Platzsuche beginnt
Mit der Erhöhung der Aufnahmequote für Asylsuchende von heute 0,9 Prozent auf 1,3 Prozent ab Juni, stehen die Gemeinden bereits wieder vor der Frage, wie sie zugewiesene Personen unterbringen sollen. Unterbringungsmöglichkeiten sind überall ein wertvolles Gut.
Am 6. März verkündete Regierungsrat Mario Fehr an einer Medienkonferenz, dass die Aufnahmequote für Asylsuchende in den Zürcher Gemeinden per 1. Juni 2023 auf 1,3 Prozent angehoben werde. Auch die dorfblitz-Gemeinden müssen mit neuen zugewiesenen Asylsuchenden rechnen. Die Erhöhung heisst konkret: 49 Personen mehr für Bassersdorf, neun Personen mehr für Brütten und 23 Personen mehr für Nürensdorf. Alle drei Gemeinden haben ihr Kontingent von 0,9 Prozent bereits ausgeschöpft.
Ganz unvorbereitet trifft die Botschaft die Gemeindeverantwortlichen nicht. Wie sie auf Anfrage übereinstimmend erklären, war eine weitere Erhöhung der Asylquote bei der derzeitigen Weltlage abzusehen. «Alles andere wäre naiv», erklärt Andreas Ledermann, Nürensdorfer Gemeindeschreiber. Aus dem Gemeindehaus Brütten tönt es ähnlich: «Es war absehbar, dass die Asylquote erhöht wird, aber dass es gleich 0,4 Prozent mehr sind, überrascht uns doch ein wenig», sagt Claudia Oswald. Nicolas Felber, Leiter der Abteilung Soziales + Alter in Bassersdorf, hat aufgrund der sich zuspitzenden Lage ebenfalls mit einer Quotenerhöhung gerechnet und erklärt: «Wir sind froh, dass der Kanton dieses Mal früh informiert hat und wir nun immerhin bis Juni Zeit haben. Gerade im Kanton Zürich mit dem sehr angespannten Wohnungsmarkt, ist dies wirklich eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für die Gemeinden.»
«Es war absehbar, dass die Asylquote erhöht wird.»
Einzelpersonen – Familien: ungewisser Mix
Während Nürensdorf die im November 2022 von der Gemeindeversammlung bewilligte Aufstockung der Asylunterkunft bis Ende Juni fertigstellen sollte und damit aus dem Schneider sei, wie Ledermann erklärt, geht in Bassersdorf die Suche weiter. Nachdem mit dem ehemaligen Hotel Löwen ein Befreiungsschlag gelang, suche man bereits wieder Unterkünfte. Nicolas Felber erklärt: «Wir sind zurzeit fleissig daran, die personellen Ressourcen zu schaffen und Unterkünfte zu finden, um die Erhöhung abdecken zu können. Zusätzlich kommt nochmals eine deutliche Mehrbelastung an den Schulen dazu. Dies ist deutlich schwieriger zu planen, da wir ja heute noch nicht wissen, wie viele zusätzliche Kinder nach Bassersdorf kommen werden». Auch Andreas Ledermann hat ein waches Auge auf die Betreuungssituation, welche bei so vielen neuen Personen – auch diejenigen, die bereits hier seien, nicht ohne sei. Die Gemeinde hat daher auch einen Aufruf an Freiwillige gemacht, die bei Aktivitäten unterstützen könnten.
«Zusätzlich kommt nochmals eine deutliche Mehrbelastung an den Schulen dazu.»
Vorübergehende Lösung Zivilschutzanlage
Als letzte Wahl wollen alle Gemeinden die Zivilschutzanlagen nutzen, wie es Jörg Kündig an der Medienkonferenz in den Raum stellte. Wenn Zivilschutzanlagen doch genutzt werden sollen, wäre es eine vorübergehende Lösung. Während Nürensdorf davon ausgeht, die neu aufgestockten Plätze an der Eigentalstrasse nutzen zu können, ist Claudia Oswald im Gespräch mit dem Pfadfinderverein, um allenfalls im Pfadiheim zusätzliche Plätze zu schaffen. «Es stand bereits einmal zur Diskussion, wurde aber nicht genutzt. Allerdings ist das Pfadiheim auch gut genutzt, was eine Belegung schwierig macht.» Klar ist, man braucht in Brütten noch zusätzlichen Raum. Bisher sind die Asylsuchenden in gemeindeeigenen Liegenschaften oder bei Privaten untergebracht.
In Bassersdorf habe man in den vergangenen Monaten weiter nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten gesucht, so Felber: «Glücklicherweise konnten wir dadurch bereits neue Unterkünfte anmieten und sind mit anderen Besitzern im Gespräch. Bei allen Objekten handelt es sich um leerstehende Gebäude zur Zwischennutzung bis zu einem Bauprojekt oder Verkauf. Bis zum nächsten Sommer 2024 können wir den Bedarf decken».
Die drei angefragten Gemeindevertreter betonen, dass es Kündigungen an langjährige Mieter in ihren Gemeinden nicht geben werde. Man frage vereinzelt an, ob sich eine Änderung ergebe, aber von aktiven Kündigungen wie in Seegräben sehen alle ab.