Übersetzer zwischen Behörde und Schule
Mit der Änderung des Volksschulgesetzes vom April 2020 haben die Gemeinden die Möglichkeit, mit der neuen Hierachiestufe «Leitung Bildung» zwischen der Schulleitung und der Schulpflege die Behörde und Verwaltung zu entlasten.

Die Schulbehörden stossen an ihre Grenzen mit der zeitlichen Belastung ihres Milizamtes. Die Schule ist komplexer geworden über die Jahre und die Gemeinden sind für die Führung der Schule zuständig – auch in finanzieller Hinsicht, obwohl vieles von der Bildungsdirektion vorgegeben ist. Ein Zustand, der vielen Gemeindevertretern sauer aufstösst und zu politischen Vorstössen geführt hat. Das KMU Schule zu steuern und zu führen, ist mit den vielen Ebenen kein leichtes Unterfangen. In grösseren Schulen beschäftigen sich Schulpflegemitglieder zu viel mit operativen Aufgaben, obwohl ihnen die strategische Führung obliegt. Mit der Rolle Leitung Bildung wurde eine neue Hierarchiestufe geschaffen, welche diese operativen Aufgaben abnimmt und als Übersetzer zwischen der Lehrerschaft und den verwaltenden Funktionen vermitteln kann. Davon erhofft man sich eine Qualitätssicherung im Schulbetrieb sowie eine Professionalisierung, da die operative Leitung durch Personen mit pädagogischem Know-how geführt wird.
Leitung Bildung besetzt
In Nürensdorf ist per anfangs April Oliver Stotz als Leiter Bildung im Amt in einem Pilotversuch, der bis zu den Erneuerungswahl der Behördenmitglieder 2026 weitere Erkenntnisse bringen soll. «Wir gehen davon aus, dass die Schulpflegemitglieder weniger Zeit für ihr Amt aufwenden müssen und erhoffen uns eine höhere Attraktivität für diese Ämter», sagt Bildungsvorstand Gerry Romanescu. Der Spagat zwischen Milizamt und Beruf sei ohne diese neue Leitungsfunktion kaum mehr machbar. In dieser Sandwichposition sieht Oliver Stotz kein Problem: «Für die Schulleitpersonen und die Lehrerschaft ist es eine sinnvolle Ergänzung. Die Schulpflege hat strategisch eine Idee, ich kann sie aus der Schulraumsicht zuerst spiegeln und schaue, was machbar ist im Schulalltag.» Er sieht seine Rolle als professioneller Vermittler und Kommunikator auf beide Seiten, zur Behörde und zur Lehrerschaft hin und möchte die beiden einander näherbringen, da er lange im Schulwesen gearbeitet hat, auch als Schulleiter. Die Behörde sei wie ein Verwaltungsrat: sie definiert mit der Leitung Bildung das ‹Was›, die Leitung Bildung stellt sicher, dass das ‹Wie› in den Schulhäusern umgesetzt werden kann. In Nürensdorf ist die Leitung Bildung mit 50 Prozent dotiert und soll nächstes Jahr an die Urne kommen. (sg)
Grosse Änderungen in Bassersdorf
In Bassersdorf ist in der Verwaltung im Bereich Bildung zurzeit einiges im Umbruch. Neben zwei Kündigungen in der Abteilung Bildung, unter anderem von Abteilungsleiterin Petra Erhardt, wird auch ein neuer Gemeinderat die Ressortleitung übernehmen sowie eine Person für die Leitung Bildung mit Start im Sommer 2026 gesucht. Durch die Kündigungen geht viel Wissen verloren und Schnittstellen müssen neu aufgebaut werden. Verwaltungsdirektor Christian Pleisch sagt dazu: «Neben dem abtretenden Präsidenten der Schulpflege, der für einen möglichst optimalen Wissenstransfer zur Verfügung steht, setzen wir auch eine spezialisierte Beratungsfirma ein. Es geht darum, in der Einführungs- und Übergangsphase die verschiedenen Funktionen wie Schulpräsidium oder Schulleitungen sowie die Schulpflege oder den Schulpsychologischen Dienst gut zu begleiten und zu unterstützen.» Der Prozess für die Einführung einer Leitung Bildung dauere rund eineinhalb Jahre. Daher sei es wichtig, den Prozess jetzt anzustossen, damit der Bassersdorfer Souverän Stellung nehmen könne. Zurzeit gehen die Fäden alle über Christian Pleisch, vor allem die Vertretung auf Geschäftsleitungsebene und die interne Kommunikation. Auch in Bassersdorf ist die Einsetzung eines Leiter Bildung ein Urnengeschäft. (sg)