Bassersdorf

NZZ macht Bestechungsaffäre publik

Bei Ermittlungen zu Unregelmässigkeiten auf dem Strassenverkehrsamt Bassersdorf stehen Manipulationen bei Fahrprüfungen, dubiose Vermittler und versteckte Geldzahlungen im Raum.

Das Strassenverkehrsamt Bassersdorf sorgt für Schlagzeilen (Bild: Kanton Zürich)
Die Unregelmässigkeiten beim Strassenverkehrsamt Bassersdorf hat nun auch Politiker auf den Plan gerufen. (rh)

Lange blieb vieles im Dunkeln rund um Entlassungen beim Bassersdorfer Strassenverkehrsamt, nun macht die NZZ in einem Artikel von heute morgen Bestechungsvorwürfe publik. Anscheinend hat sie Einblick in zwei Strafbefehle der Zürcher Staatsanwaltschaft erhalten, welche Details zu einem mutmasslichen Bestechungssystem aufzeigen. Zwei syrische Brüder, 29 und 28 Jahre alt, sind verurteilt worden und sind geständig. Im Strafbefehl steht anscheinend, dass die Geschichte bereits anfangs Oktober 2020 begann, als der jüngere Bruder Kontakt zu einem Mittelsmann aufnimmt, da er bereits dreimal die praktische Fahrprüfung nicht bestanden hatte. Dieses Schicksal teilt er zwar mit rund einem Drittel der Prüflinge, wie die NZZ weiter recherchierte, aber nicht alle versuchen daraufhin, mit Geld nachzuhelfen.

Vermittlung für 2000 Franken in bar

Gegen 2000 Franken in bar soll der Vermittler für den nächsten Versuch einen wohlwollenden Verkehrsexperten organisieren, der über kleinere Fehler hinwegsehen werde. Dieser ist nun ebenfalls einer der Beschuldigten des Strassenverkehrsamtes Bassersdorf, für den aber noch die Unschuldsvermutung gilt. Tatsächlich erhält der Syrer einen weiteren Fahrprüfungstermin im Februar 2021 und tatsächlich gelingt es ihm, die Fahrprüfung zu bestehen – ebenso wie seinem Bruder, der für 1500 Franken Zahlung an der Mittelsmann denselben Experten erhält und die Prüfung ebenfalls besteht. Dem Experten sollen jeweils 500 Franken für sein wohlwollendes Wegschauen gezahlt worden sein, wie die NZZ dem Strafbefehl entnimmt.

Klar ist weiter: der Verkehrsexperte kann das System nicht alleine manipuliert haben, er brauchte Zugang zum Computersystem des Strassenverkehrsamtes. Somit steht im Raum, dass eine weitere Person in diesen Betrug verwickelt sein muss. Im Herbst 2021 fliegt die Sache auf und das Strassenverkehrsamt reagiert mit Briefen an Neulenker, die in den Monaten zuvor in Bassersdorf ihre Fahrprüfung bei ebendiesem Experten absolviert hatten. Im Schreiben wird den Neulenkern eröffnet, dass sie zu einer Kontrollfahrt mit einem Verkehrsexperten aufgeboten würden, da erhebliche Zweifel an der Fahrkompetenz bestünden, da der fehlbare Experte die Führerprüfung nicht korrekt durchgeführt hätte.

Weitere Verdächtige noch offen

Das Strassenverkehrsamt hüllt sich in Schweigen und will nichts weiter kommentieren. Nur soviel: die an den Unregelmässigkeiten beteiligten Mitarbeitenden arbeiteten seit November 2021 nicht mehr beim Strassenverkehrsamt Bassersdorf. Das Strassenverkehrsamt habe vorsorglich und basierend auf einem Verdacht Massnahmen gegenüber verschiedenen Mitarbeitern getroffen, die Vorwürfe seien jedoch nicht erstellt, wie die NZZ schreibt.

Somit bleiben bis dato zwei Verurteilungen gegen die syrischen Brüder mit bedingten Geldstrafen sowie Bussen wegen Bestechung. Weitere Entlassungen hätten nicht mit demselben Fall eine Verbindung, sondern beziehen sich auf einen Verkehrsexperten, welcher einen Prüfbericht für ein Fahrzeug eines Freundes fälschte und bei der Überprüfung auflog.

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