Bassersdorf

Kassenautomat im Dorfzentrum sorgt für Unmut

In der Tiefgarage kann nur mit Bargeld bezahlt werden: Wieso wird seit Jahren daran festgehalten und wer ist dafür verantwortlich?

Akzeptieren nur Bargeld: Bezahlautomaten ­unter dem Dorfplatz. (fr)

Ab in die Tiefgarage, einkaufen und danach wieder rausfahren: Seit der Fertigstellung des neuen Dorfzentrums wird das unterirdische Parkhaus unter dem Dorfplatz rege genutzt. Ein rechteckiger, grauer Kasten steht dabei gemäss Einträgen in Online-Foren sowie Gesprächen mit Einwohnern vielen im Weg: Die Rede ist von den Automaten, welche zur Bezahlung der Parkgebühren ausschliesslich Bargeld akzeptiert. «Der Kassenautomat sorgt für viel Ärger. Nur Bargeld zu akzeptieren ist bei einem solch neuen Bau in der heutigen Zeit unverständlich», erzählt Eduard Hofmann, Mitglied der IG Basi.

Auch Ylli Doko aus Bassersdorf ärgert sich über den Automaten: «Ich habe selten Münzen dabei und bin daher auch schon in die Falle getappt. Es ist ärgerlich, in der Corona-Krise noch umso mehr.» Bei Einkäufen von kurzer Dauer hilft dem Bassersdorfer jedoch ein Trick: «Innerhalb von 15 Minuten kann man das Parkhaus ohne Bezahlen des Tickets wieder verlassen. Aber aufgepasst: Wer es innert diesen 15 Minuten trotzdem am Automaten entwertet, muss am Automaten bezahlen», erzählt Doko.

Hohe Mindestgebühren

Die Tiefgarage gehört den Miteigentümern Swiss Life AG, der Genossenschaft Migros Zürich und der Gemeinde Bassersdorf. Diese Miteigentümergemeinschaft hat wiederum die Migros mit der Verwaltung der Tiefgarage beauftragt. Wieso wurde initial entschieden, keinen Parkautomaten mit Kartenzahlungsfunktion anzuschaffen? Die Medienstelle der Genossenschaft Migros Zürich schreibt auf Anfrage des dorfblitz: «Zum ursprünglichen Entscheid liegen keine diesbezüglichen Unterlagen vor. Es ist davon auszugehen, dass die Technik damals nicht fortgeschritten genug war.» Weiter schreibt die Medienstelle: «Die Möglichkeit einer bargeldlosen Zahlung wird derzeit geprüft.»

Dass bis heute kein Automat mit bargeldloser Zahlungsfunktion eingeführt wurde, könnte an den höheren Kosten liegen. Die Automaten im Bassersdorfer Parkhaus werden von der Firma Digitalparking AG betrieben: «Neben höheren initialen Anschaffungskosten sind pro Transaktion mit der Karte prozentuale Gebühren zu bezahlen. Oftmals gibt es eine Minimumgebühr, sodass die Gebühren im Vergleich zur eigentlichen Parkgebühr unverhältnismässig hoch sind. Je tiefer die Parkgebühr, desto unattraktiver ist das Anbieten der Kartenzahlung», erklärt Reto Schläpfer, Geschäftsleiter Produkte bei der Digitalparking AG. Die Kosten für die Einführung bargeldloser Bezahlung beträgt gemäss Schläpfer etwa 7000 Franken, dazu entstehen Mehrkosten von ungefähr drei bis acht Rappen pro Transaktion zuzüglich Kreditkartengebühren von zwei bis drei Prozent.

«Es liegt in der Kompetenz der Migros, respektive der Verwaltung, ob überhaupt und wann Änderungen vorgenommen werden.»

Elvira Venosta, Leiterin Abteilungen Dienste + Sicherheit

Um den eher hohen Minimalgebühren entgegenzuwirken, hätte die Digitalparking AG mit dem «ParkingPay»-System eine Alternative bereit. Diese wird bereits an über 700 Standorten in der Schweiz genutzt. Dieses System erlaubt es, die Parkgebühr digital, beispielsweise über Twint, zu bezahlen. «Im Falle der Migros Bassersdorf wäre dies eine gute Lösung, denn so würden jeweils 4,5 Prozent ohne Minimalgebühren verrechnet werden», so Schläpfer.

Zuletzt bleibt die Frage, wieso neben der Migros als Verwalterin nicht die Gemeinde als Miteigentümerin aktiv wurde. Elvira Venosta, Leiterin der Abteilungen Dienste+Sicherheit, nimmt dazu Stellung: «Die Tiefgarage wird durch die Genossenschaft Migros verwaltet, welche für das ganze Inkassowesen verantwortlich ist. So liegt es in der Kompetenz der Migros, respektive der Verwaltung, ob überhaupt und wann Änderungen vorgenommen werden.»

Derzeit ist unklar, wann und ob die «grauen Kästen» mit einer bargeldlosen Zahlungsfunktion ausgestattet werden. Die «Klein- und Keingeld»-Probleme bleiben damit vorerst bestehen.

Ergänzung

Mit der App «Parkingpay» ist bargeldloses Bezahlen möglich. Mit einem Prepaid-System kann ein Guthaben auf ein Benutzerkonto geladen werden und so beim Parken verwendet werden. Dies ist allerdings nur mit der App möglich.

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