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Parteiblick auf die Wahlen in den drei dorfblitz-Gemeinden

Die Kandidatinnen und Kandidaten für die Behördenwahlen am 27. März sind in den drei dorfblitz-Gemeinden bereits zahlreich vorhanden. Es scheint, als ob sich in Bassersdorf und Nürensdorf bei einigen Behörden Kampfwahlen abzeichnen und die Stimmbürger im eigentlichen Sinne eine Auswahl treffen können.

Die Gemeindebehörden müssen für die Legislatur 2022 -2026 neu bestellt werden. (red)

Nachdem die zweite Frist für die Wahlvorschläge der Erneuerungswahlen 2022/26 verstrichen ist, zeichnet sich ein genaueres Bild der Kandidatenauswahl ab. Gab es nach der ersten Frist im Dezember noch hie und da Lücken bei einzelnen Behörden, gaben sich in der kurzen Nachwahlfrist nochmals einige Personen einen Ruck und liessen sich aufstellen.

Parteizugehörig versus parteiunabhängig

Sowohl im Bassersdorf wie Nürensdorf gibt es im Gemeinderat eine Kampfwahl, somit stehen mehr Kandidaten zur Verfügung als Sitze zu besetzen sind. Eine Situation, die den meisten Stimmbürgern ein Anliegen ist, da sie dann die Möglichkeit haben, ihnen nicht genehme Personen eben nicht zu wählen. Auffällig ist in Bassersdorf und Brütten, dass die SVP als eine der wählerstärksten Parteien in den beiden Gemeinden, kaum neue Kandidaten aus der Partei aufstellen. Dieter Scheuermeier, der Präsident der Bassersdorfer SVP, sagt dazu: «Wir haben keine passenden Kandidaten gefunden.» Es sei schwierig für die Polparteien SVP und SP, jeweils neue Parteimitglieder zu finden.

Der Trend gehe mehr zu «parteiunabhängig», was Scheuermeier jedoch nicht versteht. «Parteiunabhängig heisst für mich, nicht fassbar zu sein.» Er rätselt, ob sie sich einfach nicht festlegen wollen oder können. «Gerade Diskussionen an Parteiversammlungen sind wichtig, um das eigene Profil und Denken zu schärfen», sagt der Präsident. «Wir diskutieren heftig, sprechen Klartext miteinander und können so lokale Themen eingrenzen.»

Urs Knecht, SVP-Präsident in Brütten, ergänzt: «Ich bin überzeugt, dass es basispolitisch wertvoll ist, noch Ortsparteien zu haben. So lernt man neue Köpfe und ihre Gesinnung und Fähigkeiten kennen.» So könnten Parteimitglieder besser beurteilen, ob sich jemand für ein bestimmtes Amt eigne, als bei Kandidaten ohne Parteihintergrund.

«Es geht um die Sache, nicht um die Parteizughörigkeit.»

Die einzelne Parteizugehörigkeit scheint weniger entscheidend zu sein, wie viele von aussen dies vielleicht erwarten würden. «Solange gute Leute in den Behörden sind, spielt die Parteizugehörigkeit keine so grosse Rolle», sagt Scheuermeier. Es sei nicht mehr so, dass eine Person in einer Behörde nur die Parteiinteressen vertrete. Gerade in der Lokalpolitik gehe es um die Sache, weniger um die Parteizugehörigkeit. Man sei in einem Gremium eingebunden und müsse dort als Einheit auftreten. Dabei lerne man, Geschäfte des Kollektivs zu vertreten, auch wenn es nicht die eigene Meinung sei.

Gebündelter Brüttener Effort

Die Brüttener Parteien schienen vereint in ihrer Suche nach Kandidaten. Sie warben gemeinsam für neue Kandidaten, so dass Stimmen laut wurden, ob Personen, die keiner der üblichen Parteien SVP, FDP oder pgv zugehörig sind, überhaupt Chancen hätten. Dies weist Guido Schärli, Präsident des pgv, weit von sich: «In unserem Dorf kennen wir uns sehr gut und die Parteipräsidenten haben sich ausgetauscht, wen wir anfragen könnten für ein Amt. Ob die Person einer Partei zugehörig ist oder sich als Parteiloser für ein Amt interessiert, ist sekundär. Es geht um die Person. Ziel war es, den Effort zu bündeln.» Es sei wichtig, dass man die richtige Person für die richtige Behörde finde. SVP-Präsident Urs Knecht ergänzt: «Man muss Personen direkt ansprechen und als Partei mit Herzblut suchen, gemeinsam geht das besser.»

Frischer Wind für Nürensdorf

Augenfällig ist, dass die FDP in Nürensdorf gleich mehrere jüngere Kandidaten ins Rennen schickt. FDP-Präsident Oliver Vaterlaus freut sich darüber, erklärt aber, dass viel Arbeit dahinterstecke und es kein Zufall sei. «Die Verjüngung streben wir seit vielen Jahren an – es ist nicht von heute auf morgen möglich.» Die neue Garde entspräche nicht dem klassischen Parteipersonen-Bild, das sich am Stammtisch trifft und über Bundesrätin Sommaruga wettert, sagt Vaterlaus. Es seien Personen, die gerne in der Gemeinde wohnen, die Kinder schulpflichtig sind und sich daraus Kontakte entwickelten. «Viele sind natürlich liberal denkend, sie sind unternehmerisch unterwegs und tauschen sich untereinander gerne aus. Die Gruppe hat sich gefunden und alle sind überzeugt, dass Nürensdorf frischen Wind braucht.»

Junge ziehen Junge an

Vaterlaus hat bereits viele Wahlen miterlebt und innovative Wege des Wahlkampfes vermisst. Dieses Jahr sei es anders – eben durch jüngere Kräfte –, die selbstverständlich neue Kommunikationswege beschritten und dadurch auch wieder jüngere Personen anziehen. «Ich hoffe sehr, dass wir als Team gewählt werden und diese Gruppe gemeinsam weiterziehen kann».

Frauen vermisst

Alle sind sich einig, dass die Lokalpolitik noch zu wenig bei den Frauen angekommen ist. «Uns fehlen die positiven Rollenbilder, welche andere Frauen verleiten, ein Amt anzu-nehmen», erklärt Oliver Vaterlaus das Phänomen. Auch Guido Schärli bedauert es, brächten doch weibliche Politikerinnen definitiv ein «anderes Element» mit in ein Team. «Sie ticken anders, daher wäre es sinnvoll, mehr Frauen in den Behörden-Gremien zu haben.»

Die SP Bassersdorf schert hier ein wenig aus, stellen sie doch einen höheren Frauenanteil wie andere Parteien. Präsident Adrian Hediger dazu: «Themen, die wir von der SP her besetzen, interessieren Frauen mehr. Daher sind sie auch bereit, sich dafür in einem Amt einzusetzen. Bereits im Vorstand bin ich der einzige Mann unter vier Frauen.» Mehr Diversität, sei es nun bei Frauen, jüngeren Personen oder Personen mit fremden Wurzeln wäre sehr wünschenswert und brächte auch neue Sichtweisen, ist Hediger überzeugt.

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