Bassersdorf

Weder Ja noch Nein zum neuen Sozialbau

Soll im Quartier Ufmatten für rund sechs Millionen Franken ein Sozialbau entstehen, um die Unterkunftssituation für Asylbewerbende zu entschärfen? Die vorberatende Gemeindeversammlung war sich nach längerer Diskussion uneins. Mit 52 Ja zu 52 Nein-Stimmen bleibt die Empfehlung für die Urnenabstimmung am 24. November neutral.

Visualisierung der geplanten Sozialbaute: In zwei zweistöckigen Trakten sollen vier Wohneinheiten mit je fünf bis sieben Zimmern mit gemeinsamem Aufenthaltsraum, Küche, Bad und Waschraum entstehen. (zvg)
Situationsplan des Ufmattenquartiers, dort wo der Sozialbau zu stehen kommen soll. (zvg)

Bereits im Vorfeld der Gemeindeversammlung hatte die Abteilung Soziales an einem Fachvortrag die Argumente ausführlich dargelegt (siehe hier).

30 Wohnplätze fehlen

Die neuerliche Anhebung der Aufnahmequote von Asylbewerbenden im Kanton Zürich von derzeit 1.6 Prozent der Wohnbevölkerung zwingt auch die Gemeinde Bassersdorf neuen Platz zu beschaffen. Bassersdorf ist seit dem 1. Juli verpflichtet, 192 Personen aus dem Asylbereich in der Gemeinde unterzubringen. Derzeit fehlen jedoch 30 Plätze, wie von Daniel Hofmann, Vorsteher der Abteilung Sicherheit (in Vertretung des erkrankten Sozialvorstandes Christoph Isler) zu erfahren war. Lediglich 20 Prozent der Flüchtlinge könnten heute in gemeindeeigenen Liegenschaften untergebracht werden. Die Mehrheit der Unterkünfte müssen jedoch auf dem freien Wohnungsmarkt angemietet werden, was die Gemeinde vor grosse administrative und finanzielle Herausforderungen stellt, so Hofmann. Ausserdem wird der bereits heute schon ausgetrocknete Wohnungsmarkt in der Gemeinde dadurch zusätzlich belastet.

Um längerfristig eine Planungssicherheit bei der Unterbringung zu haben und auch die Kosten runterzubringen hat der Gemeinderat entschieden, zwei eigene Sozialbauten mit je 50 Plätzen zu bauen. Während beim zweiten Bau die Abklärungen des Standorts noch im Gange sind, ist man bei der Planung des ersten Baus schon sehr konkret unterwegs. Dieser soll in Form von befestigten Holzmodulbauten auf dem gemeindeeigenen Grundstück direkt neben der Wertstoffsammelstelle Ufmatten entstehen.

Quartierbewohner entschieden dagegen

Dass das Thema Asyl auch in Bassersdorf polarisiert, so wie in vielen anderen betroffenen Gemeinden auch, war zu erwarten. Entsprechend zahlreich waren die pro und contra Voten an diesem Abend. Entsprechend emotional meldeten sich die Anwohnenden des betroffenen Ufmattenquartiers zu Wort. Der Sprecher eines offenbar eigens für diese Abstimmung gegründeten Quartiervereins, äusserte vor allem Sicherheitsbedenken. Die Bewohnenden und ihre Kinder würden sich nicht mehr sicher fühlen, wenn dort nach ihren Befürchtungen 50 junge Männer aus dem Magreb untergebracht würden, wie er sagt. Und ohnehin sei das Quartier durch die Sammelstelle und den Verkehr besonders belastet, ergänzt er. Deshalb lehne man einen solchen Bau an diesem Standort entschieden ab. Auch wurde die Asylpolitik in der Schweiz grundsätzlich harsch kritisiert. Gemeindepräsident Christian Pfaller war bemüht, die Diskussion auf eine sachliche Ebene zu lenken. Er rief mehrfach die «Flughöhe der Diskussion» in Erinnerung. Die Gemeinde habe keinen Einfluss darauf, ob Flüchtlinge in die Schweiz reingelassen werden oder nicht, sondern es gehe hier um eine Verpflichtung, den Asylbewerbenden ein Dach über dem Kopf zu geben.

Sandra Ricklin, welche sich seit Jahren für die Flüchtlinge engagiert, betonte ausserdem, dass in diesen Sozialbau nicht nur Männer, sondern auch Frauen und Kinder einziehen würden und diese seien allesamt jetzt schon in Bassersdorf wohnhaft.

Kein «Schönheitswettbewerb»

Der weitere Verlauf der Diskussion drehte sich darauf mehrheitlich um die Frage der Kosten. Alt Gemeinderat Bruno Muff beispielsweise forderte, auf einen teuren Holzbau zu verzichten und anstelle Wohncontainer zu verwenden, so wie es andere Gemeinden, wie Kloten oder Nürensdorf zeigten. Dies zu einem viel günstigeren Preis. «Es geht nicht darum mit dem Bau einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen», so Muff. Gemeinderat Hofmann kontere. Die Holzbauten seien auf eine Betriebsdauer von 20 Jahre ausgelegt. Und deren Unterhalt über die Jahre gesehen viel günstiger. «Wir wollen in diesem Quartier auch etwas realisieren, das eine gewisse Wertigkeit hat».

Was der Plan B sei, wenn die Kreditgenehmigung an der Urne scheitert, wollte ein anderer Fragesteller wissen. Der Plan B sei, so Christian Pfaller, sei weiterhin teuren Wohnraum anzumieten.

Wenig Versammlungskultur

Die Konsultativabstimmung zeigte trotz engagierter Diskussion, dass die Meinungen bei den 112 Stimmberechtigten offensichtlich schon vorher gemacht waren. Nur so ist es zu erklären, dass 52 Personen für und 52 Personen gegen das Projekt stimmten. Für wenig Versammlungskultur sorgten danach die Gegner der Vorlage, welche nach dem Entscheid die Versammlung demonstrativ verliessen.

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