Bassersdorf

«Job als Influencer macht viel Spass»

Bassersdorfer Cyril Weber und Freundin Nadia Meichtry starten auf Instagram durch

Der Bassersdorfer Influencer Cyril Weber auf der Aussichtsplattform in Flims. (zvg)

Cyril Weber, Ausflugsideen in der Schweiz ausprobieren und dabei noch Geld verdienen – das klingt nach einem Traumjob. Ist es das?

Es ist verrückt, was wir erleben, und der Job als Influencer macht tatsächlich viel Spass. Neben den tollen Aktivitäten ist es für uns auch sehr spannend, immer wieder neue Leute kennenzulernen und die Schweiz zu erkunden. Das Publikum auf Instagram sieht jedoch meistens nur das Endergebnis von stundenlangen Vorbereitungs- und Dreharbeiten. Unsere Ausflugstipps sind sehr schön, doch für uns ist es meistens mehr Arbeit als Erholung.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Meine Freundin Nadia und ich wollten zwölfmal im Jahr zu unserem Monatstag ein spezielles Date unternehmen. Wir investierten immer viel Zeit in die Recherche nach guten Ideen und fanden meistens nur die bekannten Tourismusziele. Wir dachten uns: Es braucht etwas, wo man schnell und einfach möglichst viele Geheimtipps finden kann. Zudem sieht man bei uns auf dem Profil wirklich, wie die Aktivität ist und erlebt sie quasi mit. So kann man sich eine gute Vorstellung davon machen, ob der Ausflug zu einem passt oder nicht.

Mit Instagram Geld verdienen wollen viele Junge. Wie ist Ihnen das gelungen?

Nadia wollte schon immer etwas in diesem Bereich tun. Wir befinden uns zurzeit vermutlich im goldenen Zeitalter des sogenannten Influencer-Marketings. Immer mehr Firmen setzen auf Werbung in den sozialen Medien und möchten ihre Produkte über Kanäle wie unseren vermarkten. Zu Beginn bekamen wir als Gegenleistung zum Beispiel kostenlose Bergbahntickets, jetzt können wir unseren Lebensunterhalt damit finanzieren. Ein gut laufender Instagram-Account ist sehr zeitaufwendig und es sollte regelmässig gepostet werden. Da wir rund zehn Millionen Personen im Monat erreichen und die Hälfte unserer Follower aus der Schweiz kommt, ist die Zusammenarbeit mit uns natürlich sehr attraktiv.

«Durchschnittlich verdienen wir 1500 Franken pro Video.»

Cyril Weber

Wie sieht Ihr Alltag aus?

Anders als viele denken, sind wir nicht jeden Tag in der Schweiz unterwegs. Ich gehe von Montag bis Mittwoch meinem Job als Hortleiter nach. Von Donnerstag bis Sonntag sind wir häufig für unsere Kunden unterwegs und drehen Videos. Nadia ist ausgebildete Lehrerin, übernimmt gelegentlich Stellvertretungen in der Schule und arbeitet die meiste Zeit für unseren Kanal. Unsere beiden Arbeitswochen belaufen sich dann schon auf 120 bis 130 Prozent Arbeitszeit. Die Arbeitsaufteilung zwischen uns ist sehr strikt: Ich bin für die Mails und Anrufe mit den Kunden zuständig und Nadia schneidet die Reels und ist das kreative Köpfchen mit dem Social Media-Wissen.

Bei Ihren Videos scheint meistens die Sonne, und alle Aufnahmen sind im besten Licht. Drehen Sie nur an schönen Tagen?

Das Wetter ist tatsächlich ein wichtiges Element in unserem Job. Der Kunde möchte natürlich die schönsten Aufnahmen, und wir für unseren Kanal ebenfalls. Deshalb machen Drehtage bei Regen und Gewitter tatsächlich wenig Sinn. Viele Sachen können wir drehen, ohne eine Übernachtung zu buchen, weshalb wir auch spontan Drehtage verschieben können. Wir machen zudem immer mehr Indoor-Projekte, da sind wir wettertechnisch flexibler unterwegs.

Wie viel verdienen Sie mit Ihren Videos?

Die Preise für unsere Arbeit variieren je nach Auftrag und Wünschen des Auftraggebers. Durchschnittlich verdienen wir um die 1500 Franken pro Video.

