Region

Ausbau der Wasserversorgung

Die Gruppenwasserversorgung Lattenbuck, welche für Nürensdorf und Basserdorf die Wasserversorgung sicherstellt, baut aus. Steigende Einwohnerzahlen und geplante Überbauungen machen einen Ausbau nötig.

Matthias Okumus, Betriebsleiter der Gruppenwasserversorgung Lattenbuck, zeigt das neue Stufenpumpwerk im Reservoir Steinlig, welches Wasser nun in höhere Lagen fördern kann. (sg)
Blick ins bestehende Reservoir Lattenbuck. (zvg)
Übersichtsplan der Wasserversorgung in unserer Region. (zvg)

Die Gruppenwasserversorgung Lattenbuck (GWL) ist für die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden Bassersdorf und Nürensdorf ein wichtiger Partner, stellt sie für sie doch die Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser sicher. Organisiert ist die GWL als Zweckverband, dem die Gemeinden Dietlikon, Effretikon, Lindau, Nürensdorf, Wangen-Brüttisellen und Wallisellen ebenfalls angeschlossen sind.

65 540 Personen versorgt

Als Mittelwert liefert die GWL ab ihren Reservoiren rund 230 Liter Wasser pro Einwohner und Tag. Um die Wasserversorgung für die rund 65 540 Personen (Stand November 2022) in den Partnergemeinden sicherzustellen, betreibt die GWL ein grosses Versorgungsnetz, dessen Betriebsleiter Matthias Okumus ist.
Jede Nacht wird der Bedarf für den nächsten Tag aus den regionalen Pumpwerken in die Reservoire gepumpt. Von dort liefern die Wasserversorgungen der Partnergemeinden das Wasser zu den Haushalten oder ins Gewerbe, wo es jeden Morgen frisch aus dem Wasserhahn sprudelt.

Bassersdorf gehört zu den Gründungsmitgliedern der Wasserversorgung im Jahre 1954, Nürensdorf trat 1974 bei. Zum Netz gehören elf Grundwasser-Pumpwerke und fünf Quellanlagen. Daneben wird auch Fremdwasser von einem anderen Zweckverband zugekauft, um den Bedarf zu decken.

Langfristige rollende Planung

Die Region Glattal boomt, was an den unzähligen Bauprojekten und geplanten Siedlungsgebieten ersichtlich ist. Dies stellt die Gruppenwasserversorgung vor Herausforderungen: eine Planung von Erweiterungen ist frühzeitig und mit längerem Zeithorizont anzugehen, wie Matthias Okumus ausführt. «Neben den Ausbauten für zusätzliche Wohn- oder Gewerbeeinheiten müssen wir auch unsere Infrastruktur im Auge behalten und Leitungen oder Reservoir-Bauten frühzeitig in die rollende Planung aufnehmen.» Projekte der Wasserversorgung sind meistens aufwendig und daher auch baulich nicht immer einfach umzusetzen. Werden Strassen saniert oder überbaut, gilt es für die GWL, frühzeitig Informationen einzuholen und Pläne zu studieren, um nach Möglichkeit allfällige Leitungen miteinziehen zu können, um so Kosten zu sparen.
Nicht nur die reinen Leitungsrohre sind nötig, auch die Energiezufuhr für die Betriebsanlagen gilt es zu planen. Matthias Okumus dazu: «Wir gehören zu den Grossverbrauchern von Energie und lassen unsere Anlagen und Pumpen primär während den Nachtstunden arbeiten. Dennoch müssen unsere Betriebsanlagen leistungsfähig sein. Wasser ist schwer und um diese Wasserströme in Bewegung zu setzen, braucht es viel Energie. Ich vergleiche es oft mit einem Lastwagen, den man aus dem Stand in Bewegung setzen muss». Die Zufuhrleitungen sollten im Normalfall rund 100 Jahren halten.

