Brütten

Suche nach neuem Hausarzt gestaltet sich schwierig

Nach der abrupten Praxis-Schliessung von Franz Baumann hat Brütten bis auf Weiteres keinen Hausarzt mehr. Gefragt ist nun Offenheit für diverse Varianten der Gesundheitsversorgung.

Symbolbild Hausarzt. (depositphoto))

Die Nachricht war ein Schock für ganz Brütten. Anfang Dezember war via Patienten bekannt geworden, dass der langjährige Hausarzt Franz Baumann seine Praxis aus gesundheitlichen Gründen per sofort schliessen werde. Zwar war schon länger klar, dass er altershalber mittelfristig einmal aufhören würde und dass die Suche nach einem Nachfolger bisher erfolgslos war – doch niemand hatte damit gerechnet, dass dies von einem Tag auf den anderen passieren würde. Kurz davor hatte Baumann sogar noch seinen Mietvertrag erneuert.

Darum steht Brütten nun unvermittelt ohne Hausarzt da, was insbesondere für ältere oder weniger mobile Menschen «extrem mühsam ist», wie Sozialvorsteherin Erika Schäpper Trüb von vielen Betroffenen gehört hat. Sie müssen bei Gesundheitsproblemen jetzt nach Nürensdorf, Bassersdorf oder Winterthur fahren. Ändern wird sich diese Situation bis auf Weiteres kaum, denn der schweizweite Mangel an Hausärzten erstickt eine diesbezügliche Hoffnung im Keim. «Es ist derzeit schwierig bis unmöglich, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für eine einzelne Hausarztpraxis zu finden», sagt Schäpper. Sie kennt den Fall einer Hausarztpraxis am Zürcher Bellevue, bei der die Suche nach einem Nachfolger vergebens war. «Da wäre es vermessen von uns auf dem Land zu denken, dass wir da einfach so erfolgreich sind.»

«Wir dürfen nicht auf der Schiene Hausarzt allein fahren, sondern müssen auch unkonventionelle Lösungen in Betracht ziehen»

Erika Schäpper, Sozialvorsteherin

Unkonventionelle Lösungen

Wichtig sei jetzt eine Auslegeordnung zu machen und für Überlegungen in alle Richtungen offen zu sein, betont sie. Denkbar sei beispielsweise, im neuen Zentrumsbau eine multifunktionale Praxis einzurichten – das bedeutet, dass beispielsweise an zwei Tagen ein Hausarzt anwesend ist, an weiteren zwei Tagen ein Kinderarzt, und an weiteren zwei Tagen nochmals ein anderer Arzt. «Wir dürfen nicht auf der Schiene Hausarzt allein fahren, sondern müssen auch unkonventionelle Lösungen in Betracht ziehen», so Schäpper.

Am Neujahrsapéro der Genossenschaft Zentrum Brütten war das ebenfalls Thema. Präsident Ueli Arn erklärte dort, dass man eine Anfrage einer Apotheke erhalten habe für eine Praxismöglichkeit für zwei oder drei Tage oder Nachmittage die Woche. Neue Ärzte scheuten die Initialinvestitionen für eine Praxis, welche sich schnell mal auf eine halbe Million Franken belaufen, so Arn. Ein Votant, der selbst Arzt ist, hat diese Möglichkeiten jedoch nach seiner Einschätzung als «Jahrtausendwunder» bezeichnet und erstickte somit sämtliche Hoffnungsschimmer im Gemeindesaal.

An der Gemeindeversammlung Mitte Dezember hatte Gemeindepräsident Fritz Stähli zudem angekündigt, kurzfristig den Ausbau der Rotkreuz-Fahrten zu prüfen.

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