Die Branche ist aber sehr dynamisch; es ist schwierig zu sagen, wie sich alles entwickeln wird. Wir reiten zurzeit auf dieser Welle, und es fühlt sich ein wenig an wie ein ‹American Dream›. Wir entwickeln uns bei jedem Dreh und jedem Kunden-Gespräch weiter und versuchen stetig unsere Effizienz mit Automationen zu steigern. Wir sind selbst gespannt, wohin unsere Reise gehen wird.

Im Gegensatz zu Ihrer Freundin arbeiten Sie immer noch 60 Prozent nebenbei. Wieso machen Sie das Ganze nicht Vollzeit?

Die Situation passt gerade so für uns, wie sie ist. Ein sicheres und planbares Einkommen ist uns wichtig. Die Lebenskosten sind momentan nicht gerade zu unterschätzen und uns ist es wichtig, dass wir unseren Account nachhaltig betreiben können.

Auf Ihrem Account stellen Sie 1001 Ideen für Dates vor. Sie sind nach etwa einem Jahr bei knapp 100. Wie kommen Sie auf die Ideen?

1001 Dates wären tatsächlich das Ziel, wobei ich nicht sagen möchte, dass wir dies sicher noch zehn Jahre so machen. Viele Ideen ergeben sich im Gespräch mit Kunden, die noch eine weitere Aktivität anbieten oder einen Anbieter kennen, an den sie uns weiterempfehlen. Zudem machen wir immer noch klassische Recherche im Internet oder verwenden auch Seiten wie ChatGPT. Ausserdem sieht man relativ viel, wenn man so viel durch die Schweiz fährt wie wir.

«Privat merke ich, dass mir Instagram nicht gut tut.»

Cyril Weber

Sie haben in Ihrer Beziehung also viele Dates. Fühlen sich diese auch noch nach Dates an oder ist es mittlerweile mehr Arbeit?

Das ist schwer zu sagen. Unser Umfeld hat manchmal das Gefühl, dass wir ständig wunderschöne Dates erleben. Wir geniessen das gemeinsame Arbeiten und das Ausprobieren der Dates, doch es steckt viel Arbeit dahinter, die man den Videos vielleicht nicht ansieht.

Wir haben für ein zehn Sekunden langes Video auf Instagram manchmal bis zu 60 Minuten Videomaterial, das wir gedreht haben und dann schneiden müssen. Es gibt aber immer wieder Momente, in denen es sich nach der letzten Aufnahme wirklich wie ein Date anfühlt. Wir haben mit der Zeit gemerkt, dass es wichtig ist, die Arbeit, wenn sie fertig ist, auf die Seite zu legen und gemeinsam den Moment zu geniessen.

Wie viele Stunden verbringen Sie in den sozialen Medien?

Für unsere Arbeit sind wir logischerweise viel auf Instagram unterwegs und recherchieren nach interessanten Orten. Privat merke ich aber, dass mir Instagram nicht gut tut. Ich habe auf meinem Handy Instagram mit einem Code gesperrt, sodass ich nicht einfach aus Langeweile die App benutze. Ich versuche, als Privatperson möglichst wenig Instagram zu konsumieren.

Wie bekannt sind Sie durch Ihren Instagram-Account?

55000 Follower sind für unsere kleine Deutschschweiz eine beachtliche Zahl, und sie wächst ständig. Wir werden unterwegs aber selten erkannt, was für mich auch logisch ist. Unsere vorgestellten Attraktionen und Reiseziele stehen im Fokus und nicht wir als Influencer. Aber wenn wir neuen Bekanntschaften unser Profil zeigen, hören wir oft: «Oh, euch folgen schon sieben meiner Freunde.»

Auf TikTok und Instagram gibt es auch noch weitere Accounts von Ihnen auf Englisch zu sehen. Was ist die Idee dahinter?

Den Account «cyrilandnadia» gibt es auf Instagram immer noch, aber wir bespielen diesen Kanal nicht mehr. Wir hatten auf diesem Profil sehr viele Follower aus der ganzen Welt, aber wenige, die wirklich interessant für unsere Kunden waren. Unser neuer Account heisst «cyrilundnadia» und soll in erster Linie Menschen aus der Schweiz ansprechen. Auf TikTok heissen wir wie früher «cyrilandnadia». ■

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