Brüttenertunnel verlangt nach Änderung

Grössere Infrastruktur-Projekte wie der Brüttenertunnel können zusätzlich zu Anpassungen im Leitungsnetz führen. So rechnet die GWL nach heutigem Stand, dass sie rund zwei Kilometer ihres Leitungsnetzes wegen der Trasseeführung der SBB im Gebiet des Brüttenertunnels umlegen muss. Aber auch zusätzliche Leitungen in bestehenden überbauten Gebieten können zu Kopfzerbrechen führen: «Meistens sind Erweiterungen im Leitungsnetz in stark bebauten Gebieten teuer und aufwändig», so Okumus.

Nutzeransprüche gestiegen

Neben den technischen Ansprüchen, sind auch die Ansprüche der Nutzer ein Kostentreiber. «Wir spüren schon, dass die Ansprüche über die Jahre gestiegen sind, einerseits an die Verfügbarkeit, andererseits zusätzlich an die Qualität und die Aufbereitung», erklärt der Betriebsleiter. Viele blenden aus, wie hoch die Verfügbarkeit bei uns sei; es werde den meisten erst bei Reisen im Ausland manchmal bewusst.

Dieser Anspruch an die Verfügbarkeit hat auf den Leitungsnetzbau einen Einfluss. «Redundant geführte Leitungen waren früher oft kein Thema bei der Wasserversorgung», erklärt Matthias Okumus. «Erst mit den Jahren entwickelten sich auch für die Wasserversorgung neue Ideen und Ansprüche an die immerwährende Verfügbarkeit.» So hat die GWL anfangs Jahr im Bassersdorfer Reservoir Steinlig ein Stufenpumpwerk in Betrieb genommen. Wasser einer tieferliegenden Druckzone wird mittels eines Stufenpumpwerkes in eine nächsthöhere Druckzone gefördert, denn der Wasserdruck beruht auf Höhendifferenzen.
«Bis jetzt hatten wir nur eine Verbindung Richtung Nürensdorf via dem Reservoir Lattenbuck. Mit dem neuen Stufenpumpwerk im Steinlig konnten wir nun eine Redundanz mit einer zweiten Verbindung nach Nürensdorf und in die Bassersdorfer Hochzone schaffen. Sie ermöglicht uns, die Kapazität zu erweitern oder bei Leitungsausfällen sofort reagieren zu können», erklärt Matthias Okumus. Sind Sanierungen von Leitungen geplant, kann das Wasser zudem flexibler geführt werden. Das Ganze verläuft vollautomatisch. Kommt es zu einer Unterbrechung, wird ein Alarm auf das Telefon des Pikettdienstes abgesetzt.

Erweiterungsbau Reservoir Lattenbuck

Auch in Nürensdorf wird erweitert. So sehen Spaziergänger bereits beim Reservoir Lattenbuck Grabarbeiten. «Wir erweitern das Reservoir in Nürensdorf um eine dritte Kammer mit einem Volumen von 3000 Kubikmetern», erklärt Matthias Okumus. Seit seinem Bau im Jahre 1958 blieb das Reservoir Lattenbuck unverändert. Die Bevölkerung in der Hauptzone (Wallisellen, Wangen-Brüttisellen, Dietlikon, Bassersdorf) der Gruppenwasserversorgung Lattenbuck ist seit dem Reservoirbau stetig gewachsen. Zum Vergleich: das Reservoir Steinlig wurde im Jahr 2002 auf 5000 Kubikmeter vergrössert. Mittels einer Studie wurde die ideale Lage für den Anbau einer zusätzlichen Kammer an die bestehenden Anlagen ermittelt. «Dabei wurden Aspekte der Umwelt und der Technik gleichermassen berücksichtigt und das Gelände östlich der bestehenden beiden Reservoirkammern als optimal eruiert.»

Wer ob der Grabarbeiten in Nürensdorf erschrickt, kann beruhigt sein. Nach dem Bau werde die Kammer mit Erdreich überdeckt und der Eingriff in die Natur könne so möglichst klein gehalten werden, beruhigt Okumus. Da die Technik im Schieberhaus und die Rohrleitungen 2009 komplett erneuert wurden, seien hier keine Anpassungen nötig und somit sei diese Anbindung diejenige mit den geringsten Anpassungen. Trotz allem investiert die GWL rund 1,6 Millionen Franken in diesen Erweiterungsbau. Die Bauarbeiten starten im April 2023 und werden rund acht Monate dauern. (sg)

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