Bassersdorf

Fasnacht: Frust oder Lust?

Die fünftägige Bassersdorfer Fasnacht, die heute Abend mit der Schlüsselübergabe des Gemeinderates an den Obernarr der Fasnachtsgesellschaft Bassersdorf (Fakoba) beginnt, hat nicht nur Freunde. Allerdings stehen viele dem närrischen Treiben auch neutral gegenüber und picken sich die Anlässe aus dem vielfältigen Programm heraus, die ihnen zusagen.

Die Fakobaner (v. l. Kritzler Andrea Bannwart, Obernarr Rolf Zemp und Säckelmeister Daniel Vogler) freuen sich jeweils an der Fasnacht über viele frohgelaunte Gäste – sind jedoch auch offen für Kritik von Nicht-Fasnächtlern. (sg)

Der Aufwand der Fasnacht in Bassersdorf ist enorm, da sind sich alle einig, die daran beteiligt sind. Auch wenn die einzelnen Rädchen mittlerweile gut geschmiert sind und fast problemlos ineinanderlaufen, werden doch jedes Jahr wieder Anpassungen nötig. Eine davon ist beispielsweise der Eintausch des Eintrittsbilletts beim Mösliball gegen ein Armband, welches anzeigt, ob das Alkoholtrinken erlaubt ist. Oder die verstärkte Präsenz eines Sicherheitsdienstes beim grossen Umzug, um die Zuschauer im Bann zu halten vor den Umzugswagen. Nicht immer sehen die maskierten Fasnächtler einer Umzugsgruppe jeden Winkel ausserhalb ihres Sichtfeldes. Sicherheit hat oberste Priorität, wie Obernarr Rolf Zemp sagt.

Starke Beteiligung der Vereine

Die Vereine beteiligen sich ebenfalls zahlreich an der Fasnacht. So sind Fussballclub, Eishockeyclub und Turnverein mit Zelten und Raclette-Stübli vertreten, um mit ihrer Arbeit die Clubkassen für den Rest des Jahres zu füllen. Ein Geheimtipp ist mittlerweile der Guggengottesdienst, der selbst kirchenfremde Personen ins Festzelt lockt. Pfarrer Paul Zimmerli von der reformierten Kirche Breite wartet jeweils mit einem Gedicht auf, welches seine Dichtkünste aufs Eindrücklichste aufzeigt. Eine Strophe fasst die Fasnacht zusammen: «Uf em Dorfplatz, det im Zält – isch für es paar Tag de ‹Nabel der Wält›!»

«Uf em Dorfplatz, det im Zält – isch für es paar Tag de ‹Nabel der Wält›!»

Paul Zimmerli, reformierter Pfarrer Bassersdorf

Traditionen loslassen

Einige Bassersdorferinnen und Bassersdorfer trauern auch der jeweils mit spitzer Feder verfassten Fasnachtszeitung Schwarz nach. Rolf Zemp sagt dazu: «Nachdem nur noch ein kleiner Kreis die Fasnachtszeitung konsumiert hat, haben wir auf den grossen Aufwand verzichtet. Es waren doch 700 Exemplare gedruckt worden, was ins Geld ging.» Ebenso ist die aufgehobene Maskenprämierung einigen ein Dorn im Auge. Auch hier hat der Obernarr eine Begründung dazu: «Wir haben die Maskenprämierung jedes Jahr ein wenig angepasst, da immer weniger Personen daran teilnahmen. Irgendwann mussten wir dann einsehen, dass wir darauf verzichten müssen, es weiterzuziehen, auch wenn am Ende immer einige wenige Personen dann leer ausgehen und ihnen die Prämierung am Herzen lag.»

So sagt Rolf Zemp zu den Traditionen der Fasnacht: «Es ist wichtig, dass man sich nicht an Traditionen klammert, sondern sich laufend hinterfragt. Auch die Kritiken von aussen nehmen wir ernst.» Das Fakoba habe ein offenes Ohr für alle – auch diejenigen, die Fasnacht doof fänden.

Ära Zemp geht zu Ende

Eine der grössten Änderungen der Fasnacht findet jedoch im Hintergrund statt: Rolf Zemp hat angekündigt, dass er aus der Geschäftsleitung des Fakoba auf die Fasnacht 2026 hin austreten wird. Die Nachfolgeregelung dauert bereits einige Zeit und wer Rolf Zemp als Obernarr beerben wird, wird am Schmutzigen Donnerstag 2026 bekanntgegeben. «Die Gerüchteküche brodelt bereits heftig und es werden Namen gehandelt», weiss Zemp. Aber definitiv ist es an besagtem Abend.

Kann er loslassen nach so vielen Jahren als oberster Fasnächtler? 1998 gewählt, trat er 1999 das erste Mal als Obernarr in Erscheinung. Vorher waltete er dreizehn Jahre als Umzugschef. «Ja», sagt er bestimmt. «Ich kann definitiv loslassen. Es ist jetzt einfach auch Zeit abzutreten und Jüngeren Platz zu machen.» Er spüre mittlerweile beim Abbauen der Zelte sein eigenes Alter und so könne er länger schlafen an den Fasnachtstagen, sagt er scherzhaft.

«Ich kann definitiv loslassen. Es ist jetzt einfach Zeit, abzutreten und Jüngeren Platz zu machen.»

Rolf Zemp, Obernarr Fasnachtsgesellschaft Bassersdorf

Vielleicht habe er noch eine Aufgabe nachher, das wisse man noch nicht so genau. Beispielsweise Zeremonienmeister für Ehrungen oder zur Verteilung der Orden, aber es müsse nicht zwingend sein. «Es ist immer eine Gratwanderung, wenn langjährige Tätschmeister immer noch nahe dran sind. Und ich will definitiv niemandem im Wege stehen!» Althergebrachtes zu modifizieren und alte Zöpfe abzuschneiden gehöre bei einem Wechsel dazu und das würde er sich auch wünschen.

Zum grossen Fasnachtswettbewerb geht es hier.

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