Region

Aktionstag fürs Eigental bewegte rund 400 Personen

Der Aktionstag für die Petition der Offenhaltung der Eigentalstrasse der drei Gemeinden Kloten, Oberembrach und Nürensdorf zog rund 400 Personen an. In einem Frage-Antwort-Dialog wurde von Politikern die Sachlage erläutert.

Die drei Gemeindeverantwortlichen der Allianz Eigental: Roger Isler (v.li.) - Stadtrat Kloten; Oberembrachs Gemeindepräsidentin Verena Koch Hanselmann und Nürensdorfs Gemeindepräsident Christoph Bösel. (sg)
Mit rund 400 Personen war der Aktionstag rundum gelungen trotz Regen. (sg)
Auch die Kantonsräte unterstützen das Ansinnen: (v.li.) Doris Meier (FDP) und Christian Pfaller (SVP) von Bassersdorf und Barbara Grütter (SVP) aus Rorbas. (sg)
Nürensdorfs Gemeindepräsident Christoph Bösel (li.) im Gespräch mit Max Morf, der eine Initiative zur Offenhaltung der Eigentalstrasse lanciert hat. (sg)

Die Festbänke blieben nass und leer, dennoch kamen aus allen anliegenden Gemeinden rund 400 bis 450 Personen ins Schützenhaus Oberembrach, um am Aktionstag teilzunehmen und sich die neusten Informationen von den drei Gemeinden Kloten, Oberembrach und Nürensdorf zu holen, welche für Massnahmen zur Offenhaltung der Eigentalstrasse vom Volk mit hohen Krediten eingesetzt wurden.

Petition aufgelegt – 2869 haben unterzeichnet

Keine Frage: die Stimmung der Besuchenden war eindeutig auf der Seite der Befürworter der Offenhaltung. Ein zaghafter Votant aus Oberwil versuchte, sich für einen Kompromiss stark zu machen, der jedoch in den befürwortenden Voten leise verklang. Zu Beginn standen Verena Koch Hanselmann (parteilos), Gemeindepräsidentin von Oberembrach, Christoph Bösel (SVP), Gemeindepräsident Nürensdorf und Roger Isler (FDP), Stadtrat Klima und Umwelt, Mobilität und Raumentwicklung, dem Moderator Martin Arnold der beigezogenen Kommunikationsagentur Rede und Antwort. Sie alle bekräftigten das Unverständnis und den Unmut ihrer Bevölkerung zur Schliessung der Strasse. Vor allem der Mehrverkehr in den Gemeinden und das Nutzen von Schleichwegen durch Quartiere und Weiler seien sehr störend. «Die Massnahmen zur Umfahrung sind nicht ausreichend», sagt Verena Koch deutlich. Isler unterstützt: «Eine Superlösung für das Verkehrschaos beim Wilden Mann in Kloten gibt es nicht. Die flankierenden Massnahmen greifen nicht.»

«Die Massnahmen zur Umfahrung sind nicht ausreichend»

Verena Koch Hanselmann (parteilos), Gemeindepräsidentin Oberembrach

Bevölkerungswachstum ja – Verkehr nein

Bei der Lösungssuche am Runden Tisch vor über zehn Jahren hätten die wenigsten ein derartiges Bevölkerungswachstum in der Region im Auge gehabt, führt Roger Isler weiter aus. «Der Bevölkerungszuwachs möchte der Kanton, aber den Verkehr wollen wir nicht mitdenken – das funktioniert so nicht.» Der Kanton stellt sich auf den Standpunkt, dass der Raum Bassersdorf-Kloten urbane Charakterzüge trage und damit der Fuss- und Veloverkehr sowie der öffentliche Verkehr der alltäglichen Mobilität im Vordergrund stehe. Da hat Verena Koch nur ein müdes Lächeln übrig, da keine direkte öffentliche Anbindung vorhanden sei in Oberembrach. Übereinstimmend wünschen sich die drei Gemeindevertreter, dass eine faire Kommunikation möglich sei. Fair heisse, die Parteien an einen Tisch zu bringen und miteinander richtig zu diskutieren – neue Erkenntnisse und Studien eingeschlossen.

Natur höher gewertet als Mensch?

