Nürensdorf

Wenn mit Eis das Haus geheizt werden kann

Im Garten von Familie Ritzmann steht ein Iglu. Im Sommer ist dieses Iglu ein Trampolin, das mit dem Schneefall im Januar derart zugeschneit wurde, dass ein Iglu entstand. Remo Ritzmann packte die Gelegenheit beim Schopf, schloss das entstandene Iglu an die Wärmepumpe seines Hauses an und sparte jede Woche 100 Liter Heizöl.

Unter diesem Iglu befindet sich das Trampolin von Remo Ritzmanns Kindern (siehe auch unten). Jetzt dient es als Energielieferant. (zvg)

Remo Ritzmann ist ein Erfinder. Sozusagen ein «Daniel Düsentrieb» für Eisspeicherheizungen in der Schweiz. Das Prinzip ist einfach, auch wenn es die Wortkombination aus «Eisspeicher» und «Heizung» so nicht vermuten lässt. So erklärt der Nürensdorfer Elektroingenieur die Funktion: «In einer Güllengrube oder einem anderen grossen unterirdischen Tank befindet sich Wasser. Im Winter wird dem Wasser mit einer Wärmepumpe Wärme entzogen. Es kühlt sich bis auf null Grad ab und gefriert. Im Sommer wird das Eis über Hybrid-Kollektoren (PVT) aufgetaut, bis auf 25 Grad erwärmt und hilft so auch bei der Kühlung des Hauses von oben, also vom Dach her. Der Eisspeicher deckt einen grossen Teil der Heizwärme und des Heisswassers des Hauses ab.» Und tatsächlich hat der Pionier in dieser Methode herausgefunden, dass dank dieser saisonalen Speicherung die gratis verfügbare Sommerwärme im Winter günstig nutzbar wird und im Sommer sogar kühlt.

«Der Eisspeicher deckt einen grossen Teil der Heizwärme und des Heisswassers des Hauses ab.»

Remo Ritzmann, Elektroingenieur und Tüfftler

Eisspeicher in der Güllengrube

Ritzmann ist inzwischen ein Experte auf diesem Gebiet, hat er doch bereits die Liegenschaft seiner Eltern und drei weitere Bauernhöfe so umgebaut, dass heute 15 Wohnungen ohne Öl geheizt und das Warmwasser damit aufbereitet wird. Der zusätzliche Eisspeicher in einer alten Güllengrube kann heute 150 Kubikmeter Regenwasser fassen. Im Speicher befinden sich Systeme mit Röhren, die eine frostsichere Flüssigkeit enthalten. Im Winter wird dem Wasser die Wärme entzogen, es entsteht also Eis. Durch den Wechsel des Zustandes von Wasser zu Eis und umgekehrt bildet sich eine hohe Energiemenge, die wiederum von der Wärmepumpe im Haus genutzt werden kann. Zudem schwärmt Remo Ritzmann: «Der Speicher kann durch das Gefrieren zwischen fünf Grad plus und fünf Grad minus soviel Wärme speichern wie ein normaler Boiler von 100 Grad bis 15 Grad.»

Bis Ende Februar soll das Iglu noch stehen, konserviert durch die Kälte, die es ans Haus abgibt. Danach wird das Trampolin wohl wieder seine ursprüngliche Funktion einnehmen und die drei Kinder von Remo Ritzmann und seiner Frau Damaris zum Bewegen einladen. Übrigens auch eine Form von Energie!

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