Werden wir bald durch die KI ersetzt?
Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch. Die Technologie, deren Trend nur eine Richtung kennt, erobert derzeit viele Bereiche unseres täglichen Lebens. Doch wie viel künstliche Intelligenz steckt bereits in den dorfblitz-Gemeinden?
Ihre Ankunft war plötzlich und unerwartet, doch schon bald kannte man sie überall. Auch wenn sich der Name nach komplexer Technologie anhört, war sie innert Kürze einfach zu bedienen. Die Rede ist von der künstlichen Intelligenz – kurz KI. «Künstliche Intelligenz ist die Simulation menschlicher Intelligenzprozesse durch Maschinen, insbesondere durch Computersysteme. Im Allgemeinen funktionieren KI-Systeme, indem sie grosse Mengen von markierten Trainingsdaten aufnehmen, die Daten auf Korrelationen und Muster analysieren und danach diese Muster nutzen, um Vorhersagen über zukünftige Zustände zu treffen», so erklärt der deutsche Technologieblog «computerweekly.de» die künstliche Intelligenz.
Aus dieser Technologie haben sich zahlreiche Anwendungen herauskristallisiert. So gibt es beispielsweise die generative KI. Wie es der Name vermuten lässt, kann diese Inhalte generieren. Die wohl bekannteste Anwendung davon ist «ChatGPT» des Unternehmens OpenAI. In Form eines Chats beantwortet die KI Fragen aller Art und generiert auf Wunsch auch Texte oder Zusammenfassungen. Sobald menschliche Emotionen, Empathie, Urteilsvermögen oder ethische Grundsätze ins Spiel kommen, gerät die Anwendung an ihre Grenzen. Weitere bekannte Anwendungen sind die Bilder- und Spracherkennung. Jan Braunschweiler, Geschäftsführer der Bassersdorfer IT-Firma Neo One AG, sieht Vor- und Nachteile in der aufstrebenden Technologie: «Die künstliche Intelligenz wird Effizienzsteigerungen bringen, jedoch wird diese Innovation nicht kostenlos sein. Gerade im IT und Softwarebereich steigen die Kosten stark an. Dieser Trend wird durch die KI nochmals zunehmen, entsprechend muss der Nutzen einen klaren Vorteil bringen.»
KI im Treuhandwesen
Inhalte analysieren, Texte generieren oder Prozesse automatisieren – hört sich das für Unternehmen nicht vielversprechend an? «Ich sehe grosses Potenzial in der Anwendung von KI für unser Treuhandbüro. Die Technologie ist bei uns zwar noch nicht im Einsatz, doch ich bin überzeugt, dass sich unsere bereits heute teilweise automatisierten Buchführungsprozesse nochmals deutlich verbessern können», erzählt Eli Bickel, Geschäftsführerin vom Treuhandbüro ITS Treuhand AG. Aus dieser Entwicklung erwartet Eli Bickel auch eine Transformation vom klassischen Geschäftsmodell der Treuhandbranche: «Während die klassischen Buchführungs-Mandate sinken werden, wird es mehr Unternehmensberatungen brauchen. Und diese Beratungen werden weiterhin von Menschen durchgeführt werden – und das ist auch gut und wichtig so.»
Verblüffendes Experiment
Dass der Einsatz von KI in Unternehmen viel Zeit sparen kann, weiss Jan Braunschweiler aus einem selbst durchgeführten Experiment: «Wir haben an einer Geschäftsleitungssitzung ein Programm getestet, welches die ganze Sitzung mithört und danach automatisch ein Protokoll sowie eine Präsentation zusammenstellt. Die Ergebnisse waren verblüffend: Wenn unsere Sekretärin das Protokoll und die Präsentation erstellt hätte, hätte sie 100 von 100 Punkten bekommen. Das Tool würde circa einen Wert von 80 Punkten erreichen, was meiner Meinung nach sehr gut ist. Dies ist eine beispielhafte Anwendung, welche der Wirtschaft im Sinne einer Automatisierung wirklich helfen kann.» Danach gefragt, ob irgendwann gar keine Menschen für solche Arbeiten mehr benötigen werden, entgegnet der Geschäftsführer: «Ich denke nicht, dass die KI den Menschen ersetzen wird. Es wird trotzdem wichtig sein, dass wir den Menschen und seine Fähigkeiten ausreichend hoch gewichten. Auch wenn es sehr intelligente Systeme geben wird, brauchen wir letztendlich den Menschen, um diese zu bedienen.»
«Ich denke nicht, dass die KI den Menschen ersetzen wird. Es wird trotzdem wichtig sein, dass wir den Menschen und seine Fähigkeiten ausreichend hoch gewichten.»
