Region

Verstummen die regionalen Chöre bald?

Die vergangenen zwei Corona-Jahre haben bei den Chören der Region Spuren hinterlas-sen. Die Kantorei Bassersdorf und der Männerchor Nürens-dorf versuchen mit Flexibilität, der Entwicklung zu trotzen.

Auftritte des Männerchors Nürensdorf sind rar geworden. (zvg)

Die Präsidentin der Kantorei Bassersdorf, Maja Brunner, sagt: «Die Unsicherheiten sind enorm, wir wissen nicht, wie die Zukunft aussieht». Seit zwei Jahren fallen Veranstaltungen, bei denen die Chöre der Region sonst sangen, mit wenigen Ausnahmen ins Wasser. So durfte die Kantoreimitglieder wegen der Pandemie eine Zeit lang weder live proben noch in der Kirche auftreten. «Das wäre eigentlich die Aufgabe und der Sinn der Kantorei – und das, was uns Freude bereitet», sagt die Vereinspräsidentin.

Der 130 Jahre alte Chor hat es schon schwer genug. Gemäss der Präsidentin finden sie fast keinen jungen Zuwachs. Das erweise sich als schwierig, weil die Kantorei normalerweise viele Auftritte, die meisten davon an Sonntagen, habe und die Leute dann ihr Privatleben geniessen wollen. Aus diesem Grund möchten sie in Zukunft Gastsängerinnen für einzelne Anlässe anschreiben.

Zählte die Kantorei im Jahr 2020 noch 37 Sängerinnen und Sänger, proben sie heute wegen der Corona-Beschränkungen nur noch mit rund 20. Einige wollten auch nicht mit Maske singen. «Diese zwei Jahren haben Spuren hinterlassen», erklärt Brunner. Dank ihrem Dirigenten hätten sie dennoch, wenn auch per Zoom, am Ball bleiben und Ende 2021 ihr Konzert durchführen können. Jetzt schaue man vorzu, wie sich die Situation entwickle, mehr könne man nicht tun. Einen ersten Auftritt hatte die Kantorei kürzlich beim Gottesdienst – mit Tränen in den Augen, weil man es so vermisst habe.

Auftritte zu risikobehaftet

Den 21 Mitgliedern des Männerchors Nürensdorf geht es ähnlich. Erst Ende Februar wurde wieder einmal geprobt, wie Präsident Robert Möhl sagt. «Von einem Chor geht eine Gefahr aus, als Sänger ist man eine Virenschleuder». So seien Auftritte im Altersheim unmöglich geworden.

Auftritte bergen ein Risiko auch für die Mitglieder selbst, die im Durchschnitt etwa 70 Jahre alt sind. Dazu kommt, dass nötige Geldquellen wie die Einnahmen am Sommerfest in der Arena oder der Dorfchilbi in Nürensdorf in letzter Zeit versiegten. Für Möhl bedeuteten die vergangenen Monate viel Arbeit und ein ständiges Abwägen. Er organisierte Auftritte unter freiem Himmel, stellte immer wieder neue Konzepte auf die Beine. «Ausserdem muss man die Mitglieder bei Laune behalten. Dank guter Kameradschaft gelingt das meist.»

Anfangs März haben sie nun Energie zum Singen, wie Möhl sagt, welche die Skepsis in den Hintergrund dränge. «Im Hinblick auf den Muttertag und kommende Anlässe möchten wir unsere Stimmen schmieren.»

Gemischter Chor Oberwil-Birchwil hat aufgehört

Der Gemischte Chor Oberwil-Birchwil hat mit einem kurzen Satz auf der Homepage mitgeteilt, dass man wegen mangelnder Singstimmen den Chor aufgehoben habe. Coronabedingtes Aufhören einiger Mitglieder und der fehlende Nachwuchs hätten diesen Schritt nötig gemacht, erklärt die Vereinsleitung auf Anfrage. Als geselliger Verein treffe man sich noch und auch die Theatergruppe ist weiterhin aktiv.

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