Jungbauer setzt auf Milchvieh statt Gemüse
Der Hof von Bio-Gemüsebauer Peter Ball wird umgestaltet, weil Sohn Roger seine Zukunft in der Milchviehwirtschaft sieht. Damit stellt dieser sich gegen den Trend.
Seit Jahren geht die Stossrichtung in der Landwirtschaft weg von der Milchviehhaltung. Hohe Futterpreise, tiefer Milchpreis, grosser Wasserbedarf: Das sind die häufigsten Argumente, wie sie etwa in der Fachzeitschrift «Schweizer Bauer» zu lesen sind. Von 33 000 Milchbauern im Jahr 2003 sank die Zahl auf derzeit unter 18 000.
Doch Roger Ball aus Brütten geht den umgekehrten Weg. Zusammen mit Vater Peter Ball verkleinert er dessen Biogemüsebau-Betrieb, damit mehr Platz für Milchkühe entsteht. Die Gemeindeversammlung hat im Juni die dafür notwendige Aufhebung des Gestaltungsplans gutgeheissen.
«Mich faszinieren die Tiere»
«Seit ich ein kleiner Bub war, wollte ich eigene Kühe haben», erklärt der 28-Jährige. «Mich faszinieren die Tiere und ihre unterschiedlichen Charaktere.» Künftig wird Roger Ball Platz für zehn zusätzliche und damit rund 40 Kühe haben. Die Gewächshäuser werden grösstenteils einer Maschinenhalle und sechs Futtersilos weichen.
Die Prognosen für die Milchviehhaltung sieht er nicht so düster. Klar, der Preis für das Kraftfutter, das er zukaufen muss, sei enorm gestiegen. Dafür sei der Milchpreis besser als auch schon. «Mit Milchviehhaltung wird man nicht reich. Aber ich muss dasjenige machen, was mir Freude bereitet», betont der 28-Jährige. Sein Vater und seine ganze Familie seien da immer hinter ihm gestanden.
Schmunzeln müsse er jeweils, wenn die Kühe wegen ihrer Methanfürze als Klimasünder betitelt würden. «Erstens entweicht das Methan beim Rülpsen», stellt er klar. Und zweitens seien die Kühe nur für knapp vier Prozent des Methangasausstosses in der Schweiz verantwortlich; der Verkehr für 32 Prozent.
Vom Gras zum Lebensmittel
Das Tierwohl ist ihm sehr wichtig. Kalbfleisch etwa isst er nicht, weil er es unethisch findet, Kälber zu töten. Beim Spaziergang über die Weide zeigt sich, dass er jede Kuh schon von Weitem erkennt und mit Namen rufen kann. Sein Liebling ist Ladina, «ein Tollpatsch», wie er lachend sagt. Neugierig kommen die Kühe – die meisten gehören zur Rasse der Simmentaler – angelaufen und beschnuppern ihn und vor allem die Fremde. Roger Balls Blick schweift über die weite Weide. «Die Schweiz ist ein Grasland», sagt er, während er eine der Kühe am Hals krault, «wir Menschen können das nicht verdauen, die Kühe hingegen schon. Und sie liefern uns erst noch ein wertvolles Lebensmittel dabei – Milch.»