Nürensdorf

Erste Lehrpersonen nehmen ihre Kündigung zurück

Eine grosse Anzahl Kündigungen führte im Schulhaus Ebnet zu einer Intervention der Schulbehörde. Aufgrund des Drucks des Elternrates, einer Gruppierung «besorgter Eltern» sowie einer Aufsichtsbeschwerde der Lehrerschaft geriet der Ball ins Rollen. Nun haben erste Lehrpersonen ihre Kündigung zurückgezogen.

Die Aufregung im Ebnet hat sich noch nicht gelegt. (ph)

In einem ersten Schreiben anfangs April für die Elternschaft Ebnet schreiben Schulpräsident Gerry Romanescu und Monika Manfredi, Leiterin Abteilung Bildung: «Von diesen Kündigungen sind auch wir sehr überrascht.» Einer der Gründe für die Kündigungen scheint das gestörte Verhältnis der Lehrerschaft zur Schulleitung zu sein. Aber auch an die Adresse des Schulpflegepräsidenten werden Vorwürfe gerichtet, dass er seiner Verantwortung nicht nachgekommen sei und darum eine solche Eskalation möglich war. Mittlerweile spricht niemand mehr offen darüber – nichts Besonderes in einer solchen Krisensituation: Jedes Wort wird sorgfältig abgewogen.

Aus einem weiteren Schreiben der Schulbehörde, welches vor den Ferien versandt wurde, erfährt der Leser nichts Neues: ein Prozess ist im Gange, er wird geleitet von einem externen Experten, Gespräche wurden geführt oder Termine vereinbart.

Schaler Beigeschmack

Vonseiten der Eltern möchte niemand diesen «Prozess» boykottieren und zeigt sich verhandlungsbereit, obwohl das erste Schreiben gespickt war mit harten Fragen zum Gebaren der Schulbehörde. Die abgesagte Kundgebung der Eltern mit ihren Kindern Mitte April vor dem Gemeindehaus hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Die Eltern solidarisierten sich mit «ihrer Lehrerschaft» und wollten dies öffentlich mit einer friedlichen Solidaritätskundgebung zeigen. Aufgrund einer klaren Ansage der Behörde, dass unbewilligte Kundgebungen – auch mit den Kindern – von der Polizei aufgelöst werden müssen, hat man kalte Füsse gekriegt und sie kurzfristig abgesagt. Den meisten Eltern ist dies sauer aufgestossen – das Wort Angstkultur wurde genannt. «Viele Eltern sind verärgert darüber», erzählt Elternrat-Präsident Michael Waldburger. Es sei sicher für alle Involvierten schwierig, dennoch fehle manchmal die Sensibilität für die Ängste und Sorgen des Gegenübers.

Anstelle der Kundgebung wurde eine Abordnung der «Besorgten Eltern» letzte Woche von der Schulbehörde empfangen und konnte ihre Anliegen vortragen. Was genau besprochen wurde, bleibt im Dunklen. Ein Resultat daraus ist, dass zwei Vertreter aus der Elternschaft nun in den Prozess eingebunden werden und sich Gehör beim externen Experten verschaffen können, um die Interessen der Eltern und der Kinder einzubringen, sind sie doch die grösste Anspruchsgruppe an der Schule. Ein Vertreter ist Elternrat-Präsident Michael Waldburger, eine zweite Person kommt aus der Gruppierung «Besorgte Eltern».

«Wir sind froh darüber, dass wir zumindest aktuell in den Prozess eingebunden werden. Wir möchten diesen auch nicht behindern, kooperativ sein und sachlich unterstützen.»

Michael Waldburger, Elternrat-Präsident

Elternvertreter eingebunden

Der versprochenen Information vor den Frühlingsferien fehlt die Transparenz, die sich viele Eltern gewünscht – ja gefordert – haben. Michael Waldburger wurde von Eltern kontaktiert: «Die Enttäuschung bei den Eltern ist gross, da der Inhalt für sie nach wie vor nicht viel aussagt. Wir hätten uns gewünscht, dass wir mehr über die tatsächliche Situation erfahren.» Kinder wie Eltern tappten nach wie vor im Dunkeln, ob ihre Lehrpersonen nach den Sommerferien noch da sind oder nicht, was die Kinder auch belaste. Die Lehrpersonen dürfen sich dazu nach wie vor nicht äussern, was zu Unmut und Unverständnis bei den Eltern führt. Für den Austausch mit dem Experten erhofft sich Michael Waldburger einiges: «Wir sind froh darüber, dass wir zumindest aktuell in den Prozess eingebunden werden. Wir möchten diesen auch nicht behindern, kooperativ sein und sachlich unterstützen.»

Nachhaltige Massnahmen

Ziel des Prozesses müsse es sein, die richtigen Massnahmen zu treffen, so dass keine Lehrperson aufgrund von unhaltbaren Arbeitsbedingungen die Schule Ebnet verlasse. «Ein solch engagiertes Team zu verlieren, muss unter allen Umständen verhindert werden.» Dennoch ist Waldburger kritisch: «Das Vertrauen der Elternschaft gegenüber der Schulbehörde ist tief erschüttert.» Der eingeleitete Prozess sei ein erster Lichtblick, mit dem hoffentlich die Missstände ans Tageslicht kommen werden. Dennoch: «Daraus abgeleitete Aktionen müssen zwingend umgesetzt werden – auch wenn es einschneidende Massnahmen mit sich brächte –, damit das Vertrauen wieder vollständig hergestellt werden kann.» Wichtig sei ebenso, nachhaltige Massnahmen zu definieren – keine Lippenbekenntnisse. «Sonst stehen wir nächsten März wieder vor demselben Scherbenhaufen.»

Fünf Lehrpersonen krebsen zurück

Anfangs Woche kommuniziert die Schulbehörde in einem Schreiben an die Elternschaft, dass «sich fünf Lehrpersonen entschieden, ihre Kündigungen zurückzuziehen, um sich mit uns und mit der Unterstützung durch die externe Begleitung auf einen gemeinsamen Weg in eine gute, offene, wertschätzende Zusammenarbeit zu machen». Ein Wende, die niemand vor dem Ende des Prozesses erwartet hat. Desweitern würden sich die Lehrpersonen, die sich für ein Weggehen entschieden hätten, nach den Frühlingsferien zuerst ihre Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern informieren. Am Ende schreibt die Schulbehörde, dass sich bis zu den Sommerferien am Schullalltag nichts ändern würde – eine Hoffnung, die viele Eltern sicherlich teilen. (sg)

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