die Ausstellung geschlossen.
Zudem sind die Inhalte der Ausstellung ab dem 15. Juli auf der Webseite www.150jahrelandheim.ch aufgeschaltet.
Öffnungszeiten:
Die Ausstellung im Schwanensaal des Landheims ist noch bis am 19. Juli geöffnet, und zwar von Montag bis Freitag zwischen 10 und 12 Uhr sowie zwischen 13 und 17 Uhr. Am Samstag jeweils zwischen 13 und 16 Uhr.