Hohes Alter ist ein gesellschaftliches Thema
Die Arbeitsgruppe «Gemeinsam bis ins Hohe Alter» und die von ihr organisierten Veranstaltungen und Aktivitäten haben sich einen festen Platz in den dorfblitz-Gemeinden geschaffen. Es brauchte Zeit – doch mittlerweile hat sich die Interessiertengruppe auch in jüngere Altersgruppen ausgeweitet.
Aus der Startphase im Oktober 2014 mit dem Namen «Hohes Alter Basi-Nüeri» ist mittlerweile die Arbeitsgruppe «Gemeinsam bis ins Hohe Alter» hervorgegangen. Von den acht Institutionen aus Bassersdorf und Nürensdorf aus der Anfangszeit sind alle noch vertreten. 2022 hat die Arbeitsgruppe in einem Workshop die ersten Jahre reflektiert und sich gefragt, wie es weitergehen soll.
Roger Oesch von der katholischen Pfarrei St. Franziskus und Evelina Els von der reformierten Kirchgemeinde Breite haben zurzeit die Co-Leitung inne und erzählen, dass nach sechs Jahren die Zeit für einen Namenswechsel reif war: «Wir haben bemerkt, dass das hohe Alter ein Prozess ist, an dem viele Personen involviert sind. Es ist nicht in einer Altersgruppe fixiert, sondern ein breites Feld, an dem auch Angehörige, Nachbarn, Mitbewohner und Institutionen teilnehmen. Das soll sich im Namen widerspiegeln – daher das Wort gemeinsam.»
Alter sei ein gesellschaftliches Thema, welches auch über Bassersdorf und Nürensdorf hinausgehe. «Es ist schon spannend, wie verschieden Themen in den Gemeinden diskutiert und wahrgenommen werden», sagt Evelina Els. Auch wenn die Personen in den Gemeinden verschiedene Ansichten hätten, müsse man sich getrauen, Anlässe zusammen zu gestalten und auszuschreiben.
Sensibilisiert für Themen
Eine Klippe, welche die Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der beiden Kirchen, der Gemeinden, dem Altersforum und Nüeri-Netz sowie KZU Kompetenzzentrum Pflege und Gesundheit und Pro Senectute Kanton Zürich, anscheinend gut gemeistert hat. «Dies ist definitiv eine Leistung, auf die wir stolz sind», sagen die Co-Leitenden übereinstimmend. Sich über die Gemeindegrenzen zu vernetzen und das fachliche Element mit den Institutionen miteinzubinden, so dass der überregionale Blick und die berufliche Sicht mitspielen können, sei das grosse Plus der Arbeitsgruppe. So steuere jede Trägerinstitution ein Thema für einen Anlass bei. «Damit haben wir sichergestellt, dass aus einer grossen Vielfalt Themen aufgegriffen werden, welche aktuell oder brisant sind, aber auf jeden Fall wert, darüber eine Veranstaltung zu organisieren. Die Arbeitsgruppen-Mitglieder sind bereits durch ihre Aufgaben sehr sensibilisiert für Situationen und Themen – das hilft enorm», sagt Roger Oesch.
Geselliges Treffen
«Tabuthemen gibt es eigentlich keine», sagt Els. «Einige sind vielleicht schambehafteter, andere brauchen zusätzliche Sensibilisierung für die Besuchenden, aber das dürfen wir uns nach elf Jahren nun erlauben.» Über die Jahre hätten die Besuchenden bemerkt, dass sie nicht allein seien mit Ängsten oder Überforderungen, sondern in der Gemeinschaft dies auch diskutieren können. «Ganz bewusst ist der gesellige Teil bei den Anlässen immer mit eingeplant. Der informelle Austausch oder auch nur das Zuhören am Tisch mit anderen ist ein wichtiger Teil dieses Projektes», erklärt Oesch.
Dass das Projekt eine gewisse Anlaufzeit benötigte, war allen Personen bewusst. So ist die Arbeitsgruppe bestrebt, immer verschiedene Möglichkeit auszuloten und mit Methoden für die Anlässe zu spielen, wenn es der Situation diene. «Wir wollen themenmässig fordern, aber nicht überfordern», sagt Evelina Els. So seien Vorträge beliebt, Diskussionen in kleineren Gruppen funktionieren ebenso. Feedback holt sich die Arbeitsgruppe bewusst nach jedem Anlass ein, um die Qualität sicherzustellen und die Veranstaltungen zu verbessern.
Eigene Ideen einbringen
Für die Co-Leitenden ist das Projekt eine Erfolgsgeschichte: «Es geht nicht nur um die Themen. Wir sehen, dass das Thema Alter teilweise in der Gesellschaft negativ behaftet ist. An diesen Anlässen erleben wir jedoch die ethische Komponente: der Wissensschatz der Besuchenden ist enorm und sie geben der Gruppe und Gesellschaft sehr viel. Diese Wertschätzung soll spürbar sein.» Evelina Els ergänzt: «Diesen unglaublichen Wissensschatz anzuzapfen, wäre ein Wunsch von uns. Dass sich die Besuchenden melden und Themen oder Ideen einbringen, wie wir diesen gemeinschaftlichen Ansatz weitertreiben können.» Das gäbe dem Projekt und der Sinnhaftigkeit jedes Einzelnen weiter Auftrieb.
Engagiert für ein lebendiges Miteinander – in allen Altersklassen
Die Raiffeisen Region Glatt unterstützt seit Beginn des Projektes 2014 die Arbeitsgruppe «Gemeinsam bis ins Hohe Alter» mit einem jährlichen Betrag. Als regionale Bank und Genossenschaft ist es ihr ein Anliegen, wegweisenden regionalen Initiativen den Rücken zu stärken, um nachhaltig etwas aufzubauen. Das lebendige Miteinander fördern und vielfältige Begegnungen möglich machen trifft die Werte der Raiffeisen. Ein jahrelanges Engagement – zukunftsorientiert und mit Herz, nicht nur im Raiffeisen 125-Jubiläumsjahr. (e)



