Brütten

Heisse Abstimmungsphase für neues Zentrum

Die SVP hat mit ihrer Nein-Parole zur Abstimmung des Genossenschaftsprojekt Zentrum die Diskussionen in der Bevölkerung angefacht. FDP und pgv Brütten sowie die Gewerbegruppe stellen sich hinter die Gemeinde und die Genossenschaft Zentrum.

Blick auf die geplanten Gebäude der neuen Zentrumsüberbauung. (Quelle: Genossenschaft Zentrum Brütten)
Das neue Wohnhaus inklusive eines geplanten Bistros und dem Volg im Untergeschoss. (Quelle: Genossenschaft Zentrum Brütten)

Auf der Schlussgeraden zum neuen Zentrumskern in Brütten wird nochmals heftig diskutiert. Am 3. September muss die Brüttener Stimmbevölkerung nun endgültig entscheiden, ob sie über die «Genossenschaft Zentrum Brütten» dem lange in Planung stehenden Zentrumsbau mit Volg-Laden sowie einem Wohnneubau beim bisherigen Volg-Standort grünes Licht für die Umsetzung gibt.

Ungenügendes Eigenkapital

 Befeuert wurde die Diskussion nun mit der Nein-Parole der SVP, welche sie anlässlich der ausserordentlichen Parteiversammlung anfangs August fasste. «Nach intensiver, sachlicher Diskussion», wie die SVP mitteilt, im Beisein von Genossenschaftspräsident Ueli Arn und Gemeindepräsident Fritz Stähli, sei der Entscheid gefallen. Als Begründung nennt die SVP in der Medienmitteilung die schlechte Eigenkapitalsituation der Genossenschaft, die sie mit einem Bauvolumen von 8,5 Millionen Franken und einem Anteil von «nur 3,8 Prozent eigenen Mitteln» als ungenügend erachtet. Zudem begebe sich Brütten in ein finanzielles Risiko ohne relevantes Mitspracherecht. Am Ende dann noch der Hinweis, dass es für risikobehaftete Experimente keinen Platz gebe – im Hinblick auf notwendige Investitionen und die Sicherung des tiefen Steuerfusses.

«Zudem begibt sich Brütten in ein finanzielles Risiko ohne relevantes Mitspracherecht.»

SVP-Medienmitteilung zur Abstimmung

Geschlossen Ja von Vorständen FDP, pgv und Gewerbegruppe

Für die FDP sieht das Szenario anders aus. Sie schreiben in ihrer Parolenfindung, dass es ohne Investitionen nicht gehe, ein belebtes und modernes Dorfzentrum zu erhalten. Die Kosten seien tragbar, «nicht zuletzt dank der breiten Abstützung der Genossenschaft». Der Vorstand empfehle daher die Annahme.

Der pgv-Vorstand empfiehlt ebenfalls, die Vorlage anzunehmen. Der Erlass ermögliche die Aufwertung des Zentrums und sichere den nahtlosen Weiterbestand des Volg-Angebotes. Vom Darlehen der Gemeinde profitiere nicht nur die Genossenschaft dank günstigerem Zins, sondern auch die Gemeinde durch den Zinsaufschlag.

Der Präsident der Gewerbegruppe Brütten, Daniel Bosshart, erklärt auf Anfrage: «Der Vorstand unterstützt diese Vorlage – Ueli Arn war zweimal an unserer GV und erläuterte die Lage und Ideen des Projektes.»

«Die Zürcher Kantonalbank hat unser Projekt geprüft und eine Finanzierung zugesichert.»

Ueli Arn, Präsident Genossenschaft Zentrum Brütten

Schlafgemeinde versus Steuerfuss

Auch in der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Brütte wenn….» gehen die Voten auseinander. Einige stehen dem Projekt kritisch gegenüber, während andere sich gegen eine «Schlafgmeind» aussprechen und voten, dass man für die Zukunft auch investieren müsse. Nur wegen eines tiefen Steuersatzes solle man nicht um jeden Preis gegen ein solches Projekt sein – Brüttener seien auch mit höherem Steuersatz immer noch privilegiert. Andere wiederum werfen die Frage auf, warum man die Möglichkeit, einen Kaffee zu trinken nicht im bereits gebauten Gebäude am Dorfplatz im Gemeinschaftsraum angehe – der stehe doch oft auch leer.

RGPK gibt Zustimmung

Der Gemeindepräsident Fritz Stähli äussert sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr. Er verweist auf die Ausführungen am Informationsmorgen vom Juni sowie den Abstimmungsunterlagen auf der Homepage. Darin empfiehlt der Gemeinderat ein Ja zur Vorlage, ebenso wie die Rechnungs- und Geschäftsprüfungskommission. Sie schreibt in ihrem Abschied, dass «das Projekt finanzierbar und das Risiko tragbar ist. Zudem wird die Attraktivität des Dorfzentrums durch das Projekt gesteigert.»

Zusagen anderer Finanzierungsgefässe

Auf die ersten Voten zur SVP-Mitteilung reagiert auch Genossenschaftspräsident Ueli Arn mit einem Schreiben, vor allem hinsichtlich der Eigenkapitalgrösse von 327000 Franken. «Die Zürcher Kantonalbank hat unser Projekt geprüft und eine Finanzierung über 6,75 Millionen Franken zugesichert. Darlehenszusagen von Genossenschaftern über einige hunderttausend Franken liegen auch vor.» Zudem habe eine Vorprüfung des staatlichen «fonds de roulement», welcher Wohnbaugenossenschaften mit bis zu 40 000 Franken pro Wohnung unterstütze, eine Anspruchsberechtigung der Genossenschaft Zentrum Brütten bestätigt. Ebenso die Stiftung «Solinvest» von Wohnbaugenossenschaften Schweiz, welche den Bau von Wohnraum durch gemeinnützige Wohnbauträger mit einer Eigenkapitalbeteiligung als Starthilfe fördere.

Ueli Arn fasst zusammen: «Insgesamt stehen der Genossenschaft Zentrum Brütten somit einige Finanzierungsgefässe zur Verfügung.» Die einfachste und direkteste Beschaffung von Kapital am Finanzmarkt biete für die Genossenschaft die Gemeinde Brütten, da sie zu günstigen Bedingungen Geld am Kapitalmarkt beschaffen könne. «Diese wird von der ZKB unserer Eigenkapitalquote angerechnet», erklärt Arn. «Mit diesen Grundlagen ist das Projekt ausreichend finanziert, wie auch die Wirtschaftlichkeitsrechnung zeigt.»

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