Ein zweiter Themenkreis, der deutlich hervorstach, war die Frage, ob die Interessen der Natur höher gewertet würden als diejenige des Menschen. Vor allem störte viele der Anwesenden, welche Macht Organisationen wie Birdlife und WWF mittlerweile geniessen. Ein Votant sah darin auch den heutigen Trend, wenige bestimmten über andere in der Welt – was mit Applaus quittiert wurde. Als Lösung wurde immer wieder die Froschtunnel aufgeworfen. Ein Punkt, den Christoph Bösel immer wieder korrigiert. «Es geht nicht nur um die Frösche – es geht auch um die Wiesen und das Moorgebiet im Eigental.» Die Amphibientunnel sei nur ein Teil des Problems.

«Den Bevölkerungszuwachs möchte der Kanton, aber den Verkehr wollen wir nicht mitdenken – das funktioniert so nicht.»

Roger Isler (FDP), Stadtrat Kloten, zuständig für Klima und Umwelt, Mobilität, Raumentwicklung

Solidarische Nachbargemeinden

Einige Vertreter anderer anstössiger Gemeinden sowie Kantonsräte aus der Region beantworteten ebenfalls Fragen und zeigten sich solidarisch zu den drei Allianz-Gemeinden. Auch sie spüren den Mehrverkehr und möchten einen Beitrag leisten zum Vorstoss. «Wir haben im Hintergrund viele Gespräche geführt mit den angrenzenden Gemeinden, das zahlt sich nun aus», erklärt Christoph Bösel erfreut.

«Wir erleben ähnliches» sagt Gemeindepräsident Oliver Müller (parteilos) aus Freienstein-Teufen den Zuhöhenden. Die Eigentalstrasse taxiert er als wichtige Verbindung aus dem unteren Tösstal ins Oberland. «Ich tue mich schwer mit der Überregulierung, der wir immer öfter begegnen. Die Regeln für den Naturschutz hat man vor 30 Jahren gemacht, nur hat niemand das Bevölkerungswachstum vorhergesehen.» Es sei wichtig, die Interessen abzuwägen und wieder miteinander zu sprechen. «Es nützt niemanden, etwas um jeden Preis durchstieren zu wollen», sagt Müller.

«Es nützt niemanden, etwas um jeden Preis durchstieren zu wollen.»

Oliver Müller (parteilos), Gemeindepräsident Freienstein-Teufen

Laut bleiben

Der Tipp aus Bassersdorfer von den beiden Kantonsräten Doris Meier (FDP) und Christian Pfaller (SVP): «Laut bleiben und dranbleiben!» Bassersdorf hätte beim Runden Tisch keine Stimme gehabt, es gehe Bassersdorf nichts an, hiess es. Christian Pfaller hat eine andere Sicht: «Bassersdorf hat bereits sehr viel Verkehr, der von Nürensdorf zu uns rollt. Mit der Schliessung der Eigentalstrasse wird es nicht besser.»

Kämpfen bis zum Bundesgericht

Einige Fragen der Besuchenden zielten auf die Rechtslage. Wer entscheidet am Ende? Christoph Bösel erklärt, dass das geltende Recht beim Kanton liege und bei Regierungsrat Martin Neukom (Grüne), welcher der Baudirektion vorsteht. Die drei Allianz-Gemeinden hätten von ihren Bürgerinnen und Bürgern den Auftrag erhalten, mit allen Mitteln sich für eine Offenhaltung einzusetzen. Die letzte Instanz sei dabei das Bundesgericht.

Der Vorsteher war an diesem Samstag weder eingeladen und auch nicht vor Ort. Ihm müssen jedoch die Ohren geläutet haben, hat er doch auf seiner Homepage unter dem Slogan «Um zu verstehen, muss man zuhören» die Worte stehen: «… die Demokratie lebt von der Auseinandersetzung. Für gute Politik braucht es Verständnis für das Weltbild der politischen Gegner. Wer denkt, dass alle anderen per se falsch liegen, lernt nichts dazu.» Am 7. April wird sich zeigen, ob er dies auch lebt. Denn dann ist der nächste Termin mit Martin Neukom und seiner Entourage.

Stimmen und Hintergründe im dorfblitz April

Weitere Stimmen und Hintergründe lesen Sie in nächsten dorfblitz-Ausgabe am 24. April.

Diesen Artikel können Sie liken!