Bassersdorf

Areal Bahnhof Nord soll Drehscheibe für öV werden

Das SBB-Projekt «MehrSpur Zürich-Winterthur» geht in eine nächste Phase. Im Zuge des umfassenden Neubaus der Bahninfrastruktur am Bahnhof Bassersdorf wurde ein städtebaulicher Studienauftrag lanciert, welcher Gestaltungskonzepte für das Areal Bahnhof Nord liefern soll. Angestossen wurde er von den drei Grundeigentümern: SBB, Kanton Zürich und der Gemeinde Bassersdorf.

Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung über die gesamte «Zentrumszone Bahnhof» werden auch die angrenzenden Areale nördlich der Bahnhofstrasse, sowie die Grundstücke östlich des Bahnhofareals, in die Betrachtung einbezogen (gelb schraffierte Bereiche). (zvg)
In der Studie werden innovative und attraktive Lösungen für die Neugestaltung des Bereichs Bahnhof erarbeitet. (zvg)
Erste Skizzen, wie der Bahnhof in Zukunft aussehen könnte. (zvg)

Das SBB-Projekt «MehrSpur Zürich-Winterthur» mit dem geplanten Brüttenertunnel beinhaltet den Neubau der Bahninfrastruktur in Bassersdorf und zwar umfassend mit Gleisanlagen, Perrons, Bahnzugängen und einem neuen Bahnhofsgebäude. Zusätzlich planen der Kanton und Verkehrsverbund die Glattalbahn von Kloten bis nach Bassersdorf zu verlängern. Mit dieser Entwicklung des für Bassersdorf wichtigen Gebietes haben sich Kanton, Zürcher Planungsregion Glattal ZPG und Gemeinde schon länger und intensiv befasst und in den jeweiligen Richtplänen festgehalten.

 

Dass an dieser Schlüsselstelle verschiedenste Ansprüche aufeinanderprallen, ist logisch. Die drei Eigentümer SBB, der Kanton Zürich und die Gemeinde sowie private Eigentümer im Bahnhofgebiet Nord (siehe Illustration) werden sich mit verschiedenen Ansprüchen auseinandersetzen müssen. Als Prämissen muss eine zukünftige Überbauung im Vorbereich der eigentlichen Bahnanlagen die Erschliessung für den Bus, die Anlieferung und Parkierung lösen sowie den Anschluss der Glattalbahn als Langfristoption sicherstellen. Zudem soll der künftige Bahnhofplatz attraktiv sein fürs Publikum und Wohn- und Gewerbenutzungen beinhalten. Kurzum: das rund 11 720 Quadratmeter grosse Gebiet soll eine neue Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs und Lebens werden, wie die drei Eigentümer in einer Medienmitteilung wissen lassen.

 

Christian Pfaller

«Bereits in der revidierten BZO haben wir Weichen gestellt, damit dieses Gebiet rund um den Bahnhof eine Aufwertung erfährt.»

Christian Pfaller, Bassersdorfer Gemeindepräsident

Koordiniertes Vorgehen angestrebt

Daher werde Wert gelegt auf ein gemeinsames und koordiniertes Vorgehen. Der erste Schritt ist nun der in Auftrag gegebene städtebauliche Studienauftrag. Drei Planungsteams, bestehend aus den Fachdisziplinen Architektur, Landschaftsarchitektur und Verkehrsplanung, sollen gesamtheitliche Gestaltungskonzepte über das Planungsgebiet «Bahnhofareal Nord» (blauer Perimeter in der Illustration) erarbeiten. Wie die Eigentümer mitteilen, erwarten sie, dass die Planungsteams schwerpunktmässig aufzeigen, wie das «Bahnhofareal Nord» mit Gewerbe- und Wohnnutzungen überbaut und wie qualitätsvolle öffentliche Freiräume mit einem neuen Bahnhofplatz geschaffen werden können. Gemeindepräsident Christian Pfaller erklärt: «Dieser Studienauftrag zeigt den drei Parteien primär auf, was machbar ist auf diesem Areal. Es gibt Vorgaben von unserer Seite und die Studie zeigt Varianten dazu auf.» In welche Richtung diese Vorschläge gehen würden, wisse man schlicht nicht, so Pfaller.