Skepsis beim dorfblitz
Texte zu verfassen, das Steckenpferd der generativen KI «ChatGPT», scheint auf den ersten Blick auch für die Journalismus-Branche geeignet zu sein. Chefredaktorin Susanne Gutknecht vom dorfblitz sieht die Anwendung von KI allerdings kritisch: «Im Journalismus gibt es zwei wichtige Aspekte dazu: Einerseits sind journalistische Inhalte urheberrechtlich geschützt und mit der Anwendung von KI-Systemen werden diese Urheberrechte verletzt, sofern sie nicht autorisiert wurden. Auf der anderen Seite wollen wir als Journalisten auch gut recherchierte Artikel publizieren und nicht Artikel, welche aus vorhandenem Inhalt zusammengestellt wurde». Daher ist beim dorfblitz keine Anwendung von KI in naher Zukunft geplant. «Wir müssen abwarten, wie sich das Thema rechtlich entwickelt und wie der Verband der Medien damit umgeht. Dorfblitz-Leser suchen mit Sicherheit nicht standardisiert generierte Inhalte, was ich als grosses Risiko ansehe und wo auch ein Vertrauensverlust in uns als Zeitung entstehen kann», erklärt Gutknecht weiter.
Im Trend
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die KI definitiv in den dorfblitz-Gemeinden angekommen ist. Das Thema ist beinahe allen Wirtschaftsakteuren, ob Zeitung, Gemeindeverwaltung oder Firmen geläufig und steht weit oben in ihren jeweiligen Trendradars. Allerdings ist der tatsächliche Einsatz noch nicht verbreitet. Beinahe alle befragten Unternehmen und Verwaltungen erwägen jedoch zukünftig einen Einsatz der Technologie. Davon ist auch Jan Braunschweiler überzeugt: «Ich denke, der Einsatz von künstlicher Intelligenz wird sich durchsetzen. Besonders in weltweit eingesetzten Lösungen, wo sich so eine Implementierung lohnt. Seit Anfang dieses Jahres verzeichnen wir vermehrt Anfragen zur künstlichen Intelligenz, beispielsweise auch bezogen auf die Themen IT, Digitalisierung und Cyber-Security. KI ist definitiv ein Trend, welcher uns noch lange beschäftigen wird», erklärt Braunschweiler.
Gemeindeverwaltungen zurückhaltend
Der KI-Trend hat auch die Gemeindeverwaltungen der dorfblitz-Region erfasst. Jedoch verbergen sich dahinter Herausforderungen: «Natürlich machen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinde Bassersdorf von generativer KI Gebrauch, da es effizienteres Arbeiten erlaubt. Die grösste Herausforderung für uns als Gemeinde liegt im Datenschutz, da die KI-Tools die eingegebenen Informationen speichern und für ihre eigenen Zwecke nutzen können. Angesichts der sensiblen Daten, mit denen wir als Gemeinde umgehen, hat der Datenschutz höchste Priorität», erklärt Nicolas Felber, Projektleiter Digitalisierung bei der Gemeinde Bassersdorf. So hat die Gemeindeverwaltung interne Richtlinien erlassen, welche die Nutzung von KI unter gewissen Bedingungen erlaubt. «So dürfen nur anonyme Daten eingegeben und keine Urheberrechte verletzt werden. Weiter müssen die generierten Inhalte genau auf deren Richtigkeit überprüft werden.»
Mangelnder Datenschutz
Ähnlich wird das Thema in der Gemeinde Brütten betrachtet: «Der Einsatz von KI birgt Risiken, wie zum Beispiel die Verletzung des Datenschutzes. So dürfen sensible oder personenbezogene Daten nicht in Zusammenhang mit der KI verwendet werden. Daher wird die KI bei uns vor allem als Ideengeber oder als Korrekturwerkzeug für öffentliche Texte eingesetzt», erzählt Gemeindeschreiber Yves Anthon.
Die Gefahr des mangelnden Datenschutzes bestätigt auch Andreas Ledermann von der Gemeinde Nürensdorf, welche in ihren Applikationen bisher noch keine KI einsetzt. Mit Blick in die Zukunft schliessen alle drei Gemeinden einen intensiveren Einsatz der KI nicht aus: «Gerade dieses Jahr durften wir eine Informationsveranstaltung zum Thema KI besuchen. Die KI ist auf dem Vormarsch. Aus diesem Grund werden wir fortlaufend prüfen, welche Prozesse durch die KI vereinfacht werden können», erklärt Yves Anthon.