Region

Lokal Auto fahren mit CO2-Reduktion

Zwei Gemeinden bieten das Teilen eines Autos zu guten Konditionen an. Nürensdorf setzt auf die Zusammenarbeit mit Sponti-Car, Brütten mit Mobility. Beide Fahrzeuge sind ElektroMobile, die von der Redaktion probegefahren wurden.

Ein neues Fahrgefühl mit Mobility stellt sich für Susanne Gutknecht ein. (zvg)

Immer mehr Menschen haben nicht mehr zwei Autos in der Garage stehen, sondern teilen sich familienintern eines oder nehmen andere Angebote wie die bekannten «Mobility» oder «Sponti-Car» wahr. Ein Auto teilen, beziehungsweise nur dann mieten, wenn man es benötigt, kann viele Vorteile haben. Neben den hohen Jahreskosten an Service und Versicherungen beim eigenen Auto schlagen auch Kosten für Treibstoff, Park- oder Garagenplatz zu Buche. Oder es spielt ganz einfach der ökologische Gedanke mit, sich aktiv für die Reduktion des CO2-Ausstosses einzusetzen. Bereits zwei Gemeinden haben sich das Beispiel des «AutoTeilens» zum Vorbild genommen und lassen die Bevölkerung daran teilhaben. In Brütten wie in Nürensdorf ist es ein Renault Zoe-Elektromobil.

Zwei dorfblitz-Redaktorinnen haben beide Angebote geprüft.

Nürensdorf: Car-Sharing fürs Dorf
Eine Studie des Verbands «Swiss eMobility» kommt zum Schluss, dass bereits in vierzehn Jahren keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr in der Schweiz neu zugelassen werden. Auch Plug-in-Hybride sollen schon bald von der Bildfläche verschwunden sein. Die Gemeinde Nürensdorf bietet seit Oktober 2018 ein eigenes CarSharing für alle Einwohner an. Die Zusammenarbeit erfolgt mit SpontiCar, die auch in diversen anderen Ostschweizer Gemeinden aktiv ist. Der Zugang zum Renault in Nürensdorf ist recht einfach: Man lädt die entsprechende App auf dem Smartphone herunter und nach einer online-Registration ist es fast umgehend möglich, das Fahrzeug zu nutzen. Mit der App kann das Fahrzeug am Standort vor dem Gemeindehaus geöffnet und geschlossen werden, es ist kein Schlüssel nötig. Bezahlt wird bequem per Monatsrechnung, Grundgebühren oder Mitgliederbeiträge werden nicht erhoben.

Brütten: Gemeinde setzt auf Mobility
Seit Frühling 2019 besteht das E-Mobility-Angebot in Brütten. Ausgelöst wurde das Projekt vom Politischen Gemeindeverein Brütten (pgv), der in einer Umfrage mittels eines Flyers im welche an der Umfrage teilnahmen an, sie würden ein Carsharing-Angebot nutzen. Der Gemeinderat prüfte daraufhin mit Mobility.ch ein solches Angebot und bewilligte es Ende Dezember 2018 für eine Versuchsphase von zwei Jahren. Nach Ablauf dieser Zeitspanne hat der Gemeinderat nun
im Februar 2021 den Vertrag nochmals um ein Jahr verlängert. Das Auto werde zwar benutzt, es kämen auch immer mehr Personen hinzu, aber so wirklich brummt das Angebot noch nicht in Brütten, wie im Gemeindehaus zu vernehmen ist. Der Standort an der Brüelgasse 8 beim Volg ist zentral und für alle gut zugänglich.

Einfacher Zugang
Der Zugang zum handlichen Zoe ist einfach: Ist man bereits MobilityKunde, kann man in der App oder im Internet das Auto reservieren, angeben wie viele Kilometer man voraussichtlich fahren wird und in welchem Zeitraum und dann buchen. Die Mobility-Card oder der hinterlegte Swisspass dient dann auch als Schlüssel fürs Fahrzeug. Fährt man selten und will kein Abonnement lösen, kann man sich für 25 Franken bei Mobility registrieren und bezahlt dafür bei spontanen Einzelbuchungen beim Fahrtarif einen Franken mehr pro Stunde sowie 10 Rappen zusätzlich pro Kilometer.

