Wechsel in der dorfblitz-Chefredaktion
Die langjährige Chefredaktorin Annamaria Ress übergibt die Leitung des dorfblitz per Ende Jahr an Susanne Gutknecht.
Annamaria Ress, Du hast Dich entschieden, nach zehn Jahren Produktionsleitung sowie sieben‑einhalb Jahren als Chefredaktorin die Leitung des dorfblitz per Ende Jahr abzugeben. Was waren Deine Beweggründe?
Ich bin von Grund auf seit fast 35 Jahren eine Lokaljournalistin. Das Leben «vor der Haustür» wie auch das politische und gesellschaftliche Geschehen interessierten mich schon immer. In den zehn Jahren beim dorfblitz habe ich etliches dazu gelernt und mich auch oft einbringen können. Nun bin ich etwas müde geworden vom Dasein als «Lokomotive» und möchte mich in den letzten fünf Jahren vor der Pensionierung noch in einer anderen Aufgabe versuchen und beweisen. Es ist Zeit für mich, aufzubrechen.
Wie hast Du diese lange Zeit als Chefredaktorin erlebt?
Es war aus meiner Sicht eine sehr befriedigende Tätigkeit, gepaart mit vielen bereichernden Begegnungen. Ich wurde bei allen Beteiligten in der Verteilregion unserer Zeitung immer mit offenen Türen empfangen. Sogar Freundschaften sind entstanden! Während meiner Zeit als Redaktionsleiterin konnte ich das Team erweitern und die Auflage erhöhen, wir haben etliche junge und begabte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden, denen ich – so hoffe ich – das Schöne an unserem Beruf weitergeben konnte.
Susanne Gutknecht, Du hast mit Annamaria die Produktionsleitung des dorfblitz inne. Ihr wart seit Jahren ein eingespieltes Team. Was bedeutet für Dich der Abgang von Annamaria?
Ich verstehe, dass man nach so vielen Jahren in einem Job noch etwas Neues in Angriff nehmen will. Sicher müssen wir uns jetzt als Team verändern, aber ich bin hier sehr zuversichtlich und auch die Rückmeldungen meiner Kolleginnen und Kollegen zeigen viel Elan für die nächsten Jahre.
Du wirst neben der Produktionsleitung nun auch noch die Funktion der Chefredaktorin übernehmen. Was heisst das für Dich?
Viel Arbeit! (lacht) Ich werde die beiden Funktionen jetzt für die nächsten Monate übernehmen. Aber selbstverständlich schauen wir nach Lösungen, damit diese beiden Bereiche auch von zwei Personen bearbeitet werden können. Dazu wollen wir uns aber Zeit lassen und die Strukturen auch einem kritischen Blick unterziehen.
«Die schönsten Momente einer Lokaljournalistin sind immer die Begegnungen mit Menschen.»
Annamaria, welches waren die schönen Momente bei Deiner Arbeit?
Die schönsten Momente einer Lokaljournalistin sind immer die Begegnungen mit Menschen. Ich habe während meiner Zeit beim dorfblitz sehr, sehr viele interessante Menschen mit spannenden Hintergründen kennengelernt. Auch mit solchen, die zu Beginn etwas kritisch oder vorsichtig im Umgang mit der Presse waren, habe ich inzwischen ein gutes Einvernehmen. Das «Netzwerk», das man sich im Journalismus erarbeitet, ist das grösste Gut in diesem Beruf. Davon konnte ich letztendlich auch profitieren. Dazu kommt das gegenseitige Vertrauen, das man sich erarbeitet, was sich auch auf viele Texte auswirkt. Und: Es ist wunderbar, für ein Produkt schreiben zu dürfen, das auch gelesen und geschätzt wird.
Welches waren Deine grössten Herausforderungen in dieser Zeit?
Eines der ständig wiederkehrenden Themen war die Gleichbehandlung aller. Immer wieder werden von Vereinen, dem Gewerbe und weiteren Akteuren Wünsche an die Redaktion herangetragen, die wir von Fall zu Fall prüfen mussten. Die Gleichbehandlung aller war immer ein grosses Ziel; wir sind meiner Meinung nach gut gefahren damit. Eine weitere Herausforderung war dann die Pandemie, die auch uns – wie alle Zeitungen – vor ganz neue Probleme stellte. Auch das haben wir recht gut geschafft. Immerhin gibt es den dorfblitz immer noch!
Susanne, was viele Leser interessiert. Wie entsteht eigentlich eine dorfblitz Ausgabe?
