Bassersdorf

Bassersdorfer Sechseläuten ohne Gemeinderats-Zunft

Am kommenden Montag, 17. April, wird in Bassersdorf, parallel zum Zürcher Sechseläuten, wieder mit dem Verbrennen eines alternativen «Böögs» dem Winter der Garaus gemacht. Doch dieses Mal ohne die Zunft «zur Schwarzen Null», die bisher vom Bassersdorfer Gemeinderat gebildet wurde.

Ein Bild aus vergangenen Tagen, als der Gemeinderat Bassersdorf noch als «Zunft zur schwarzen Null» am Bassersdorfer Sechseläuten teilnahm. (rh)
Das Bassersdorfer Sechseläuten ist für viele Bassersdorfer ein Schauspiel, dem sie beiwohnen, bis der Böög verbrannt ist. (rh)

Es ist bereits das 20. Mal, wo auf der eigens nach dem Sechseläuten benannten Wiese hinter dem alten Dorfschulhaus mit dem Verbrennen einer besonderen Puppe der Frühling eingeläutet wird. Dieser Anlass ist zwar in Bassersdorf längst zur Tradition geworden, doch nicht immer zum Gefallen aller. Vergangenes Jahr sorgte das lokale Sechseläuten mit dem Verbrennen des «Diversity»-Böögs (einer Puppe weder Mann noch Frau) sogar international für (Negativ)-Schlagzeilen. Auslöser war eine Klage des Bassersdorfers Adolf Kellenberger gegen den Gemeinderat, dem er Diskriminierung in dieser Sache vorwarf. Diese wurde jedoch abgelent. Kellenberger ist das Verbrennen dieser themenbezogenen Puppen verbunden mit Böllerkrachen schon seit Jahren ein Dorn im Auge. Der mit Übernamen «Geissloo-Schreck» bekannte Bürger wurde (deshalb) gar selbst einmal zum Böög-Sujet.

«Das Bassersdorfer Sechseläuten ist eine Diskreditierung des Zürcher Sechseläutens, welches eine lange Tradition hat»

Adolf Kellenberger, Bürger von Bassersdorf

«Gegenparty» in der Schmitte

Als an Historik Interessierter findet er das hiesige Sechseläuten schon lange als «eine Diskreditierung des Zürcher Sechseläutens, welches eine lange Tradition hat», wie er sagt. Deshalb hat der umtriebige Rentner in diesem Jahr eine besondere «Konterfeier» ausgeheckt. Der 83-Jährige veranstaltet an diesem Abend zur gleichen Zeit nämlich ein privates «Gegenfest» in der Schmitte gleich nebenan. Rund 20 Personen, welche sich auf einen Einladungs-Flyer, welcher in die Öffentlichkeit gelangte, angemeldet haben, sollen zu Getränken und Original-Militär-Käseschnitten den «schönen Zürcher Brauch in Bassersdorf würdig feiern», wie es auf dem Flyer heisst und das Original in Zürich via Handy-Livestream mitverfolgen.

Sujet ein streng gehütetes Geheimnis

Doch von dieser kleinen Protestaktion lässt sich die Organisatorin, das Zentralkomitee der Bassersdorfer Zünfte, jedoch nicht beeindrucken. Auch dieses Jahr werden sie wieder mit einem originellen Themen-Böög aufwarten. Was es genau sein wird, bleibt bis zum 17. April natürlich ein streng gehütetes Geheimnis. Seit dem Gründonnerstag wird jedoch in der Werkstatt des Narrenheimes, dem Domizil der Bassersdorfer Fasnächtler, mit Hochdruck am diesjährigen Böög gewerkelt. Rund 100 Mannstunden würden in die diesjährige Kreation investiert, sagt Zeremonienmeister Chrigel Weiss. Es werde auch wieder ein Böög sein mit einem aktuellen Bezug, so Weiss.

«Wir wollen als Gemeinderat an diesem Anlass teilnehmen, aber nicht Teil des Anlasses mit einer eigenen Zunft sein.»

Christian Pfaller, Gemeindepräsident

Zunft «zur schwarzen Null» fehlt

Am Montag in einer Woche werden sich dann Punkt 18 Uhr wieder Zunftgruppen mit den fantasievollen Namen wie «Rüttler», «Zauberkraut», «Stumpfes Rüebli» oder «Rostiger Anker» in Bewegung setzen und die brennende Puppe umrunden, bis dieser der Kopf explodiert und damit einen guten oder schlechten Sommer einläutet. Eine Zunft wird jedoch in diesem Jahr fehlen, welche genau zehn Jahr lange jedes Jahr mitgelaufen ist: Die Zunft «zur schwarzen Null», zusammengesetzt aus dem Bassersdorfer Gemeinderat. Dieser hat Ende letzten Jahren beschlossen, in Zukunft keine eigene Zunft mehr zu stellen. Ob dies etwas mit den letztjährigen Vorkommnissen zu tun hat? Gemeindepräsident Christian Pfaller relativiert gegenüber dem dorfblitz. «Es war eigentlich nie die Idee, dass der Gemeinderat eine eigene Zunft stellt. Es war vielmehr die Absicht, dass sich ehemalige Gemeinderäte als Privatpersonen zu einer Zunft zusammenschliessen können. Die Teilnahme sei jedes Jahr im Gremium diskutiert worden, weil nicht alle Gemeinderatsmitglieder mit dem gleichen Enthusiasmus mitgemacht hätten, meinte Pfaller.

«Schwarze Null» löst sich auf

 Nun, nach der Neukonstituierung des Gemeinderates, habe man das Thema nochmals besprochen und sei zum Schluss gekommen, die Zunft «zur schwarzen Null» aufzulösen. «Wir wollen als Gemeinderat an diesem Anlass teilnehmen, aber nicht Teil des Anlasses mit einer eigenen Zunft sein», so Pfaller. So wie es bei der Fasnacht auch der Fall sei. Die Ereignisse des vergangenen Jahres hätten sicher beim Entscheid «mitgeschwungen», wie Pfaller sagt. Doch es sei nicht der Auslöser gewesen.

Der Gemeinderat stehe «voll und ganz hinter diesem Anlass». Er selbst werde in seiner Funktion als Gemeindepräsident die diesjährige Platzrede halten, zusammen mit dem Klotener Stadtrat Roger Isler, Mitglied der Zunft «zum Goldigen Tor», so Pfaller.

Man darf gespannt sein.

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