Region

Kirchgemeinde Breite wächst jetzt in die Tiefe

Die vor eineinhalb Jahren gegründete Kirchgemeinde Breite steht mittlerweile auf stabilen Füssen. Jetzt gilt es, zusammenzurücken und das neue «Haus» mit Seele zu füllen.

Trotz noch einiger Baustellen ist das neue Konstrukt der Kirchgemeinden Bassersdorf-Nürensdorf, Brütten und Lindau auf gutem Weg. (Archiv)

Viel, viel, viel Arbeit: So lassen sich die vergangenen eineinhalb Jahre seit der Fusion der drei evangelisch-reformierten Kirchgemeinden Bassersdorf-Nürensdorf, Brütten und Lindau zur Kirchgemeinde Breite zusammenfassen. Vor allem der Bereich Liegenschaften hat für viele Arbeitsstunden gesorgt. Laut Kirchenpflegepräsidentin Rahel Rageth hat sich der Einsatz indes gelohnt: «Wir haben jetzt ein gutes Gerüst über die ganze Kirchgemeinde», sagt sie.

Die vor dem Zusammenschluss teils geäusserte Befürchtung, im neuen Konstrukt als kleine Ortskirche unterzugehen, sei nicht eingetreten. «Wir sind sehr darum besorgt, dass alle früheren Gemeinden gleich behandelt werden», betont Rageth. «Und jeder Ort hat eine eigene Ortskirchenkommission, die nahe an den Leuten ist und schaut, was in der Gemeinde gebraucht wird.» In Brütten etwa habe man die Sozialdiakonie stark ausgebaut.

«Wir sind sehr darum besorgt, dass alle früheren Gemeinden gleich behandelt werden»

Rahel Rageth, Kirchenpflegepräsidentin Breite

Feedbacks bisher positiv

Auch die Feedbacks der Kirchgänger seien positiv ausgefallen. «Die Leute schätzen die neue Vielfalt», sagt sie. Denn jeder der sechs Pfarrer sei anders, und das fänden viele spannend. Natürlich gebe es weniger Gottesdienste in den einzelnen Kirchen – «aber jeden Sonntag ist irgendwo ein Gottesdienst».

Letzteres bedingt allerdings, dass die Kirchgänger mobiler werden. Das ist laut Rageth bereits der Fall: «Es gehen schon einige Leute in einem anderen Ort in die Kirche», sagt sie und hängt an: «Aber es dürften noch mehr sein.» Geplant ist darum, den von der Kirche angebotenen Fahrdienst bekannter zu machen oder sich sogar ein eigenes Fahrzeug anzuschaffen, das fix für diesen Zweck gebraucht wird, aber auch in der Jugendarbeit eingesetzt werden könnte. Die Jugendarbeit ist Rageth wichtig, und sie ist sehr froh, dass es schliesslich doch gelungen ist, die seit vergangenem Jahr vakante Stelle der Jugendarbeiterin per Mai wieder zu besetzen.

Gerüst mit Inhalt füllen

Auch sonst steht noch viel Arbeit an. «Es gilt jetzt, das Gerüst mit Inhalt zu füllen», erklärt Rageth. Die Kirche will quasi in die Tiefe wachsen. Konkret ist geplant, die Angebote für Senioren, Jugendliche und insbesondere für junge Familien auszubauen. Damit will die Kirchgemeinde zudem versuchen, neue Leute in die Kirche zu bringen, um dem Mitgliederschwund gegenzusteuern. Denn Ende 2022 verzeichnete die Kirchgemeinde noch 7401 Mitglieder, was bedeutet, dass ab nächstem Jahr 40 Pfarrstellenprozente gestrichen werden müssen. Dazu wird das Gespräch mit allen sechs Pfarrern gesucht, so dass möglichst eine für alle Beteiligten passende Lösung gefunden wird. Diesbezüglich sei die Fusion ein Glücksfall gewesen. «Denn ohne Zusammenschluss hätten wir noch mehr Prozente verloren», erklärt Rageth. Im Auge behalten müsse man auch, dass die Karten nach 2028 sowieso neu gemischt werden, «weil vier unserer Pfarrer kurz nacheinander pensioniert werden».

Unerwartet hoher Gewinn

Stark gefordert wurde die Kirche durch den Ukrainekrieg; für die Unterbringung der Flüchtlinge im «Löwen» in Bassersdorf wurden teilweise zwei bis drei Mitarbeiter abgestellt. Trotz dieses ungeplanten Mehraufwandes sei die Rechnung für das vergangene Jahr «im grünen Bereich». Sie schliesst mit einem Ertragsüberschuss von über einer halben Million Franken; dies bei einem Aufwand von rund 3,5 Millionen und einem Ertrag von 4 Millionen Franken. Der unerwartet hohe Ertragsüberschuss geht zurück auf einen höher als budgetiert ausgefallenen Steuerertrag von juristischen Personen, wie in der Rechnung zu lesen ist. Diese «komfortable Liquiditätssituation» erlaubt der Kirchgemeinde die Amortisation der Hypothek und die Umsetzung der geplanten Projekte, wie es weiter heisst. Die detaillierte Rechnung ist seit Mitte Mai auf der Homepage einsehbar (unter www.ref-breite.ch; Kirchgemeindeversammlung anklicken).

Freiwillige gleich entschädigen

Damit ist die Kirchgemeinde Breite auf Kurs – einige Baustellen gibt es trotzdem noch. «Wir müssen die Personalzusammenführung der drei Gemeinden angleichen», nennt die Kirchenpflegepräsidentin ein Beispiel. Freiwillige etwa werden in den bisherigen Kirchgemeinden unterschiedlich entschädigt. Um alles anzugleichen, damit es möglichst für alle stimmt, braucht es Zeit. «Wir sind auf gutem Weg, aber bis wir die Fusion definitiv abschliessen können, dauert es sicher noch einige Zeit», kündigt Rageth an.

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