Die neue Ausgabe beginnt mit der Redaktionssitzung, kaum ist die aktuelle Nummer verteilt worden. Wir besprechen im Team die Themen und Anlässe und verteilen die Artikel auf unser Redaktionsteam. Bei Redaktionsschluss trudeln die Artikel und Bilder ein und die Produktionsleitung redigiert die Texte und leitet sie weiter an unsere Layouter. Mit den von uns festgelegten Prioritäten werden die Seiten dann gestaltet. Wenn wir damit zufrieden sind, werden alle Texte korrigiert auf Schreibfehler. Am Ende werden die Texte im Redaktionssystem freigegeben für den Druck und noch einiges davon aufbereitet für die Online-Publikationen.
Annamaria, wo trägt der dorfblitz Deine Handschrift?
Der dorfblitz hat sich in den vergangenen Jahren auch optisch verändert, ist moderner geworden und wird heute bei Staffel Medien in Zürich produziert. Das war ein langer Prozess, den wir im Team bis zur Entscheidung immer wieder geprüft haben. Auch jetzt noch bin ich sehr stolz, dass wir einen professionellen Auftritt haben, dem eine professionelle Vorarbeit vorangeht. Wir sind also alles andere als ein «Vereinsblättli».
«Es ist wunderbar, für ein Produkt schreiben zu dürfen, das geschätzt wird.»
Annamaria, Lokaljournalismus ist ein sehr anspruchsvolles Metier, da man sehr nahe an den Leuten dran ist. Wie kritisch kann der dorfblitz sein?
Jede Lokalzeitung darf nicht nur, sie muss sogar kritisch sein! Wir haben zum Glück ein gutes Einvernehmen mit allen Behörden. Sie verstehen auch, wenn etwas nicht so zu erfüllen ist, wie sie sich das vorstellen und haben Respekt vor der Pressefreiheit. Aber ich gebe zu, manchmal balanciert man sehr nahe an der Kante, wenn es darum geht, zu kritisieren. Ärger haben wir dafür jedoch nie bekommen.
Susanne, Du warst die treibende Kraft hinter dem neuen Online-Auftritt des dorfblitz, der seit Anfang dieses Jahres live ist. Welches Konzept steckt dahinter und wie ist der online dorfblitz bei den Usern bisher angekommen?
Wir müssen uns der Realität stellen – Printmedien sind ein schwieriges Pflaster, um zu überleben. Dazu kommt, dass bei gewissen Anlässen eine zu lange Zeit verstreicht, bis ein Bericht in unserem Monatsmedium erscheint. Das wollten wir ändern und können jetzt mit dem Online-Kanal bei Anlässen viel flexibler agieren. Bei den Usern ist das Onlineportal gut angekommen und wir haben auch einige Feedbacks – durchaus auch kritische – erhalten, die wir in unsere Überlegungen mit einbeziehen. Online steht nie still und so sind wir auch weiterhin am Verbessern und Prüfen von Ideen.
Annamaria, ist eine gedruckte Ausgabe heute überhaupt noch zeitgemäss?
Vielleicht bin ich da nicht ganz die Richtige, die das beantworten soll. Ich bin da sehr urchig unterwegs und liebe Zeitungspapier über alles! Das heisst aber nicht, dass nicht auch online-Produkte ihre Berechtigung haben. Wir haben ja ebenfalls ein gut beachtetes Portal. Hoffentlich werden die nächsten Jahre noch beide Produkte erwünscht sein.
«Ich denke, dass eine Printzeitung noch eine Zukunft hat.»
Die gleiche Frage an Dich, Susanne: Hat die Printzeitung noch eine Zukunft?
Ja, ich denke tatsächlich, dass eine Printzeitung noch eine Zukunft hat. Aber nicht mehr als alleiniges Medium. Es gibt viele Leute, die mir auch immer wieder erzählen, dass sie einfach gerne noch die gedruckte Zeitung lesen, wo auch immer sie das tun. Aber natürlich beobachten auch wir die Situation sehr aufmerksam.
Wohin möchtest Du den dorfblitz als neue Chefin führen?
Der dorfblitz ist bereits gut aufgestellt, somit werde ich sicher nichts über den Haufen werfen. Wir haben bereits einiges verändert in den letzten Jahren, dazu gehört das Layout und ein Newsportal. Vor allem am Newsportal müssen wir noch einige Arbeit und Ideen hineinstecken, damit es einen ähnlichen Stellenwert in der Region erhält wie der gedruckte dorfblitz. Zudem müssen wir unsere Kostenstruktur im Auge behalten und wollen mit dem Newsportal zusätzlich Umsatz generieren. Die Arbeit geht uns nicht aus!
Annamaria, was wünschst Du dem dorfblitz-Team für die Zukunft?
Ich wünsche dem dorfblitz mit seinem Team dahinter, dass es weiterhin gelingt, jeden Monat von neuem die Begeisterung und Motivation für eine neue Ausgabe aufzubringen. Gepaart natürlich mit der nötigen Qualität. Das wird dieses Team schaffen, davon bin ich überzeugt.