Nürensdorf

Kanton zeigt sich uneinsichtig

Der Kanton will die Sperrung der Eigentalstrasse gegen den Willen der Bevölkerung durchdrücken. Die Allianzgemeinden prüfen nun auch rechtliche Schritte.

Nürensdorfs Gemeindepräsident Christoph Bösel (li.) im Gespräch mit Max Morf, der eine Initiative zur Offenhaltung der Eigentalstrasse lanciert hat. (sg)

Nach den angekündigten Gesprächen zwischen den Kantonsverantwortlichen und den Gemeindepräsidien der Allianz «Unser Eigental», bestehend aus Kloten, Oberembrach und Nürensdorf» zeigt sich Regierungsrat Martin Neukom (Grüne) zu einer Neuaufnahme und Überprüfung des Schliessungsentscheids unerbittlich. Wie die Baudirektion des Kantons Zürich in einer Medienmitteilung schreibt, führe die Eigentalstrasse mitten durch eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete im Kanton Zürich. Sie solle deshalb Ende Juli 2027 für den Durchgangsverkehr geschlossen und zu einem Veloweg rückgebaut werden. «Dies wurde vom Kanton und den Gemeinden Oberembrach, Nürensdorf und Kloten 2017 rechtskräftig beschlossen. Der Kanton hält an diesem Vorgehen fest», lässt er verlauten. Rekurse habe es keine gegeben, somit sei die Rechtskraft bestätigt. Der Entscheid von 2017 basiere auf einer sorgfältigen Abwägung von Verkehrs- und Naturschutzinteressen. An den zugrundeliegenden Fakten habe sich seither nichts geändert. Eine neuerliche Interessenabwägung sei «nicht angezeigt».

Der Kanton argumentiert, dass Messungen in der Umgebung gezeigt hätten, dass sich das Verkehrsaufkommen in den vergangenen zehn Jahren nicht wesentlich verändert habe – ja gar in letzter Zeit der Verkehr sogar stagnierend bis leicht rückläufig sei. Die temporären Strassensperrungen während der Amphibienlaichzeit führe zu einer Verkehrsverlagerung von rund 2000 Fahrzeugen pro Tag.
«Dieser Verkehr wird zum grössten Teil auf das übergeordnete Strassennetz gelenkt. Ein kleiner Teil der Fahrzeuglenkenden sucht den Weg über die umliegenden Weiler, was für die dortige Bevölkerung spürbar ist. Es sind deshalb geeignete Massnahmen zu finden, wie die negativen Auswirkungen der dauerhaften Strassensperrung in den Weilern begrenzt werden können. Der Kanton ist bereit, die Gemeinden dabei beratend zu unterstützen.»

Gegen den Willen der Bevölkerung Willen durchdrücken

Die Allianz «Unser Eigental» sieht in dieser unerbittlichen Haltung eine Missachtung der Willensbekundung von über 3000 Personen, welche die Petition unterzeichnet hätten. «Der Kanton übergeht die berechtigten Bedenken der direkt betroffenen Gemeinden der Region. Aus der Sicht der Gemeinden ist es bedenklich, dass sich der Kanton in dieser Frage stur verhält und nicht bereit ist, aufgrund der aktuellen Situation gemeinsam mit den Gemeinden nach einer fairen Lösung zu suchen.», lassen sie in einer Medienmitteilung wissen. Sie versteht nicht, warum der Kanton nicht bereit ist, die vollständige Schliessung zu überdenken und aufgrund der aktuellen Situation neu zu beurteilen, wie die Allianz fordert. «Seit dem damaligen Beschluss ist nicht nur die Bevölkerung der Region stark gewachsen, es konnten mit den Teilschliessungen auch wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, wie sich diese auf die Natur im Eigental und auf die umliegenden Wohngebiete auswirken.»

Völliges Unverständnis

«Dass der Kanton nicht bereit ist, den Effekt des heutigen Regimes auf die Naturwerte im Eigental zu prüfen, ist völlig unverständlich.» Stattdessen stützt er sich auf eine Literaturstudie, deren Aussagekraft äusserst bescheiden ist. Die Wissenschaftlichkeit dieser Metastudie im Allgemeinen wird zwar nicht bezweifelt, die Aussagekraft in Bezug auf das Eigental ist allerding gegen Null tendierend. Dies haben die Gemeinden bereits bei der Auftragserteilung bemängelt, so die Allianz. Der heute spürbare Ausweichverkehr durch Quartiere und Weiler sollen nun Normalität werden, was auch an der kürzlich stattgefundenen Kundgebung als grösstes Problem sichtbar wurde.

Die Allianz prüfe nun weitere Massnahmen und schliesse auch rechtliche Schritte gegen die vollständige Schliessung nicht aus.

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