Sport

Brüttener Jürg Wegmann vor dem Engadiner Skimarathon

61 Jahre und einen Kreuzbandriss halten Jürg Wegmann nicht davon ab, zum dreizehnten Male am Start des Engadiner Skimarathons zu stehen. Er spricht über den bevorstehenden Langlauf-Marathon sowie das Geheimnis, sein Alter als eine nichts aussagende Zahl blosszustellen.

Vereint Beruf mit Hobby: Jürg Wegmann in seiner Malerwerkstatt mit den Langlaufski. (fr)

Wer das Malergeschäft von Jürg Wegmann in Brütten betritt, taucht gleichzeitig in zwei Welten: der Malerei und des Sports. Zwischen Farbbehältern befindet sich ein Skiwachstisch, und im Lagerraum versteckt sich sein Werkzeug für den 13. März: ein Paar schwarz-rote Langlaufski der Marke Rossignol. «Neben meiner Vollzeit-Tätigkeit als Maler möchte ich möglichst meine Freizeit mit Sport in der Natur verbringen. Die Räumlichkeiten sind perfekt, um beides unter einen Hut zu bringen».

Skifahren auf der Ebene

Bereits zum dreizehnten Male steht Wegmann am Start des Engadiner Skimarathons. Seine Leidenschaft für den Langlaufsport hat er durchs Skifahren entdeckt. Als jahrelanger Präsident des Skiclubs Altbach fuhr er viel Ski und wollte so auch «das Skifahren auf der Ebene» ausprobieren. Es brauchte nicht viele Kilometer, bis den Brüttener das Langlauf-Fieber erfasst hatte. Als Vorbereitung auf den diesjährigen Skimarathon hat Jürg Wegmann bisher insgesamt 100 Kilometer absolviert – dabei setzte er vor allem auf nahegelegene Loipen wie jene beim Bachtel, First-Kyburg oder Studen. «Früher durch den Cologna-Effekt, heute beschleunigt durch die Pandemie bemerken viele, dass Langlaufen etwas unfassbar Schönes ist», schwärmt Wegmann.

Wasalauf im Blick

Während für viele Teilnehmende «der Engadiner» den Höhepunkt ihrer Langlauf-Karriere darstellt, dient er Wegmann als Vorbereitung für die Superlative des Langlaufsports: «Ich würde gerne den Wasalauf in Schweden absolvieren. Das wäre schon so etwas wie ein Traum von mir», erklärt Wegmann. Der schwedische Wasalauf ist mit 90 Streckenkilometern mehr als doppelt so lang wie der Engadiner Skimarathon und muss zugleich noch in der klassischen Technik absolviert werden.

«Für mich bedeutet es Glück, fit sein zu dürfen. Sport gibt einfach unglaublich viel zurück.»

Jürg Wegmann aus Brütten

Ziele erreichen

Wenn Jürg Wegmann, welcher neben zahlreichen Wintersportarten auch leidenschaftlich Velo fährt, über Sport, Ehrgeiz und Ausdauer spricht, formt sich ein Lachen auf seinen Lippen: «Für mich bedeutet es Glück, fit sein zu dürfen. Sport gibt einfach unglaublich viel zurück». Wenn er über seine vergangenen sportlichen Leistungen erzählt, erkennt man zudem bescheidenen Stolz in seinem Gesicht: «Ich bin einmal von Brütten bis nach Genua in einem Tag mit dem Velo gefahren. Auch das Nordkap oder Marokko habe ich mit meinem Velo erreicht. Dazu durfte ich über Jahrzehnte an Volksskirennen wie der Hexenabfahrt oder dem Inferno-Rennen teilnehmen».

Derzeit liegt sein Fokus auf dem bevorstehenden Engadiner Skimarathon. Der 61-jährige Sportler wird in der dritthöchsten Kategorie «Elite C» starten. Eine konkrete Zielzeit schwebt Wegmann nicht vor, dafür möchte er eine seiner Stärken gezielt ausspielen: «Viele fürchten sich vor der Abfahrt im Stazerwald und sind entsprechend zögerlich. Dort möchte ich meine Erfahrung der Abfahrtrennen einsetzen und Plätze gutmachen». Seine Vorbereitung lässt sich kurz zusammenfassen: «Normal arbeiten und dabei ein bisschen mehr Kohlenhydrate essen».

Sein Geheimnis

Danach gefragt, woher der Brüttener seine Energie und den Ehrgeiz nimmt, erzählt der Maler: «Ich setze mir immer ehrgeizige Ziele und so fällt es mir leichter, an diesen zu arbeiten. Dazu ist es doch schöner, das Glas Wein am Abend zu trinken, nachdem man Sport getrieben hat». Das wohl grösste Ziel seines Lebens setzte sich Wegmann, als er sich nach einem schweren Sturz vor zehn Jahren von seinem Arzt anhören musste, dass sein Innen- und Kreuzband gerissen sei. «Viele sagten, jetzt sei die Zeit für mich zum Aufhören gekommen. Doch dank des Chirurgen und der Physiotherapie kam ich stärker zurück. Und natürlich dank meiner Frau, welche nicht auch noch sagte, dass ich «einen Eggen» abhabe», schliesst Wegmann schmunzelnd ab.

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