Revidierte BZO spurte bereits vor

Die Gemeinde selbst hat nur einen verschwindenden Anteil an der Entwicklungsfläche – nämlich die bestehende Wegparzelle mit rund 12 Prozent Anteil. Der Kanton unweit mehr mit 18 Prozent Flächenanteil, während die SBB den grössten Anteil mit 70 Prozent Flächenanteil hält. Wo kann die Gemeinde also Einfluss nehmen in diesem Prozess? Christian Pfaller sagt dazu: «Wir vertreten die Bevölkerung. Bereits in der revidierten BZO haben wir Weichen gestellt, damit dieses Gebiet rund um den Bahnhof eine Aufwertung erfährt. Durch die in der BZO definierten Gestaltungsplanpflicht auf dieser Zentrumszone können wir auch die Bassersdorfer Bürgerinnen und Bürger mitbestimmen lassen, da die Gemeindeversammlung dem Gestaltungsplan zustimmen muss.» Das Bahnhofsumfeld habe Entwicklungspotential an bester Lage, das habe man bereits in der Entwicklungsstrategie 2030 festgehalten. Mit dem Gesamtumbau des Bahnhofs könnte es nun auch für die SBB attraktiv werden, hier zusätzlich zu den Geleisen in Neubauten zu investieren.

Langer Planungshorizont Glattalbahn

Schwierig am Projekt sei die Einbindung der Glattalbahn. «Wir müssen den Blick auf die nächsten 20 bis 30 Jahre werfen und sicherstellen, dass auch dannzumal eine Wendeschlaufe für die Glattalbahn möglich wäre. Wann die Glattalbahn jedoch bis nach Bassersdorf geführt wird, ist noch nicht festgelegt. Daher ist es wichtig, diese Option bereits heute in die Gestaltung miteinzubeziehen». Der Perimeter für den Studienauftrag wurde auf das Bahnhofareal Nord (blaues Gebiet) gelegt, das Bahnhofgebiet Nord solle aber ebenfalls im Auge behalten werden.

Die Bewohner dieses Bahnhofgebietes Nord werden mit Argusaugen auf dieses Projekt schielen. Einige Einwendungen bei der BZO-Vernehmlassung zielten auf eine Zone für öffentliche Bauten für den Bahnhofsbereich ab, wurden jedoch nicht berücksichtigt. Die Eigentümer schreiben in ihrer Mitteilung, man werde diese Anwohner «in die Betrachtung einbeziehen». Man wolle so wichtige Schnittstellen, Auswirkungen und Bezüge rechtzeitig erkennen und in den Planungsschritten berücksichtigen. Christian Pfaller ergänzt: «Ich sehe auch Chancen für dieses Gebiet. Durch die BZO-Revision sind neue Volumen möglich, welche die Attraktivität des Gebietes durchaus steigern können».

Dass das Parkplatzangebot vergrössert werde, daran glaubt Pfaller nicht. «Bassersdorf zählt zur Stadtlandschaft und der Kanton sieht hier einen urbanen Umgang mit dem öffentlichen Verkehr. Mit einer guten Erschliessung der naheliegenden Gebiete, so dass längerfristig nur noch eine reduzierte Anzahl Parkplätze nötig sind.» Park+Ride werde in Zukunft weniger gefragt sein, so die Haltung der verantwortlichen Planer, sagt Pfaller. 

Bevölkerung kann mitreden

Die drei Eigentümer erwarten Ergebnisse bis im Herbst dieses Jahres. Diese sollen in einer Informations- und Diskussionsveranstaltung der Bevölkerung vorgestellt werden. «Die Resultate aus dem Studienauftrag werden zu einem Richtprojekt und dann zu einem Gestaltungsplan weiterbearbeitet», ist der Mitteilung zu entnehmen. Mit der Gestaltungsplanpflicht kommt das ganze Geschäft auch vor die Bevölkerung, die dannzumal mitreden kann. Gerechnet wird mit einer Projektentwicklung jedoch frühestens 2027 und ist erst möglich, wenn der Gestaltungsplan rechtskräftig vorliegt. Den Planungspartnern sei es ein grosses Anliegen, die verschiedenen Projekte optimal auf die Umbauten der Bahnanlagen abzustimmen.

Hier wird der neue Brüttener Tunnel verlaufen. (zvg)

Schlagader eines Lebens- und Wirtschaftsraumes

Das Projekt «MehrSpur Zürich–Winterthur» mit der neuen Doppelspurlinie durch den Brüttenertunnel und den Ausbauten in Winterthur, Bassersdorf, Dietlikon und Wallisellen ist Teil des Ausbauschritts 2035 für die Bahninfrastruktur des Bundes mit geschätzten Kosten von rund 2,4 Milliarden Franken. Das Projekt erhöht nicht nur die Bahnkapazität, sondern ist auch ein wichtiger Schritt, um in einer stark wachsenden Region ausreichende und nachhaltige Mobilität sicherstellen zu können, erklärt die SBB.

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