Erfahrungsbericht

REGENFAHRT
Die Anmeldung bei Sponti-Car funktioniert recht unkompliziert und weil ich versäumt habe (aber war das auch wirklich verlangt?), eine Kopie meines Fahrausweises zuzustellen, ruft mich eine nette Sponti-Car-Mitarbeiterin dafür an. Kaum hat sie das erforderliche Dokument erhalten, werde ich schon frei geschaltet und kann mich im Kalender von Sponti-Car umsehen, um einen Tag, respektive ein paar Stunden zu buchen. Die heruntergeladene App macht einen vernünftigen und vertrauenserweckenden Eindruck. Immer wird nämlich zuerst die Telefonnummer für einen «Notfall-Kontakt» angegeben. So fühle ich mich bereits ziemlich gut unterstützt.
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Petrus ist mir nicht gut gesinnt und ich erwische einen absolut nassen Regentag. Aber klar – tröste ich mich – bei sonnigem Wetter und trockenen Strassen kann ja jeder fahren! Ich stelle mich mit der auf Papier ausgedruckten (sicher ist sicher!) Anleitung vor das Auto und versuche es mit der App zu öffnen. Als ehemalige Mobility-Fahrerin versuche ich es an der Windschutzscheibe – aber das funktioniert nicht. Erst, als ich vor der Fahrertür stehe, erkennt der kleine Renault meine Absicht und die Tür öffnet sich. So kann ich den Riegel betätigen, mit dem die Frontklappe geöffnet wird, kann das Ladekabel lösen und auf die Ladesäule legen. Knopf drücken und los geht’s! Tatsächlich sehr einfach, staune ich.
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Das Fahrzeug summt leise vor sich hin, an diesen Ton muss ich mich als EMobil-Neuling zuerst einmal gewöhnen. Zum Glück ist es mit einem Automatik-Getriebe ausgerüstet, so dass das Fahren als solches ganz einfach und entspannt ist. Die Anzeigen auf dem Armaturen-Brett sind übersichtlich angeordnet und ich finde mich sofort zurecht mit Navigation, Radio, und Angaben über das Fahrverhalten. Würde die Sonne vom Himmel brennen, müsste ich vielleicht noch die Klimaanlage einstellen. Aber Vorsicht, das verbraucht Energie! Durchschnittlich kommt man mit dem Sponti-Car rund 300 Kilometer weit, das ist häufig genug, um Einkäufe zu tätigen oder einen Besuch, wenn nicht sogar einen Ausflug zu machen. Fahre ich jedoch bergab oder bremse, speist das Fahrzeug wieder Energie ein und die Reichweite wird erhöht. Übrigens: auch bei hohen Geschwindigkeiten können die Kilometer dahinschmelzen. Das liegt vor allem am erhöhten Luftwiderstand bei hoher Geschwindigkeit, lese ich. Besser also, die empfohlenen 110 Stundenkilometer auf der Autobahn einzuhalten.
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Nach etlichen Kilometern, bei denen ich auch mal kurz die schnelle Beschleunigung und die Wendigkeit getestet habe, hat mich der Nürensdorfer SpontiCar überzeugt. Reservation, Auslösen und Losfahren sind einfach und die Benutzung des flotten Autos macht Freude.
Annamaria Ress

 

KLEIN UND WENDIG

Da steht er, der kleine Renault Zoe. Ich nähere mich mit der Mobility-Card, halte sie auf den Sensor in der Frontscheibe und schon öffnet sich die Tür. Erstaunlich geräumig, auch auf den Hintersitzen, präsentiert sich dieses EMobil. Etwas ratlos setze ich mich ins Auto und siehe da: eine Anleitung im Seitenfach zeigt mir meine nächsten Schritte an. Nachdem ich das Ladekabel gemäss Anleitung gelöst und in der Ladestation arretiert habe, setze ich mich hinters Steuer, justiere noch die Spiegel für meine Grösse und los geht’s. Das Automatikgetriebe stellt keine grossen Herausforderungen dar, nur die Parkbremse muckt ein wenig. Da ich anscheinend eine Fahrerin bin, die gerne einen Ton hört beim Anlassen des Motors, bin ich irritiert – läuft das Auto bereits? Kein Ton ist zu hören und doch ist der Zoe fahrbereit, wie mir die Anzeige am Armaturenbrett versichert. Also los – rund 387 Kilometer Reichweite seien möglich!
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Ich fahre durch Brütten, das Elektromobil ist klein und wendig und fährt sich ausgezeichnet. Ausserhalb dann beschleunigen und da zieht das Auto flott mit. Ich wähle eine Strecke mit vielen Auf und Abs, engen Strassen und Kurven, passiere landwirtschaftliche Fahrzeuge dank des schmalen Autos mit einem Lächeln und fühle mich wohl. Der Blick geht immer mal wieder auf die Energieverbrauchsanzeige. Ein bisschen Gas geben lässt die Energieanzeige ebenfalls reagieren und so ist die Fahrt kurzweilig. Ich bemerke, dass mein Blick immer wieder auf die Verbrauchsanzeige fällt und ich sofort unbewusst auch darauf reagiere.
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Selbst beim steilen Hügel hinauf zeigt der Renault keine Ermüdungserscheinungen und meistert auch diese Fahrtpassage mühelos. Wieder in Brütten angelangt, parke ich den Zoe auf seinen angestammten Parkplatz. Das Rückwärtsparkieren scheint noch das schwierigste Unterfangen des Ausleihens zu sein, denke ich mit einem Lachen im Gesicht von wegen «Frau am Steuer». Jetzt noch den Zoe wieder mit seiner Energie-Nabelschnur verbinden und mit der Karte am Sensor abschliessen. Ein Blick in den Kofferraum zeigt viel Platz für Einkäufe oder Transporte, somit ist das Angebot wirklich rundum empfehlenswert.
Susanne Gutknecht

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